bedeutung: das menschliche leben ist unverfügbar! (religion)

13 Antworten

Es gibt auch innerhalb der katholischen Kirche verschiedene Meinungen.

So schrieb z.B: Frances Kissling von den "Catholics for a Free Choice": "Eine Position vertrat die Kirche sehr klar: dass nämlich der Fötus von dem Moment an Person werde, wo ihm der Schöpfer eine Seele eingibt. Was die Kirche lehrte, war, dass der Schöpfer niemals eine Seele in Materie oder in Material geben würde, das noch nicht entwickelt genug ist, einer Seele würdig zu sein, und viele Theologen glauben, dass dies mit der Zunahme der Hirnaktivität während der letzten Phase des 2. Trimesters einer Schwangerschaft eintritt. In neuerer Zeit haben feministische Theologinnen eigene Theorien über das Personsein des Fötus entwickelt. Sie stützten sich darauf, dass die Einwilligung, eine Person zur Welt zu bringen, Teil des Bündnisses von Maria mit Gott war. Daraus leiteten sie ab, dass personales Menschsein dann beginnt, wenn eine Frau eine Schwangerschaft bejaht, wenn sie zu Gott sagt und entscheidet: "Ich nehme diese Schwangerschaft an und bin bereit, dieses Kind zur Welt zu bringen".

Oder die katholische Theologin Andrea Arz de Falco: "Personsein ist etwas, das in Beziehung zu anderen Menschen steht."

Über die Stellungnahme der deutschen Evangelischen Kirche kenne ich mich nicht aus. Aber der schweizerische Evangelische Kirchenbund hat 1997 in einer Stellungnahme zur Fristenregelung geschrieben: "Menschliches Leben im biblischen Sinn ist nicht bloss biologisches Leben. Es ist mehr: Eine leiblich-geistig-seelisch-soziale Einheit".

Der deutsche evang. Theologe Prof. Jürgen Moltmann hat einmal gesagt: "Menschliches Leben ist angenommenes, geliebtes und erlebtes Leben". Das ist, denke ich, gemeint, wenn gesagt wird, menschliches Leben sei nicht bloss biologisches Leben, sondern dazu gehöre auch soziale Annahme (durch die Eltern und die Gesellschaft).

Der protestantische Theologe Gyula Barczay schrieb 1974: "Evangelische Verantwortung für das menschliche Leben gilt nicht dem Abstraktum 'menschliches Leben', sondern dem konkreten Mitmenschen. [...] Erwünschtsein ist eine grundlegende Bedingung der humanen Qualität menschlichen Lebens".

Mehr zu ethischen Fragen zu Abtreibung findest du auf http://www.abtreibung-avortement.info/de/ethik/ethik.htm

Die Sache mit dem Abtreibungsparagraphen hat Generationen von Politikern beschäftigt und ganze Bevölkerungsschichten gespalten...

Wenn man sagt, "das menschliche leben ist unverfügbar", dann sollte man sich auch überlegen, wie oft man in Operationen Menschen vor dem Tod rettet, dass ist z.T. auch ein Eingriff in das religiöse Verständnis von "Gottes Wille", auch wenn ich der Meinung bin, dass Gott uns ja keinen freien Willen gegeben hätte, um uns dann nicht die Vorteile von "Intensivmedizin" oder den Eingriff in die Familienplanung zu gestatten...

Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zur Abtreibung, weil ich jede Tötung nicht unbedingt schön finde, nur habe ich auch gelernt, dass sich nicht jede Mutter dazu durchringen kann, Ihr Kind auszutragen und dann wegzugeben, also sollte man Ihr alle Unterstützung zukommen lassen und dann am Ende auch die Entscheidung zur Abtreibung akzeptieren. Wir hatten in Berlin zwei Fälle in den letzten Wochen, wo Mütter Ihre Kinder heimlich zu Hause bekamen und sie danach töteten...da ist die Abtreibung sicher weit weniger grausam.

