Antisemitismus?

7 Antworten

Wenn man Ansichten und Taten von Juden negativ beurteilt, dann ist das kein Antisemitismus. Denn man verurteilt Ansichten und Taten, aber nicht die Person als Jude per se. Ansichten und Taten, die man bei Juden ablehnt, kann man bei jeder anderen nicht jüdischen Person auch ablehnen.


Bodesurry  23.04.2025, 08:16
Wenn man Ansichten und Taten von Juden negativ beurteilt, dann ist das kein Antisemitismus.

Das ist richtig, wenn man es bei Einzelfällen so sieht. Besteht diese Meinung über 80 % dann ist es Antisemitismus. Dann wird man der jüdischen Vielfalt nicht gerecht.

Das ist, wie wenn ich sagen würde, 80 % aller Deutschen trinken gerne Bier.

tensoriamu 
Beitragsersteller
 23.04.2025, 18:15
@Bodesurry

Sagen wir so

aus dem jüdischen Glauben und Schriften kann man x ableiten

x find ich sehr schlecht

sehr viele Juden leiten x aus jüdischen Schriften ab und leben danach

also finde ich die meisten Ansichten dieser Juden schlecht

oder

sehr viele Juden in Israel denken x über palestinensische Kinder

dies zu tun finde ich sehr schlecht

also finde ich diese Menschen eher schlecht

Nein.

Leider werden diese Kampfbegriffe mittlerweile viel zu inflationär benutzt. Antisemit ist, wer Juden aufgrund ihrer Religion ablehnt. Wenn man einen Juden aufgrund seines Handelns oder komplett anderen Dingen kritisiert, hat das nichts mit Antisemitismus zu tun.

Sieht man ja aktuell mal wieder: wenn ich sage, dass Netanjahu ein gewissenloser Mörder ist, werde ich sofort als Antisemit und Pro-Palästinenser beschimpft. Wenn ich dazu sage, dass auch die Hamas ein mörderischer Verbrecherverein ist, kommt idR erst eine kurze Denkpause und dann der Hinweis darauf, das man sich doch bitte entscheiden solle. Leider gibt es mittlerweile viele Menschen, die nicht mehr kapieren, dass es auch andere Gründe als Religion gibt, solche Aussagen zu treffen. Auch wenn diese Leute nicht die Mehrheit sind, sie sind die Lautesten.


tensoriamu 
Beitragsersteller
 23.04.2025, 18:15

keine schlechte Antwort

Mit achtbarem Gruß, @tensoriamu! 🙋🏼‍♂️

Bin ich antisemitisch, wenn ich etwa 80 % der Juden negativ beurteile? 🧑🏼‍🎓

Kurze Antwort: Ja, das ist antisemitisch — unabhängig davon, ob Sie sich selbst so sehen oder nicht. Und zwar nicht, weil eine Meinung per se verboten wäre, sondern weil kollektive Urteile über eine Gruppe auf Basis ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit ein klassisches Merkmal gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sind. Das ist keine moralische Keule, sondern eine nüchterne soziologische, politische und historische Einordnung.

Was ist Antisemitismus — und woran erkennt man ihn? 🧑🏼‍🎓

Antisemitismus ist nicht einfach nur „Judenhass“. Er ist subtiler, vielgestaltiger und oft auch unbewusst. Die gängigen wissenschaftlichen Definitionen, etwa die der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), sprechen von:

„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. [...] Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder ihr Eigentum, gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“

Aber entscheidend ist nicht die Definition allein, sondern das Muster dahinter:

Wenn Sie 80 % der Mitglieder einer religiösen Gruppe pauschal ablehnen — aufgrund ihrer vermeintlichen Ansichten und Taten —, dann verknüpfen Sie individuelles Verhalten mit kollektiver Identität. Das ist nicht mehr Kritik, sondern Zuschreibung.

Wenn Sie Menschen nicht als Individuen beurteilen, sondern als „Vertreter einer Gruppe“, machen Sie sie für etwas verantwortlich, das sie weder kontrollieren noch teilen müssen.

Fast jede große Bevölkerungsgruppe enthält gute, schlechte, kluge, rücksichtslose, ethische und korrupte Menschen. Wenn Sie selektiv Negatives wahrnehmen — und es dann systematisch mit „den Juden“ verbinden —, dann liegen wir nicht mehr im Bereich der Kritik, sondern im ideologischen Denken.

Was, wenn ich doch nur einzelne jüdische Personen oder Haltungen kritisiere? 🧑🏼‍🎓

Dann ist das kein Problem. Kritik an Israel, an jüdischen Intellektuellen, an wirtschaftlichen Eliten – alles zulässig. Entscheidend ist:

Worauf zielt die Kritik? Auf Verhalten, Entscheidungen, Ideologien – oder auf die Zugehörigkeit zu einem jüdischen Kollektiv?

Wie wird die Kritik begründet? Faktisch und individuell – oder mit pauschalen Zuschreibungen und alten Narrativen?

