Besondere Subdominante


18.08.2020, 13:46

Ich glaube, ich habe eine Antwort: Das könnte einfach ein halbverminderter Akkord als Subdominante sein. Dasselbe habe ich bei Schubert wiedergefunden:

Der Bass muss hier ignoriert werden, da er ein Orgelpunkt ist. Was meint ihr?

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Marco,

ich denke auch in der Funktionstheorie, aber im 20. Jahrhundert stößt sie an ihre Grenzen. Diese beiden Akkorde, so wie Du sie notiert hast, in einen funktionalen Zusammenhang zu bringen, sozusagen 'mit Gewalt', ist nicht mehr im Sinne der Funktionstheorie.

Wäre da ein anderer Kontext, wie Folgender, sähe es anders aus:
C - a - f(56) - a - G4-3 - C
F-Moll wäre hier eine Moll-Subdominante mit sixte joutée (5 und 6 kann ich hier nicht übereinander schreiben).

Aber das ist es ja nicht. A-Moll steht hier als gedachte Tonika.

D als Grundton anzunehmen ergibt keinen Sinn: Denn erstens hört man d nicht als Grundton, und zweitens kann in der klassischen Harmonik die Subdominante kein Septakkord sein. (Auch das as wäre exotisch. Es gibt einen Dominant-Septakkord mit tiefalterierter Quinte. Aber dieser ist ein Dur-Akkord und müsste zwingend anders weitergeführt werden.)

Also ist f der Grundton. A-Moll --> f-Moll --> a-Moll, das ist eine Rückung, die von der Funktionsharmonik nicht erfasst wird. Wieder geht es mit einem Konjunktiv weiter: Würde sich an eine einfache Rückung ein Kadenzgeschehen anschließen, ließe sich das darstellen:
t - (x - x - x - s - D) t
Hier wird jedoch 'hin und her' gerückt.
Es hilft alles nichts: Keine Kadenz im klassischen Sinn, keine Funktionen. Also auch keine Subdominante.

Viele Grüße
Arlecchino


Mahakaruna  17.08.2020, 21:21

Was hälst du von tg? f moll als Mediante 2ten Grades zu a moll?

In der erweiterten Funktionstheorie werden solche entfernteren Verwandtschaften recht gut aufgegliedert imho.

Gruß

0
Arlecchino  17.08.2020, 23:31
@Mahakaruna

Ja, natürlich kann man es so bezeichnen.

Allerdings entfernt sich die Theorie hier doch sehr von der Praxis. A-Moll und f-Moll, c-Moll und as-Moll - man hört keine funktionelle Verwandtschaft mehr.

'Mediante' und 'Gegenklang sind Begriffe, die nur etwas über den Abstand der Grundtöne aussagt, nichts über die Nähe oder Entfernung im Quintenzirkel.
Die Wikipedia ist nach wie vor nicht der Maßstab der Dinge, aber die Autoren des Medianten-Artikels sehen das ähnlich: " 'Mediante' ist im eigentlichen Sinn kein Funktionsbegriff".

0
Marcoschnarko 
Beitragsersteller
 18.08.2020, 13:41

Ja nee in meinem Beispiel ist A-Moll schon die t. Es handelt sich um "Nannas Lied" von Kurt Weill. Relativ weit am Anfang.

Aber danke für deine klugen Überlegungen!

0
Arlecchino  18.08.2020, 13:43
@Marcoschnarko
Aber das ist es ja nicht. A-Moll steht hier als gedachte Tonika.

Das ist die Prämisse meiner Antwort.

0
Marcoschnarko 
Beitragsersteller
 18.08.2020, 13:52
@Arlecchino

Ah, tschuldigung! Habe Grundton mit Tonika verwechselt. Aber auch f als Grundton finde nicht schlüssig, weil sich beim Hören klare funktionstheoretische Zusammengänge erschließen. In meiner Ergänzung habe ich Halbvermindert vorgeschlagen. Das ist es vielleicht.

0
Arlecchino  18.08.2020, 14:02
@Marcoschnarko

Schön, dass Du Dich so in den Sachverhalt vertiefst, aber da hast Du nun eine zweite Frage nachgelegt, die mit der Ausgangsfrage gar nichts zu tun hat!

Zu Schubert:

Der verminderte Septakkord ist ein verkürzter Akkord, das bedeutet, der Grundton fehlt. Hier ist es: (a) - cis - e - g - b. Das d im Bass ist Orgelpunkt, wie Du schon geschrieben hast, das f im Diskant ist eine Vorhaltsnote. Und der Akkord ist natürlich die Dominante!

0
Marcoschnarko 
Beitragsersteller
 19.08.2020, 10:56
@Arlecchino

Ja, stimmt, das ist ein Dominantseptnonenakkord mit Quartvorhalt. Und was meinst du zu meiner Halbvermindert-Theorie?

0
Marcoschnarko 
Beitragsersteller
 19.08.2020, 14:08
@Arlecchino

Hm! Ja, Sexte, stimmt. Aber mich überzeugt das hier alles nicht. Den Stern kriegst du trotzdem.

0
Arlecchino  19.08.2020, 15:57
@Marcoschnarko
Aber mich überzeugt das hier alles nicht.

Das ist ja ein Rundumschlag. Auch, wenn wir hier an dieser Stelle nicht weiterkommen, fände ich es schön, wenn Du das auf einen Punkt bringen könntest.

Ansonsten - Dir weiterhin einen schönen Sommertag und schönen Dank für Deine Aufmerksamkeit!

1

Dadurch, dass der Notenausschnitt so kurz ist, liegen sehr wenig Informationen vor. Man müsste etwas über die Epoche wissen und die Musikrichtung. Müsste ich die Akkordsymbole für meine Zwecke aufschreiben, würde ich das einfach als ein Fm6 ansehen.

Das mag z.B. bei Bach noch etwas anders gewesen sein, aber im Jazz kann man im Prinzip von jedem Akkord zu jedem anderen Akkord wechseln. Und auch im 19 Jh. gab es ganz andere Freiheiten als im Barock.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich musiziere und komponiere seit meiner frühen Jugend

Marcoschnarko 
Beitragsersteller
 17.08.2020, 14:46

Chanson des 20. Jh.

Aber fm6 ist interessant: Demnach wärs die 6 ajoutée der Parallele.

0
Kaiserming  17.08.2020, 17:20
@Marcoschnarko

Würde sich das Fm6 (oder was auch immer) in ein C auflösen, wäre es klarer. Was für ein Stück ist den das genau?

0

Das ist "Sixte ajoutee "

https://de.wikipedia.org/wiki/Sixte_ajout%C3%A9e

Klingt wunderschön!!!


Marcoschnarko 
Beitragsersteller
 17.08.2020, 11:38

Aber doch nicht mit Terzbass, verminderter Quinte und kleiner Septime! Außerdem fehlt die Sexte, die dem Akkord ihren Namen gibt.

1
Getin  17.08.2020, 11:45
@Marcoschnarko

Dann ist einfach eine Moll Subdominante mit Terz im Bass wo kleine Terz (as) aufgetaucht ist. Diese hat keine besondere Name , soweit bekannt

1