Die evangelische Kirche engagiert sich in der Beratung, aus der sich die katholische Kirche leider verabschiedet hat. Da eine solche Entscheidung eine Gewissensfrage ist, kommt den Kirchen hier eine besondere Verantwortung zu, denn die Anhänger dieser Kirchen erwarten von Ihnen, sie in dieser Entscheidung nicht nur zu beraten, sondern die getroffene Entscheidung auch mit zu tragen...


waldfrosch  04.12.2011, 11:04
  • Es ist nicht richtig das die Katholische Kirche sich von der Beratung Schwangerer verabschiedet hat ,sie hat sich lediglich von einer offiziellen "Beratung" verabschiedet ,die darin gipfelt ein Papier zur Tötung eines Kindes auszustellen zu müssen.
  • Die Mehrheit der Abtreibungen geschehen aus Psychosozialen Gründen .
  • Und es werden auch Trotz legalisierter Tötung von Kindern = Abtreibung ,auch immer noch kleine Kinder nach der Geburt getötet .

  • Es spricht für die Katholische Kirche, das sie dort beim organisierten Kindermord des 21 Jahrhundert nicht mitmacht .

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riara  04.12.2011, 12:09
@waldfrosch

Die generelle Ablehnung des Schwangerschaftsabbruch (Tötung ist m.E. nicht das richtige Wort) führte in der Vergangenheit zu fürchterlichen Folgen, da sich die Betroffenen von Hinterhof-Experten - Engelmachern - 'behandeln' ließen, diese Praxis führt z.B. in meinem alten Wohnort Nairobi dazu, dass die Opfer solcher 'Engelmacher' mehr Betten belegen als die Wöchnerinnen. Von den geschätzten 800-1.200 (p.A.) tödlichen Ausgängen solcher 'Operationen' mal ganz abgesehen...

Es ist unstrittig, dass man alles daran setzen sollte, die betroffene Frau zu einer anderen Lösung zu bewegen, nur wird man damit nicht den Schwangerschaftsabbruch ausradieren können, die Kirchen haben die Verantwortung sich um Ihre Schäfchen zu kümmern, wenn man dann Frauen und Ärzte der Tötung bezichtigt, macht man sich selbst schuldig...wer richtet soll gerichtet werden...

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waldfrosch  04.12.2011, 22:16
@riara

@rara

  • Glaube mir, ich richte niemanden ,denn ich kenne die Not solcher Frauen aus eigener schmerzlicher Erfahrung ,ich habe sie selbst durchlebt in meinem Leben ,denn ich bin selbst eine von Abtreibung betroffene Frau .

  • Die R.K. Kirche verurteilt keine Frau die Abgetrieben hat ,ganz im Gegenteil sie richtet sie wieder auf !

  • Ich könnte stundenlang über dieses Thema schreiben und warum die Katholische Kirche recht hat mit ihrem Standpunkt.

Es fehlt mir aber leider die Zeit dazu ,vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt .

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riara  04.12.2011, 23:01
@waldfrosch

Ich spreche auch niemanden das Recht ab, dazu eine eigene Meinung zu haben, nur ist die religiöse Sicht dieses Vorgangs leider sehr kurz gedacht, in Deutschland oder der westlichen Welt mag es sogar verwerflicher sein, denn hier bekommt man als alleinstehende Frau eine ganz andere Unterstützung, in Entwicklungsländern schert sich kaum einer um die jungen Frauen, erst wenn man die Lebensbedingungen verbessert wird sich grundsätzlich etwas ändern...

Wenn die katholische Kirche sich um solche Frauen kümmert, dann bin ich froh, nicht jeder verkraftet so einen Eingriff ohne seelische Schäden, wir haben unser erstes Kind durch eine Fehlgeburt verloren, der Fötus kam im Bett zum Vorschein, den Horror werde ich mein gesamtes Leben nicht vergessen, meine Frau brauchte Monate um darüber hinwegzukommen, danach bekamen wir zwei wundervolle und gesunde Kinder, das grösste Glück unseres Lebens und beides waren absolute Wunschkinder...bis heute

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omikron  03.12.2011, 12:53

Unverfügbarkeit ist zunächst mal kein religiöser Begriff.