Wenn Sie sagen: „Ich finde Netanjahus Politik falsch, weil sie Palästinenser entrechtet“, ist das politische Kritik.

Wenn Sie sagen: „Typisch Jude, immer machtbesessen“, dann ist das antisemitisch.

Und was ist mit der Frage: „Ist es schlimm?“ 🧑🏼‍🎓

Persönlich? Ja, ich denke: Es ist schlimm. Nicht, weil ein Gedanke allein verwerflich ist, sondern weil solche Gedanken nie isoliert bleiben. Sie formen Weltbilder, Rechtfertigungen, Diskurse. Und diese haben Folgen — auf Mitmenschen, auf das gesellschaftliche Klima, auf das, was irgendwann sag- oder machbar wird.

Historisch? Die Konsequenzen von Antisemitismus kennen wir alle. Und sie begannen nicht mit Morden, sondern mit pauschalen Urteilen.

Offen gesagt: Wo endet Kritik – und wo beginnt Ideologie? 🧑🏼‍🎓

Die Grenze verläuft dort, wo der Mensch aufhört, Mensch zu sein — und zur Projektionsfläche wird. Wenn Sie 80 % einer Gruppe „schlecht finden“, dann sehen Sie keine Individuen mehr, sondern eine Masse. Und das ist kein Gedankenspiel, sondern eine Form geistiger Gewalt.

Fragen Sie sich vielleicht: Warum gerade diese Gruppe? Warum dieser Maßstab? Und was in mir sucht diese Erklärung?

Denn:

Glaube ich, dass jeder solche Gedanken mal haben kann? Ja. Ist das schlimm? Nein.

Aber wenn man sie nicht hinterfragt? Dann schon.

Sollten Sie diesbezüglich Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung, um diese in den Kommentaren zu beantworten. 👨🏼‍💻

Mit erquickendem Gruß - schönen Mittwoch! 🙋🏼‍♂️


tensoriamu 
Beitragsersteller
 23.04.2025, 05:10
Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen

Das klingt sinnfrei.. "richtet sich gegen x oder nicht-x Einzelpersonen"

weil kollektive Urteile über eine Gruppe auf Basis ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit ein klassisches Merkmal gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sind

ich finde niemanden schlecht, weil er jüdisch ist

Wenn Sie 80 % der Mitglieder einer religiösen Gruppe pauschal ablehnen — aufgrund ihrer vermeintlichen Ansichten und Taten —, dann verknüpfen Sie individuelles Verhalten mit kollektiver Identität. Das ist nicht mehr Kritik, sondern Zuschreibung.

Nein, weil ich nicht von 80% auf 100% schließe

Wenn Sie Menschen nicht als Individuen beurteilen, sondern als „Vertreter einer Gruppe“, machen Sie sie für etwas verantwortlich, das sie weder kontrollieren noch teilen müssen.

tu ich nicht👍

tensoriamu 
Beitragsersteller
 23.04.2025, 05:13
@tensoriamu
Wenn Sie 80 % einer Gruppe „schlecht finden“, dann sehen Sie keine Individuen mehr, sondern eine Masse. Und das ist kein Gedankenspiel, sondern eine Form geistiger Gewalt.

die 80% sind frei erfunden und dienen nur zum Zweck der Frage

ich habe mir Statistiken und Interviews zu Meinungen in Israel angeguckt, daher überhaupt die Frage

Ja.

Als gläubiger Christ habe ich mich intensiv mit der Geschichte und dem Leben der Juden befasst. Vor allem mit dem Holocaust, aber auch mit dem Leben der Juden über Jahrtausende.

Ansichten und Taten negativ beurteile bzw schlecht

Ich kann mir nicht vorstellen, wie man ohne Antisemitismus zu einem solchen Urteil kommen kann.


tensoriamu 
Beitragsersteller
 23.04.2025, 18:04

und was wenn das nicht nur auf Juden, sondern auf alle Menschen zutrifft?

Also ist eine kritische Ansicht über jüdische Ansichten = Antisemitismus

Ja, dann denkst du zumindest antisemitisch.

Antisemitisch bist du erst, wenn du eine der 3-D Regeln erfüllst.

Diese lauten:

  • Dämonisierung
  • Doppelstandards
  • Delegitimierung

Eine politikwissenschaftliche Konkretisierung dieser Punkte lautet wie folgt:

  1. Aberkennung des Existenz- und Selbstbestimmungsrechts Israels
  2. Vergleich bzw. Gleichsetzung Israels mit dem Nationalsozialismus
  3. Anlegen anderer Maßstäbe an Israel als an andere Länder
  4. Verantwortlichmachen von Juden aus aller Welt für das Regierungshandeln Israels
  5. Bezugnahme auf Israel oder Israelis mit antisemitischen Bildern, Symbolen oder Floskeln.

