Autofreie Stadt. Ja oder a?

Das Ergebnis basiert auf 16 Abstimmungen

Bin dafür, weil ... 50%
Bkn dagegen, weil ... 50%

7 Antworten

Bkn dagegen, weil ...

Einkaufen
Die wenigsten wohnen in der Nähe von Geschäften. Großeinkäufe in Bus und Bahn + Umsteige nachhause zu schaffen, ist kaum möglich.

Ältere / Eingeschränkte Mitbürger
Für viele sind schon Kurzstrecken kaum zu schaffen. Wenn es dann zum Arzt, einkaufen ect. geht, brauchen die meisten jemanden der sie fährt.

Arbeitsweg
Wer mit dem Rad oder Bus keine Probleme hat, darf sich freuen. Die meisten müssen weite Strecken bewältigen, arbeiten in Schichten, starten oder landen in Gegenden - ohne entsprechende Anbindung.
Es ist ein Unterschied eine Strecke in 20 min mit dem Auto zu bewältigen oder mit Bus,Bahn ect. 2h unterwegs zu sein, besonders wenn man um 6:00 morgens da sein muss oder gegen 22:00 Feierabend hat und die dann noch miesere und noch länger dauernde Strecke in der Nacht zu bewältigen.

Alltag
Hier wird’s komplett individuell. Habe ich keine Verpflichtungen und nur meinen Job, komme ich stressfrei fast überall mit den Öffis hin.
Muss ich nach der Arbeit jedoch einkaufen, Kinder abholen und zu zeitlich engen Terminen bringen, mich um Angehörige kümmern, wichtige Termine erledigen usw. wird es ohne Auto wieder nichts.

Shoppen
Die jungen Leute bestellen fast nur übers Internet, die älteren Semester brauchen ihr Auto wenn sie nicht mehr fit sind.
Was passiert, wenn eine eigentlich beliebte Ladenstraße mit dem Auto kaum noch erreichbar ist, sieht man in Hamburg aktuell an der Waitzstraße.
Die Kunden bleiben weg, die Öffnungszeiten wurden bereits verringert, Aushilfen entlassen. Und das alles, obwohl direkt neben der Waitzstraße der Bahnhof ist. Jedoch besuchen diese Ladenstraße meistens Rentner, die aufs Auto eben angewiesen sind 🤷🏼‍♀️

Ich kann für mich sprechen, ohne Auto wäre ich im Mors. Ich habe ein 20min Slot mein Kind nach der Arbeit von der Schule abzuholen und weiter zu Ergo/Logo zu bringen (Slot 30 min).
An den anderen Tagen kommen weitere knappe Zeitfenster mit Terminen hinzu.
Ich weiß auch wie es ist, nachts um 23:00 durch einsame Industriegebiete zur S-Bahn zu wandern, da der letzte Bus um 22:15 abgefahren ist. Wie es ist, um 3:55 den ersten Bus zu nehmen um es pünktlich um 6:00 zur Arbeit zu schaffen und sehr viel Zeit mit draußen rumstehen zu vergeuden (alle 20 min Bus oder Bahn, Wartezeit an Haltestellen 15-18 min… toll getimted 🙄). Damals war mein Abwehrspray mein wichtigster Begleiter, da es als Frau um solche Zeiten und in diesen Gegenden, äußerst unangenehm war. Heute würde ich es allein wegen meiner Termine und Verpflichtungen eh nicht mehr schaffen, 2 std durch die Gegend zu bummeln 🙈

Bkn dagegen, weil ...
  1. Musste meine Oma viel herumfahren, die irgendwann schon aus der Puste war, wenn sie in das Auto eingestiegen ist, was direkt vor der Haustür stand. Auch bei den Ärzten wird das immer schlimmer. Einen Behindertenparkausweis hat sie trotz aller Bemühungen nie bekommen.
  2. Man muss auch in "Wohngebieten" größere Supermärkte haben, damit man zum Einkaufen nicht an den Stadtrand fahren muss. ÖPNV/Fahrrad hat für solche Einkäufe meist eine zu geringe praktische Ladekapazität. Leider wird wohl auch wg. Anlieferlärm dagegen vorgegangen. Bei uns wurde z. B. ein ehemaliger Supermarkt durch einen hässl. Wohnklotz ersetzt :-(
  3. Wenn man im privaten nicht die Möglichkeit hat sehr regelm. Auto zu fahren, wird man sich sehr sicher nicht als Fahrer bei einer FFW bzw. als freiw. Rettungsdienstler melden, weil man eben die Übung in normalen Situation für die Stresssituationen braucht. Ähnl. bei ÖP(N)V- bzw. LKW-Fahrern. Die haben jetzt schon extreme Nachwuchssorgen, weswegen immer wieder auch ÖP(N)V-Fahrten ausfallen.
  4. Man braucht die E-Autos, um die Stromnetze durch Überschuss-Ladung zu entlasten, die durch die stark schwankenden erneuerbaren Energien gestresst sind. E-Autos haben meist eine höhere Energiedichte als stationäre Akku -> spart Platz. Zudem spart man sich 1x Ent-/Ladeverluste. Und Parkplätze zwischen Häusern und Straße sorgen dafür, dass es nicht so laut wirkt weil weniger Lärmreflexionen bzw. auch kommt der Wind besser durch, dass es nicht soviel Hitzestau gibt.

notting

Woher ich das weiß:Hobby
Bin dafür, weil ...

Ganz autofrei wird nicht funktionieren. Wie könnte man bei einem Umzug seine Möbel auf dem Rücken vom Stadtrand heranschaffen? Na gut, Handwagen.

Aber ich bin ein Gegner von Stehzeugen, die Bäumen den Platz streitig machen, und für die wegen Standplätze und Zufahrten Boden versiegelt werden muss.