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riara  03.12.2011, 13:18
@omikron

Stimmt, welches Zitat könnte man aus der Bibel nennen?

Leben und Wohltat hast du an mir getan, und dein Aufsehen bewahrt meinen Odem. (Hiob,10:12)

Ist jetzt das einzige, was mir meine Konkordanz zurückgibt, das kann man natürlich verschieden verstehen. Die Aufsicht könnte man auch als Schutz des ungeborenen Lebens deuten, auch wenn man damals ja praktisch keine Wahl hatte...

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"Menschliches Leben ist unverfügbar".

Das ist interpretationsbedürftig und kommentierbar. Kommt ganz darauf an, aus welcher Sicht du das interpretierst/kommentierst, ob aus konservativ-katholischer bzw. -evangelikaler Sicht oder aus progressiv-christlicher oder humanistischer, atheistischer Sicht.

Wer denkt, "Gott" allein dürfe über befruchtete Eizellen und kranke Menschen entscheiden, der darf folgerichtig weder in vitro Fertilisation, noch Intrauterin-Spiralen, noch in irgend einem Fall eine Abtreibung, noch Sterbe- bzw. Suizidhilfe befürworten. Konsequenterweise dürfte er aber auch lebensverlängernde Massnahmen nicht befürworten. Weil die pfuschen ja "Gott" auch ins Handwerk.

Wer jedoch denkt, Menschen seien selbstverantwortliche autonome Individuen, der wird auch akzeptieren, wenn jemand sagt: "Es ist MEIN Leben" (sei es bei der Abtreibungsproblematik oder am Lebensende). Er wird das Selbstbestimmungsrecht (bzw. Verfügungsrecht) in diesen Situationen befürworten. In diesem Sinn ist Leben nicht unverfügbar.

Damit ich nicht falsch verstanden werde: das EIGENE Leben ist verfügbar. Im Fall der Abtreibung geht es auch um das eigene Leben, dasjenige der Frau (allerdings meist nicht im rein biologischen Sinne von "Leben"). Über das Leben ANDERER darf ich selbstverständlich nicht verfügen (der Embryo ist noch kein "Anderer", sondern die Leibesfrucht der Schwangeren, in ihrem Körper drin, mit ihr verbunden). Folglich sind z.B. auch Patientenverfügungen am Lebensende durch Ärzte zu respektieren.

das, was ihr aufgeschrieben habt, mag aus kirchlicher sicht stimmen...

aus heutiger sicht.

doch hexenverbrennungen, kreuzzüge... usf.

geschahen auf kirchlichen rat

gegen abtreibung zu sein, kommt mir dagegen, wie ein schlechter witz vor...


waldfrosch  04.12.2011, 11:11

@dollger

Du solltest einmal ein Historisches Buch in die Hand nehmen ,dann würdest etwas weniger verwirrt sein .

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annemarie37  05.12.2011, 12:56
@waldfrosch

Wie wär's mit "Kriminalgeschichte des Christentums" von Karlheinz Deschner?

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DarkSepia  03.12.2011, 00:13

doch hexenverbrennungen, kreuzzüge... usf.

Das ist bereits Dekaden her und die katholische Kirche hat sich geändert.

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waldfrosch  04.12.2011, 11:12
@DarkSepia

@Dark Sepia

Nein die Kirche ist und war die gleiche ,nur die Vermutungen über die Kirche haben sich geändert

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Kayahi  04.12.2011, 20:32
@waldfrosch

Bedeutet das, dass die katholische Kirche weiterhin Hexen verbrennt und Andersgläubige abschlachtet, wir vermuten es nur nicht mehr?

Vielleicht sollte man das dem Verfassungsschutz melden?

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Unverfügbar heißt, dass niemand darüber verfügen kann.