Azubi wurde vom Arbeitgeber zum Kündigen genötigt?
Guten Tag,
ich habe mal eine reine Interessensfrage. Ich mache eine Ausbildung als Fachkraft für Schutz und Sicherheit in einem relativ großen Betrieb. Erstmal eine kleine Vorgeschichte.
Es gab einen Azubi bei uns, der mit einer verschobenen Kniescheibe geboren wurde und immer eine Bandage darum tragen muss. Daher kann er leider auch nicht so lange stehen. Unseren Ausbilder wussten beim Unterzeichnen des Ausbildungsvertrages von seinen Knie Problemen.
Die 12 Stunden Schichten die bei uns Azubis schon manchmal mehr als Grenzwertig sind, schafft er meistens gerade so. Anstatt dass er in Objekte eingeteilt worden ist, an denen er eventuell nur an einem Empfang sitzt, hat er jedes mal die heftigen Veranstaltungen erhalten, an denen man nicht mal 1 Sekunde sitzen kann (abgesehen von der Pause).
Nun hat er sich leider des öfteren Krank melden müssen, da das 12 Stunden Lange stehen enorme Schmerzen bei ihm verursachte. Jedoch muss man hier sagen, dass von unseren ganzen Azubis, er nicht mal die meisten Krankheitstage hatte. Da gibt es immer noch welche die mit 40+ Krankheitstagen in einem Lehrjahr unterwegs sind.
Nun wurde der Azubi mit den Knieproblemen gegen Anfang des Jahres zu einem persönlichen Gespräch einberufen. Er rief mich danach ganz aufgewühlt an und erzählte mir was passiert war. Aufgrund seiner Gesundheitlichen Probleme sehen unsere Ausbilder keinen Sinn mehr für ihn, die Ausbildung weiterzuführen. Sie haben ihm den Kündigungsvertrag vorgelegt, mit den Worten
"Wenn Sie nicht kündigen, dann werden dass die schlimmsten 2 Jahre Ihres Lebens für Sie."
Er wusste nicht wie er reagieren sollte und hat alles erstmal mit Schlucken hingenommen. Ihm wurde dann, ohne dass er überhaupt irgendwas unterschrieben oder gesagt hat, seine Resturlaubstage reingehauen, so dass er gar keine andere Wahl hatte, als den Betrieb dann schlussendlich zu wechseln. Da unsere Ausbilder wussten, dass es keine rechtliche Grundlage gibt ihn zu kündigen, haben Sie es versucht ihm Auszureden.
Hierbei muss ich noch hinzufügen, dass er sich nicht mal mehr in der Probezeit befunden hatte.
Wir hatten ihm gesagt, er solle zu Ver.di und zum Arbeitsgericht gehen, hat es aber nicht gemacht, da das viel zu viel Stress wäre und er sich sowieso ab dem Zeitpunkt im Betrieb nicht mehr willkommen gefühlt hat.
Mittlerweile hat er sich von der Sicherheit distanziert und macht nun eine andere Ausbildung. Jedoch möchte ich gerne wissen, wer hier im Recht war, für den fall, dass sowas erneut mit einem anderen Azubi passieren sollte.
Ich freue mich auf eure Antworten.
LG Fives
4 Antworten
Hallo CT5555Fives,
im Recht ist das Ausbildungsunternehmen erst einmal nicht.
Der Auszubildende ist seinen Verpflichtungen vollumfänglich nachgekommen.
Erhöhte Krankheitstage sind kein Kündigungsgrund, sofern nicht betrieblich wichtige Gründe dagegenstehen (drohende Insolvenz aufgrund solcher Krankheiten bspw.).
Demnach hätte eine Kündigung des Auszubildenden vermutlich vor keinem Gericht Bestand.
Die Frage ist aber, ob dem Auszubildenden mit dem neuen Ausbildungsbetrieb nicht sogar mehr geholfen, als ihm geschadet wurde. Denn offensichtlich war er für den Beruf und/oder euer Unternehmen nicht geeignet mit seiner Beeinträchtigung.
Das hätte das Ausbildungsunternehmen aber bereits während der Probezeit merken können und entsprechende Gespräche sowie Maßnahmen treffen können.
emesvau
Einen Azubi kündigt man nicht so einfach. Daher war das Verhalten des AG falsch.
Die Anzahl der Krankentage bei den übrigen Azubis spricht auch nicht gerade für den Betrieb. Ich denke auch in dem Beruf kann ab einer gewissen Anzahl von Krankheitstagen die Zulassung zur Prüfung gefährdet sein.
Bei deinem Azubi hat man sich vom Charakter jemand ausgesucht den man einschüchtern kann. Warum man diesen Weg gewählt hat?
Mit dem Wissen der Vorerkrankung.. hätte man sinnvollerweise eine ärztliche Untersuchung vorangestellt welche die Eignung für den Beruf prüft, falls nicht geschehen oder aber erst überhaupt nicht eingestellt.
Rein im Hinblick auf seine Gesundheit.. war er gut beraten sich von dem Beruf zu verabschieden.
Aber in einem relativ großen Betrleb - gibt es dort keinen Betriebsrat oder JAV? Das wäre die erste Anlaufstelle nach dem Gespräch.
Mit Sicherheit hätte das den Ausbildungsberater bei der IHK interessiert.
Eine erpresste Kündigung, ein solches Vorgehen des Betriebes weckt große Zweifel an der generellen Ausbildungsfähigkeit.
Es ist komplett unverständlich, weshalb man nicht die Probezeit genutzt hat.
Ich denke mal, der Betroffene hätte selbst wissen müssen, dass er einen anstrengenden Beruf nicht ausüben kann.
Hier ist ja alles falsch gelaufen, was nur falsch laufen konnte.