Beerdigung ohne Freunde?

3 Antworten

Hallo,

das ist ganz unterschiedlich.....für die einen sind viele Menschen auf einer Beerdigung ein Trost......für andere wieder nicht.

Vlt. haben die Eltern für sich entschieden dies in allerkleinstem Kreis zu machen? (Haben wir im übrigen bei unserer Tochter auch so gemacht).

Da musst du dich als Eltern um niemanden kümmern, brauchst auf niemanden zugehen.....bist einfach nur füreinander da......


nachdenklich30  06.02.2016, 17:06

Hm, egal, wie viele da sind:

Als enge Angehörige würde ich mich nicht verpflichtet fühlen, mich um irgendjemanden kümmern zu müssen.
Wenn ich es gerade kann, ist gut. Wenn nicht, dann lasse ich es.

Und wenn ich nicht erragen kann, dass mir jemand die Hand gibt, würde ich mich so stellen, dass keiner dran kommt und ggf. jemanden bitten, sich passend davor zu stellen.

Aber die engen Angehörigen sind nicht da, um den Rest zu trösten. Sondern genau umgekehrt.

Bloß wenn ich alle anderen ferngehalten habe, können sie auch nicht für mich da sein.

0
Morticia20  06.02.2016, 20:27
@nachdenklich30

Es gibt Situationen im Leben da will man vlt. für sich allein sein?

Kann man aber nur dann nachvollziehen wenn man so eine Situation (egal welcher Art) erlebt hat.

Und nicht erst einmal habe ich erlebt wie Angehörige sich verpflichtet gefühlt haben zu reden oder sonst etwas, oder wie eben die Wünsche dieser nach Abstand nicht respektiert wurden.

0

Was ist "schlimm"?

Eine der Erkenntnisse meines Lebens ist: Das Leben ist manchmal ganz schön hart. Der eine hat Glück und bleibt sein Leben lang vor schlimmen Ereignissen verschont.

Der andere hat Pech, ist mit vielen schweren Unfällen und Todesfällen oder schlimmen Krankheiten belastet.

Manche Menschen wollen nicht, dass jemand zu ihrer Beerdigung kommt. Vielleicht, weil sie Angst haben, mit ihrer Trauer unangenehm aufzufallen. Sie laden viele Menschen gar nicht erst zur Beerdigung ein und manche sogar bewusst aus. Ich finde das traurig, weil es eine verpasste Chance auf Zuwendung in der Trauer ist.

Wenn nur seine Eltern da waren, hatten auch sie offenbar keine Freunde. Man geht ja nicht nur aus Freundschaft zum Verstorbenen zur Beerdigung... Vielleicht war es auch ein ungünstiger Zeitpunkt, zu dem viele schlicht nicht konnten.

Jetzt muss man sagen: Es war, wie es war.

Aber Du warst offenbar auch nicht auf der Beerdigung?

Warum eigentlich nicht? Und: Hast Du jetzt deswegen ein schlechtes Gewissen?

Worüber ich aber am meisten nachdenken würde: Sind nicht zu wenige Freunde im Leben noch viel schlimmer als zu wenige Freunde im Tod? Wem bin ich solch ein Freund, dass er mich auch auf dem Friedhof nicht im Stich lassen würde? Was könnte ich dafür tun, solche Freunde zu bekommen?

Dass Tote keine Freunde haben - sie sind tot. Aber dass so viele Menschen als Lebende ohne Freunde leben: Das ist nicht wirklich gut!


Morticia20  05.02.2016, 19:20

"Wenn nur seine Eltern da waren, hatten auch sie offenbar keine Freunde.
Man geht ja nicht nur aus Freundschaft zum Verstorbenen zur
Beerdigung..."

Eben weil unsere Freunde Freunde sind und uns verstanden haben sind sie ncht zur Beerdigung unserer Tochter gekommen.....wir haben uns ganz bewusst dazu entschieden dies allein für uns zu haben/zu machen.

Jeder der dann wollte konnte später an das Grab gehen.

Hier geht es nicht um die Befindlichkeiten der anderen, der Außenstehenden, sondern um die der engsten Angehörigen.

0
nachdenklich30  06.02.2016, 14:08
@Morticia20

Das muss jeder für sich entscheiden.

Und immer gibt es gute Gründe dafür oder dagegen.

Da gibt es selten richtig oder falsch.

Ich bin (als Pfarrer und zeitweise freier Grabredner) berufsbedingt an vielen Beerdigungen beteiligt gewesen. Zum Teil ganz allein mit dem Bestatter, evt. dem Friedhofsbediensteten und einigen Grabträgern, weil es ansonsten keine bekannten Angehörigen oder Freunde gab.

Zum Teil nur mit den engsten Angehörigen.

Zum Teil großen Beerdigungen mit Hunderten Trauernden.

Immer war es möglich, würdig Abschied zu nehmen.

Und doch: Wenn man mich fragen würde, ob man mit oder ohne Freunde Abschied nehmen soll: Ich würde immer dazu raten, es mit Freunden zu tun. Ich habe bisher immer erlebt, dass es eine Stütze und eine Bereicherung war. Es mussten keine vielen Worte fallen.

In gewisser Weise und in manchen Fällen finde ich es auch unfair gegenüber den Freunden. Sie haben den Verstorbenen gekannt, sie haben den (ggf. drohenden und dann den tatsächlichen) Verlust begleitet und mit erlitten. Eine gut gestaltete Trauerfeier ist nicht nur für die engsten Angehörigen, sondern auch für Freunde und Bekannte eine Möglichkeit, gute Schritte auf dem Weg der Trauerarbeit zu gehen. Und sie gibt den Freunden möglicherweise Anstöße und Hilfestellung, mit den engsten Angehörigen in einen hilfreichen Kontakt zu kommen.

Aber es muss jeder selber wissen.

Ich habe gerade in der Begleitung älterer Menschen lernen müssen auszuhalten, wie sie leben und sterben. Manche können und wollen sich nicht helfen lassen. Das ist für die anderen rundherum sehr bitter und kann manchmal fast physisch weh tun, aber es lässt sich nicht ändern.

Manchmal ist die Gemeinschaft dazu da, dies gemeinsam auszuhalten und still zu begleiten. Und manchmal ist es so, dass einem gar nicht klar ist, wie sehr er die Gemeinschaft damit an ihre Grenzen bringt.

Des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Und manchmal macht er sich und anderen damit den Himmel zur Hölle. Und manchmal ist die Gegenwart so schwer und belastend, dass man sie nur alleine ertragen kann.

Wer will das werten?

0
Morticia20  06.02.2016, 15:09
@nachdenklich30

Mir ging es um deine Aussage, das die Eltern wahrscheinlich dann keine Freunde haben....

Ich bin Bestatterin und rate auch dazu gemeinsam Abschied zu nehmen.

Auf der anderen Seite kann ich verstehen wenn jemand dies nicht möchte.

Ein richtig und ein falsch gibt es hier nicht...

1

Für den Beerdigten ist es wahrscheinlich nicht schlimm.

LG Larry