Aufsatz Bewertung unfair?

4 Antworten

Ich bin kein Deutschlehrer, aber habe natürlich auch mal die Institution namens Schule genossen.

Bewertung ist so eine Sache...

Es gab mal eine Untersuchung, bei der man die gleiche Deutscharbeit verschiedenen Lehrern vorgelegt hat. Wenn ich mich recht erinnere war von 1-4 alles dabei. Also ein riesiger Spielraum.

Ähnliches habe ich übrigens selbst erlebt. Meine Freundin und ich hatten damals zu Schulzeiten eine Interpretation aus einem Textanalyseheft abgeschrieben. (Und ich meine wirklich abgeschrieben...unsere Aufsätze waren bis auf die Einleitung identisch.)

Sie hatte ihre übliche 1 und ich meine übliche 3....

Wir waren übrigens fest davon ausgegangen, dass wir auffliegen würden. (Haben zwar die Arbeiten mit Absicht verzögert abgegeben, damit sie nicht direkt hintereinander liegen....aber dennoch)

Ab dem Zeitpunkt hielt sich mein Aufwand in Grenzen :-P

Und bis zum Fachabi hatte ich dann auch immer meine 3 :-P

Fazit: Wenn es nicht gerade um eine 5 oder 6 geht, würde ich mir da keine Mühe machen.


Kuhlmann26  30.01.2023, 11:28

Genau so funktioniert das System. Es gibt auf Spiegel online eine Rubrik «Lehrergeständnisse». Dort wird genau das gleiche beschrieben. Eine Mutter (Germanistin) hatte eine Interpretation (Hausaufgabe) für ihren Sohn geschrieben, der nur schlechte Noten in Deutsch bekam. Es war wie bei Dir er bekam wieder die Note wie immer, 3 oder 4.

Sie ist selbstverständlich hingegangen und hat das aufgelöst. Irgendwo dort findet sich auch der eben genannte Beitrag.

https://www.spiegel.de/thema/lehrergestaendnisse/

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Du gehst mit dem Aufsatz zu einem anderen Deutschlehrer und fragst nach einer Zweitbewertung. Du besprichst die Situation in der Klasse und dann wendet ihr euch als Klasse, mit dem Klassensprecher als Sprecher, an den Deutschlehrer und besprecht eure Beschwerden über seinen Unterricht. Wenn das nichts bringt, wendet ihr euch noch mal an den Klassenlehrer.

Ich kann und will jetzt den Aufsatz hier nicht lesen, denke aber auch, dass ein erfahrener Deutschlehrer ein besserer Ansprechpartner ist. Wenn du das nicht machen willst, lasse den Englischlehrer mal drüber sehen und frage, was er davon hält. Aber Achtung: Jeder Lehrer hat auch andere Bewertungskriterien.

Nenne konkret (Liste) Punkte, die dir an der Bewertung missfallen. Es kann schon sein, dass man als Schüler einen komplett anderen Blick auf so einen Aufsatz hat als als Lehrer. Dass es also keine unfaire Bewertung ist, nur eine Bewertung aus einem für dich fremden Blickwinkel.

Meine Erfahrung war in der Oberstufe, dass sich die ganze Klasse in mehreren Fächern über bestimmte Punkte beschwerte, weil wir alle noch nicht die Schwerpunkte und Bewertungskriterien der Oberstufe kannten und daher einiges als unfair empfanden. Das wurde dann von allen Lehrern intensiv besprochen und geübt, bis wir wussten, worauf es ankam. Vielleicht ist das bei dir auch der Fall in dieser Aufsatzbewertung?

Du hast nicht nur einen unverschämten Deutschlehrer. Auch andere Lehrer tun das, was er macht. Sie fordern Dich auf, eine mündliche oder schriftliche Leistung zu erbringen und bewerten diese anschließend ungefragt, subjektiv und damit ungerecht.

Das Problem ist, diese Unverschämtheit ist gewollt. Und ich versichere Dir, es geht dabei nicht darum, dass Du möglichst fehlerfreies und ausdrucksstarkes Deutsch lernst. Dazu sind Leistungskontrollen und deren Benotungen nämlich weder gedacht noch geeignet. Deine Deutschkenntnisse sind jetzt, wo Du die Arbeit zurückbekommen hast, genau dieselben wie vor der Leistungskontrolle.

Daran ändert auch die rote Schmiererei des Lehrers nichts. Sie bringt lediglich zum Ausdruck, wie gut oder schlecht Du die Erwartungen des Lehrers erfüllt hast. Und bei der Erfüllung von Erwartungen geht es um nichts anderes als um Erziehung zur Gehorsamkeit. Erfüllst Du sie, wirst Du mit “guten“ Noten bestochen. Und weil Du Dich dann geschmeichelt fühlst, ist der Lehrer aus Deiner Sicht auch nicht mehr unverschämt. Erfüllst Du sie nicht, ist es wie jetzt. Note schlecht = unverschämter Lehrer.

