ARTENVIELFALT IN EINER STADT?

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

In vielen Städten findet man heute, zumindest in einigen Teilbereichen, eine höhere Biodiversität als auf dem Land. Viele Vogelarten, die in der Stadt Allerweltsarten sind, sind auf dem Land praktisch verschwunden. Auch die Insektenvielfalt ist in der Stadt oft überraschend hoch.

Faktoren, die die Artenvielfalt in Städten positiv beeinflussen, sind vielfältig. Zum einen finden die Tiere in der Stadt buntere und vielfältigere Lebensräume als auf dem Land vor. In städtischen Parks und in den Gärten blühen z. B. ganz viele verschiedene Pflanzen, die ein breit gefächertes Nahrungsangebot für bestäubende Insekten wie z. B. Bienen darstellen. Auf dem Land dagegen sind weite Teile der Landschaft in intensiv genutzte Monokulturen verwandelt worden, auf dem die Insekten schlicht nichts mehr finden. Ein Rapsfeld z. B. bietet den Bienen vielleicht während seiner Blüte reichlich Nahrung, aber eben nur im Mai für wenige Wochen. Den Rest des Jahres über blüht dort nicht ein Pflänzchen.
Hinzu kommt, dass konventionell bewirtschaftete Agrarflächen, die nun einmal den weitaus größten Anteil der landwirtschaftlich genutzten Flächen stellen, mit Pestiziden behandelt und überdüngt werden. Die Pflanzenschutzmittel unterscheiden aber nicht zwischen den schädlichen und den nützlichen Insekten, daher werden auch die Nützlinge negativ beeinträchtigt. So ist z. B. nachgewiesen, dass die oft in der Landwirtschaft eingesetzten Neonicotionoide die Orientierungsfähigkeit von Bienen beeinträchtigen können - die Bienen finden dann nicht mehr in ihren geschützten Bau. Städtische Grünanlagen werden hingegen nur selten mit Pflanzenschutzmitteln behandelt.

Zum anderen profitieren die Tiere in der Stadt von dem zusätzlichen Harungsangebot, das sie in der Stadt finden. Manche, z. B. Füchse oder Sperlinge, haben mit dem, was wir so alles wegwerfen, eine neue und lohnende Nahrungsquelle erschlossen. Andere füttern wir sogar bereitwillig, z. B. die Vögel an unserem Futterhäuschen oder, auch wenn es (aus gutem Grund!) verboten ist, die Enten auf dem Teich im Stadtpark oder die Tauben auf dem Marktplatz.
Auch Nistmöglichkeiten finden Tiere in der Stadt. Beinahe jede Kirche hat ihr Turmfalken- oder Schleiereulenpaar, viele bieten sogar gezielt Nisthilfen an etwa für Mauersegler, Höhlen- oder Halbhöhlenbrüter.

Außerdem finden sich in Städten viele Klein- und Kleinstlebensräume dicht nebeneinander, die alle von unterschiedlichen Arten besiedelt werden. Auf manchem Schotterstreifen oder auf verschiedenen Bahngeländen findet man Arten, die sonst in Deutschland selten geworden sind, weil sie an genau solche trockenen, eigentlich wenig einladenden Habitate angepasst sind, z. B. Ödlandschrecken.
Im Teich im Park hingegen kommen ganz andere Arten vor als auf solchen Brachflächen. Diese Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen in der Stadt führt dazu, dass man auch mehr Arten in der Stadt finden kann.

Außerdem profitieren Tiere und Pflanzen vom milden Stadtklima. Die Temperatur im städtischen Bereich ist bis zu 5 Grad wärmer als im Umland, weil Beton und Asphalt ideale Wärmespeicher sind. Gerade wärmeliebende Arten, die sonst bislang in Deutschland noch nicht überleben können, profitieren davon. Der Götterbaum ist z. B. eine Pflanze, die heute in vielen Städten schon weit verbreitet ist und fast zu den Pioniergehölzen gezählt werden darf, die Brachflächen zuerst besiedeln. Im ruralen Raum dagegen ist es dem Götterbaum aktuell noch zu kalt, deshalb hat er den Sprung von der Stadt ins Umland (noch) nicht geschafft. Auch die Straßenbeleuchtung beeinflusst die Tier- und Pflanzenwelt in der Stadt. Das künstliche Licht erhöht die Photosynthesetätigkeit der Pflanzen. Viele Arten haben in der Stadt daher eine längere Vegetationsperiode, blühen früher und profitieren von dieser Zusatzbleuchtung daher.

Allerdings: wahr ist auch, dass das Leben in der Stadt kein Schlaraffenland ist und die dort lebenden Arten vor ganz andere Herausforderungen stellt. Die Autoabgase und andere Luftschadstoffe z. B. setzen vielen Baumarten zu. Auch der Lärm durch den Verkehr kann für viele Tiere belastend sein und sie einem permanenten Stress aussetzen. So ist etwa nachgewiesen worden, dass sich in Städten der VOgelgesang verändert. Um im lauten Tumult überhaupt gehört zu werden, sinden Amselmännchen in Städten lauter, kürzer und mit anderer Frequenz als auf dem Land. Nur so können sie sich in diesem Lärm Gehör verschaffen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Artenvielfalt von was


shahed15 
Beitragsersteller
 09.03.2021, 08:31

Von lebensräume

0

Je mehr unterschiedliche Naturgebiete wie Parks, unbebaute Flüsse oder Seen, sowie Fütterungsstellen, desto mehr Arten können sich dort entfallten.