Punkt 4 trifft bei dir ja zu. Du verurteilst ja 80% aller Juden auf der Welt, indem du sie für irgendwas verantwortlich machst.


tensoriamu 
Beitragsersteller
 23.04.2025, 04:25

Nein, ich mache nicht 100% dieser 80% für irgendwas verantwortlich

könnten 1% sein oder 20, wer weiß

Auf mich trifft keiner dieser Punkte zu, gut zu wissen

MenschDNA  23.04.2025, 04:26
@tensoriamu

Für was kritisierst du denn 80% aller Juden auf der Welt denn dann, wenn du sie für Israels Handlungen nicht verantwortlich siehst?

tensoriamu 
Beitragsersteller
 23.04.2025, 04:33
@MenschDNA

erst einmal wichtig:

natürlich sind die 80% Unsinn und frei erfunden zum Zwecke der Frage, weil mich Antworten interessieren

nun im Szenario:

ich kritisiere diese 80% für ihre ethischen und politischen Ansichten

genau genommen tu ich das aber bei allen, unabhängig von Religion

mich interessiert aber, ob mich trotzdem manche Antisemit nennen würden

mein ehemaliger Deutschlehrer hat mich und andere im Untersicht Antisemiten genannt, weil wir kritisiert haben, dass wir uns mit Israel Zwangssolidarisieren sollen

ist mir vorhin wieder eingefallen

MenschDNA  23.04.2025, 04:34
@tensoriamu
mein ehemaliger Deutschlehrer hat mich und andere im Untersicht Antisemiten genannt, weil wir kritisiert haben, dass wir uns mit Israel Zwangssolidarisieren sollen

Diese Aussage wirkt so, als wenn du dich nicht für Israel solidarisierst. Demzufolge gehe ich davon aus, dass du eine Abneigung gegenüber Israel verspürst. Soll der Staat Israel deiner Ansicht nach existieren - ja oder nein? Und wenn ja, was stört dich an Israel, dass du trotzdem eine Abneigung verspürst?

tensoriamu 
Beitragsersteller
 23.04.2025, 04:39
@MenschDNA

Ja, von mir aus kann der Staat definitiv existieren, sehr viele Juden sind auch absolut in keinster Weise mit dessen Handlungen einverstanden

Viele der Menschen in hohen Entscheidungspositionen und was sie tun stört mich

MenschDNA  23.04.2025, 04:44
@tensoriamu

Dich stört vermutlich, dass Gaza vollkommen zerstört ist und viele Zivilisten gestorben sind - du kannst das Kind ja beim Namen nennen. Jetzt frage ich dich, warum ist Gaza zerstört und wieso sind so viele unschuldige Zivilisten gestorben? Du wirst entgegnen, weil der Staat Israel die Palästinenser gezielt töten möchte. Ich hingegen sage, weil Gaza von einer totalitär-islamofaschistoidem Terrorpartei regiert wird, welche die Bevölkerung demokratisch gewählt hat, obwohl zu dieser Zeit die Charta der Hamas öffentlich einsehbar war, wo von der Tötung der Juden und der vollkommenen Übernahme Israels gesprochen wurde. Demzufolge kann man erstmal von einer kollektiven Mitverantwortung der palästinensichen Bevölkerung vom 7. Oktober ausgehen und Ihrer eigenen Verdammnis. Dies legitimiert aber selbstverständlich nicht die zahlreichen Tode der unschuldigen Zivilisten. Hierfür sind die Hamas-Terroristen verantwortlich, die sich nämlich mit Ihren unschuldigen Familienangehörigen in bereits evakuierten Häusern oder auch Krankenhäusern bzw. Schulen verschanzen, wo es auch eindeutige Beweise für gibt.

Du wirst nun vermutlich äußern, dass die Hamas von der CIA und dem Mossad gegründet wurde. Dabei entsprang die Hamas aus der Muslim Bruderschaft bzw. den Machenschaften von Mohamed Amin Al Husseini, der damals in Kooperation mit Adolf Hitler, KZ's im Raum Paläsitina errichten wollte. Außerdem gründeten Sie eine islamofaschistische SS Division, die 13. Division Handschar.

tensoriamu 
Beitragsersteller
 23.04.2025, 04:54
@MenschDNA

Alles was du oben über meine Ansichten gesagt hast stimmt

Alles was du dem entgeget hast, stimmt auch

Dass eine Bevölkerung böse Menschen wählt, kommt bekanntlich häufiger vor, aber dass das als Legitimation genutzt wird, so einen Krieg zu führen, der nicht nur aus Verteidigung besteht und wo Kolateralschäden in unter anderem Form von Kindesopfern in Kauf genommen wird, ist ebenso böse

Angesehen von Kriegsverbrechen (natürlich auf beiden Seiten)

und viele Israelis haben in Interviews gesagt, dass die gestorbenen Kinder nicht unschuldig waren, warum haben sie nicht gesagt

CIA und Mossad sind nicht die Gründer, aber ebenso schand und blutbefleckt und fast so grausam wie islamistische Terroristen