Nein, wenn Lehrer sich so verhalten, sind sie immer anmaßend und unverschämt. Es ist aber nun mal ihre Aufgabe, die Zahlen 1 bis 6 mehr oder weniger gleichmäßig unter den Schülern aufzuteilen und sie damit für ein zukünftiges Arbeitsleben vorzusortieren. Dabei geht es nicht um Gerechtigkeit, sondern um Vermeidung von Tumulten.

Ich könnte jetzt eine ganze Reihe von Zitaten über den Zweck der Schule nennen, will es aber bei dem einen belassen. Aufgeschrieben und vorgetragen 2013 von Frau Prof. Gronemeyer, Lehrerin und Erziehungswissenschaftlerin:

Damit sind wir beim zweiten Etikettenschwindel: Es wäre ein Desaster, wenn tatsächlich alle die Chance bekämen, der Weihen der höheren Bildung teilhaftig zu werden und mit dem Abiturzeugnis in der Tasche, die Schule zu verlassen. […] Will sagen, die Schule muss ganz unbedingt ihre Veranstaltung so einrichten, dass nicht alle in ihr reüssieren können. Das ist ihr Beitrag zur Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Friedens. Wie sollte man, wenn alle die Chance bekämen, zum Schulerfolg zu gelangen, den Menschen erklären, warum in einer demokratischen Gesellschaft, in der das gleiche Recht für alle gilt, die einen im Dunkeln landen und die andern im Licht, die einen sich in den schlecht bezahlten und prekären Niederungen der Gesellschaft tummeln und die andern sich in den gehobenen Rängen sonnen. Es ist wahrscheinlich die wichtigste Aufgabe der Schule, mit der verglichen ihr Bildungsauftrag gänzlich unerheblich ist, dafür zu sorgen, dass diese Sortierung ohne Tumult vonstatten geht, weil nämlich die Erfolglosen glauben, dass sie sich ihr Versagen selbst zuzuschreiben haben. Es hat eben nicht zu mehr gereicht.
Quelle: https://www.streifzuege.org/2013/bildung-braucht-gastlichkeit/

Ich kann Deine Haltung nachvollziehen und Du kannst Dich gerne über die Beurteilung des Lehrers erregen und ihn einen Lump nennen. Das erzeugt ein Sturm im Wasserglas, aber außerhalb des Glases ist der nicht wahrnehmbar. Die Aufregung geht am eigentlichen Problem vorbei, weil es nicht erkannt wird.

Gruß Matti


Ginkgo926  30.01.2023, 12:18

WOW!

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Kuhlmann26  30.01.2023, 12:23
@Ginkgo926

Ja, wir reden bei der Kritik in Bezug auf die Schule immer von Nebensächlichkeiten. Es werden Nebelkerzen geworfen, um nicht über das eigentliche Problem zu sprechen, welches der Institution Schule anhaftet.

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Ginkgo926  30.01.2023, 12:25
@Kuhlmann26

Das ist nicht nur beim Thema Schule so. Ich habe den Eindruck, dass viele Diskussionen nur Nebenkriegsschauplätze sind und die Kernfragen übergangen werden!

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Kuhlmann26  30.01.2023, 13:55
@Ginkgo926

Richtig! Das sehe ich auch so. Allerdings ist es beim Thema Schule so, dass sich der «heimliche Lehrplan», wie ihn Frau Gronemeyer nennt, gut versteckt. Er ist vor allem für die Betroffenen - Lehrer und Schüler - so schwer erkennbar. Sie sind so in ihrem Alltag gefangen, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Insbesondere bei Lehrern wird das deutlich. Sie haben das System Schule nach dem 6. Lebensjahr nie wieder verlassen, wenn sie den üblichen Werdegang durchlaufen haben und nicht wie beispielsweise bei Rolf Robischon zwischen Schulanwesenheitszwang und Lehrerberuf ein abwechslungsreiches Leben existierte. Der heute über Achzigjährige hat eine wunderbare Webseite erstellt, auf der man sich treiben lassen und Kindern beim Lernen im wirklichen Sinne zuschauen kann.

http://www.rolf-robischon.de/ Einfach auf das Bild tippen

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Nach kurzem Überfliegen deines Aufsatzes gebe ich deinem Lehrer in der Sache recht.

Er liegt zwar nicht in allen Punkten richtig, aber er gibt dir viele Hinweise, wo du Fehler in der Orthographie gemacht hast und dich im Stil, dem Ausdruck und der Form verbessern kannst.

Deine Handschrift ist nicht so schlimm, jedoch kann man bspw. stellenweise ein t von einem l (kleines L) nicht unterscheiden.

Wenn du dich wirklich verbessern möchtest, frag ihn, inwiefern und wo du dich vom Thema entfernt hast. (Mir war es zu unbequem an Handy den ganzen Text zu lesen.)