Ausdehnungsgefäß Heizung - scheinbar intakt, dennoch langsamer Druckverlust?
Habe eine Cerasmart Anlage von Junkers mit direkt eingebautem Ausdehnungsgefäß.
In den letzten Wochen viel der Druck im Heizkreislauf auf null ab. Daher dachte ich, dass das Ausdehungsgefäß defekt ist.
Aus anderen Gründen wurde nun die Anlage drucklos gemacht, Heizkreislauf also komplett entleert.
Bei dieser Gelegenheit habe ich dann die Kappe des Füllventils vom ADG abgeschraubt und kurz mit dem Schraubenzieher geprüft ob Wasser rauskommt.
Es kam aber kein Wasser, sondern ganz eindeutig Luft (oder Stickstoff) raus.
Also nahm ich an, dass es eben einfach nachgefüllt werden muss.
Das wurde gemacht, entsprechend den örtlichen Gegebenheiten, auf 1,5 bar aufgefüllt.
Aus anderen technischen Gründen (der Warmwasserspeicher wurde gewechselt), blieb die Anlage nun ein paar Tage "drucklos".
Dabei viel nun auf, dass der Druck im Ausgleichsgefäß langsam abfiel. Es dauerte ungefähr 5 Tage bis der Druck von 1,5 bar auf 0,7 bar runter war.
Nun die Frage: Ist das Gefäß dennoch defekt, obwohl beim Test kein Wasser raus-kam? Oder kann es ein anderes Problem sein?
1 Antwort
Ein Ausdehnungsgefäß kann auch defekt sein ohne das Wasser aus dem Ventil austritt. Tatsächlich ist es selbst bei einem defekten Ausdehnungsgefäß eher selten, dass Wasser aus dem Füllventil läuft.
Wenn die Blase den Druck nicht mehr halten kann, dann ist diese defekt. Die Frage wäre aber, welche Randparameter für diesen Test eingehalten wurden.
Da das innenliegende Ausdehnungsgefäß (also innerhalb des Gehäuse der Therme) nur für den Druckausgleich der Therme ist (nicht für das Rohrnetz), kann dieses durch das Abschiebern der Therme vom Rohrleitungsnetz mit abgeschiebert werden. Wurde also die Therme mit entleert und die Schieber waren zum Zeitpunkt des Tests zur Atmosphäre offen?
Abschließend wäre die Frage, warum das Ausdehnungsgefäß mit 1,5 bar Vordruck gefüllt wurde. Stand das in der Berechnung in den Revisionsunterlagen? Der Druck muss zur Anlage passen.
Wenn die Schieber zu waren als das Ausdehnungsgefäß gefüllt wurde, hat das Luftpolster im Wärmeerzeuger gegen die Luftblase des Ausdehnungsgefäß gedrückt. Dadurch wird der Solldruck schneller erreicht und wenn die Luft aus dem Wärmeerzeuger entweicht sinkt der Druck im Ausdehnungsgefäß, da der Gegendruck fehlt. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass Absperrarmaturen zwar wasser- aber nicht zwingend luftdicht sind.
Es muss somit keine Schaden am Ausdehnungsgefäß vorliegen. Die Testbedingungen waren lediglich falsch/ungünstig.
Ich bezweifle, dass ein Techniker den Druck wirklich berechnet hat. Davon ausgehend, dass es das einzige Ausdehnungsgefäß ist, wäre bei einer Berechnung bestimmt aufgefallen das es zu klein ist. (Meine Vermutung, da die in den Wärmeerzeuger verbauten Gefäße für gewöhnlich nur für den Wärmeerzeuger und nicht für die Rohrleitungen sind).
Zum Wasser und dem Füllventil --> in den Gefäß ist eine Gummiblase (quasi ein Luftballon). Diese Blase hat lediglich eine Öffnung zum Füllventil. Wenn die Blase sich auflöst, kann Wasser aus dem Ventil kommen. Wenn die Blase einfach nur undicht ist, wird diese vom Wasser gegen das Ventil gedrückt, wodurch theoretisch kein Wasser aus dem Ventil kommen kann, solange Druck auf dem Gefäß ist. Ich gehe davon aus, dass wir Beide über das Füllventil (das kleine Autoreifenventil auf dem Gefäß) und nicht über die Anschlussarmatur reden. Solange aus dem Füllventil Gas/Luft kommt, ist das für gewöhnlich ein Zeichen dafür, dass die Membran intakt ist. Es könnte aber auch in seltenen Fällen Luft aus dem System sein, welche sich im defekten Gefäß gesammelt hat.
Einfach nochmal Druck auf das Gefäß geben wenn die Anlage gegen die Atmosphäre offen und dann später nochmal kontrollieren.
Ja wir reden über das kleine "Autoreifenventil".
Habe soweit alles verstanden und werde mich mal darum kümmern. Vielen Dank für die präzise Erklärung!
Nur, wie kann sich das Gefäß nur auf den Wärmeerzeuger beziehen?
Wenn die Anlage und das Rohrsystem mit Heizkörpern gefüllt und in Betrieb ist, dann gibt es ja im Kreislauf keine Trennung mehr - also dann ist es ja EIN geschlossener Heizkreislauf - oder?
Ich hatte das mal an anderer Stelle nachgerechnet wegen der Größe des Gefäßes und der Heizkreislauf mit Heizkörpern hat im Betrieb ungefähr 70 bis 75 Liter Wasserinhalt.
Da sollte doch ein 10 Liter Gefäß wie es verbaut ist passen.
Nochmal vielen herzlichen Dank für die sehr hilfreiche Kommentierung!
Mit "auf den Wärmeerzeuger beziehen" meine ich die Größe des Ausdehnungsgefäß. Diese ist auf das Wasservolumen des Erzeugers ausgelegt.
Schau mal nach, welche Größe drauf steht. Alles unter 18 Liter ist für ein komplettes Rohrnetz zu klein.
70 bis 75 Liter Wasserinhalt in der Heizungsanlage ist recht wenig. Das wäre über den Daumen max. 10 kW Wärmeleistung. Bei einer Gastherme inkl. Rohrnetz wäre für 10 kW ein 25 Liter Ausdehnungsgefäß bei einem Sicherheitsventil 2,5 bar und 35 Liter bei einem Sicherheitsventil 3 bar nötig.
Hier kannst du das nachrechnen: RSP (reflex.de)
Ja der Druck wurde aus dem Rohrsystem und der Anlage genommen, also alles wurde entleert. Die Anlage war zur Atmosphäre hin geschlossen, es war kein Wasser drin, aber die Schieber sind zu.
Die 1,5 bar ergaben sich aus der Berechnung des Technikers für die örtlichen Gegebenheiten mit der Heizkörperverteilung im Haus.
Ich persönlich wäre auf einen niedrigeren Druck gekommen, da der höchste Heizkörper auf etwa 5,5 Meter über der Anlage liegt.
Den Punkt mit dem Wasser das eben nicht austritt, den verstehe ich nur teilweise.
Hier war es eben so, dass aus dem Gefäß eindeutig Gas rauskam. Daher schließe ich aus, dass in befülltem Zustand Wasser rausgekommen wäre ... oder mache ich hier gerade einen Denkfehler?