Und pro Stehzeug gibt es drei Standplätze: In der Nähe er Wohnung, der Arbeit und der Warenbeschaffung/Freizeit.

Wenn Stehzeuge pro Tag 1 Std. bewegt werden und 50 km fahren, ist die Jahresleistung 18.250 km und sie stehen pro Tag 23 Std. irgendwo herum.

Ich bin dafür, dass die Menschen so viel wie möglich aufs Auto verzichten. Aber ich halte nichts von Verboten.

Es sei denn, das Autofahren wird nicht grundsätzlich in Städten verboten, sondern nur in einigen Städten durchgeführt, so dass jeder dann selbst entscheiden kann, ob er dort lebt oder nicht.

Aber das würde wahrscheinlich auch nur in der Theorie funktionieren.

Bin dafür, weil ...

Ganz autofrei wird man die Städte nicht bekommen, aber zumindest teilweise. Das hätte viele Vorteile, bessere Lebensqualität für die Anwohner, die Geschäfte in solchen Zonen haben mehr Kundschaft und wenn Bäume statt Straßen vorhanden sind, sinkt die Temperatur im Sommer.


TomBeerens  10.06.2024, 19:06

Mehr Kundschaft? Nie im Leben. Die Leute sind zu bequem. Das geht schon beim Bäcker los.

1
GrayWolf  10.06.2024, 19:12
@TomBeerens

Natürlich mehr Kundschaft, es heißt nicht umsonst „Laufkundschaft“. Wer zu Fuß unterwegs ist, der schaut sich die Auslagen an und kauft dann auch - mit dem Auto wird einfach vorbei gefahren, weil man sich schließlich auf den Verkehr konzentriert und nicht, welche Geschäfte am Straßenrand sind. Alle Untersuchungen zu dem Thema sind zum Schluss gekommen, dass die Läden in autofreien Zonen besser besucht werden.

Einige autofreundlichen Parteien ignorieren solche Studien allerdings und behaupten gerne mal das Gegenteil. Vor allem dann, wenn irgendwo so eine Zone eingerichtet werden soll und man sich Wählerstimmen dadurch erhofft.

0
TomBeerens  10.06.2024, 19:17
@GrayWolf

Also wenn ich jetzt nicht mehr in die Innenstadt dürfte mit meinem Auto und nun ein Weg von 5 km oder mehr zwischen Parkplatz und Geschäft hätte, denkst du, dass nimmt der deutsche hin? Der will am liebsten direkt vor der Ladentür parken.
und wenn er das weiß, dann kauft er lieber im Netz, anstatt sich ins Auto zu setzen, sein Auto außerhalb auf einem Parkplatz abzustellen und dann mit der Straßenbahn zum Geschäft fährt. Und dann noch den 55 Zoll Fernseher samt Halterung wieder in die Bahn und ins Auto…

Ja klar, das machen wir, weil wir nicht gemütlich und faul sind, sondern uns allen die Stadt autofrei besser gefällt.

dann profitiert nur noch das billige schwedische Möbelhaus, was draußen im Gewerbegebiet steht von den Kunden, während der kleine Raumausstatter in der Fußgängerzone ins leere guckt…

Studie hin oder her, deine Theorie ist ne Milchmädchenrechnung…

2
GrayWolf  11.06.2024, 02:22
@TomBeerens

Schaun wir mal ...

https://goodnews-magazin.de/mehr-umsatz-durch-autofreie-strassen/
„Menschen ohne Auto zahlen bis zu 91 Prozent der Umsätze im Einzelhandel“

https://www.fr.de/politik/weniger-autos-mehr-umsatz-92389286.html
„Denn besonders in solchen Städten, die ziemlich radikal den Autoverkehr aus der Innenstadt verdrängt haben, ist genau das Gegenteil passiert. In Groningen etwa haben die Geschäftsleute das Verkehrskonzept bekämpft, um später festzustellen, dass mehr Menschen denn je in die Stadt kamen – aber eben mit dem Rad oder dem Bus vom Park-and-Ride-Parkplatz. Inzwischen zeigen viele Studien, dass Radfahrer:innen und Fußgänger:innen häufig 70-80 Prozent des Umsatzes generieren. Sie kommen öfter zu den Geschäften als Autofahrer.“

https://www.klimareporter.de/verkehr/einzelhandel-im-irrtum-das-auto-bringt-nicht-den-umsatz
„ Wer als Geschäft nicht genug Parkplätze anbieten kann, verliert Umsatz – seit vielen Jahren hält sich dieser Mythos hartnäckig, auch in Stadtplanung und Verkehrspolitik. Dabei haben sich die Verhältnisse umgekehrt: Heute gewinnen Läden dort mehr Kundschaft, wo weniger Autos fahren.“

https://www.zukunftsnetz-mobilitaet.nrw.de/aktuelles/news/kurzgesagt-einzelhandel-1
„Erfahrungen aus den bisherigen Einsätzen unserer Stadt-Terrassen zeigen: Unabhängig von der Größe der Kommune schätzen viele Gewerbetreibende den Pkw als das entscheidende Verkehrsmittel für den Einkauf ein. Auch in anderen Bundesländern ist das die Erfahrung. Dass dies eine verzerrte Wahrnehmung ist, zeigen jüngste wissenschaftliche Studien; nicht nur in Großstädten, sondern gleichermaßen in kleineren und mittleren Kommunen. Unser neues „Kurzgesagt…Weniger PKW, mehr Umsatz“ stellt die wichtigsten Ergebnisse dieser Studien sehr übersichtlich dar.“

Das sind ein paar Quellen von vielen die belegen, dass meine Theorie genau dem entspricht, was auch Realität ist.

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