Antifeministischer Klassenkamerad im Politik Unterricht. Was tun?
Hallo, ich bin in der zehnten Klasse einer Realschule und wir haben heute im Politikunterricht angefangen das Thema Feminismus zu besprechen. Was mich sehr freut, denn ich bin eine sehr feministische Person und versuche bei politischen Diskussionen (wenn es passt) auch auf das Thema aufmerksam zu machen und generell Frauenunterdrückung, Patriarchat und Frauenhass anzusprechen.
Auch heute. Zuerst hatte uns unsere Politiklehrerin gefragt ob wir uns schon mit dem Thema Feminismus (sie nannte auch generell das Thema Geschlechter, Männer, Frauen) beschäftigt haben. Zu meinem bedauern waren das sogar sehr wenige. Von 27 Schülern sagten nur 12, sie haben sich damit (politisch) beschäftigt.
Danach hat uns unsere Lehrerin Feminismus vorgestellt und wollte wissen was wir darüber denken. Es haben sich diesmal sogar noch weniger gemeldet. Es haben sich außer einem Jungen nur Mädchen gemeldet.
Meine Lehrerin wollte, da das Thema sehr viel über Frauen spricht und er der einzige Junge war, erst mal den Jungen seine Meinung äußern lassen. Er wollte aber als letztes seine Meinung äußern. (Jetzt verstehe ich auch warum...)
Ich hatte wie ich immer über das Thema spreche viel über die Diskriminierung von Frauen gesprochen und warum ich glaube das wir Feminismus dafür brauchen. Meine Lehrerin wirkte auch sehr aufgeschlossen und freute sich über meine Äußerung. Ein wenig geschockt hat mich, dass ein paar meiner Klassenkameradinnen glaubten, sie bräuchten Feminismus nicht und das sie alles zu ernst nehmen und viel zu extrem sind. :(
Der Junge - wie er sich auch nannte - äußerte sich als Antifeminist und äußerte auch viele antifeministische Aussagen. Er hetzte gegen eigentlich alle feministische Themen und nannte sie "Männerhasser", "Misandristen" und "menschenfeindliche Ideologen". Er bezichtigte dem Feminismus der Diskriminierung von Männern und Jungen. Absolut lächerlich.
Ich habe natürlich versucht dagegen zu argumentieren, aber meine Lehrerin hat mich unterbrochen und sagte, dass sie gar nicht erwartet hätte, dass es wirklich zu so einer lauten und hitzigen Diskussion kommt. Sie konnte dem Jungen nicht zustimmen, aber sagte, dass er natürlich das Recht hat seine Meinung zu äußern. Sie meinte daraufhin das wir das Thema als Klasse besprechen sollen und sie am Ende eine Diskussion über Feminismus führen möchte. Auf meiner Nachfrage sagte sie, sie erlaubt dem Antifeministen auch, sich auch antifeministisch zu äußern! Was mich schockiert, da seine Aussagen höchst frauenfeindlich waren!
Aber sie sagte nach der Stunde zu mir, dass sie einschreitet, wenn menschenfeindliche und vor allem frauenfeindliche Dinge gesagt werden.
Meine Frage ist: Wie sollte ich damit umgehen? Sollte ich bloß gegen argumentieren oder lieber schon einen mir gut bekannten Vertrauenslehrer (Befreundet mit meiner Mutter) einschalten, der sich mit dem Jungen mal ordentlich unterhält?
6 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/ich313313/1481464113345_nmmslarge__54_285_1382_1382_74ffc63419fec1b6e48d5958315b70e5.jpg?v=1481464113000)
Im Unterricht hat jeder das Recht, seine Meinung zu sagen. Das ist auch gut, denn auch davon kann man lernen. Ich würde die Diskussion nicht so ernst nehmen, es ist ja nur Unterricht. Außerdem hat jeder eine eigene Meinung zum Thema Feminismus. Das sollte akzeptiert werden.
Der Junge wollte wahrscheinlich nur seine Position als in dem Themengebiet "unterdrückter" Mann darstellen, weil es schon gegen Jungen und Männer geht (das soll jetzt nicht heißen, dass ich Feminismus schlecht finde, im Gegenteil.). Ich denke, dass die Lehrerin das Ganze gestoppt hätte, wenn es ihr zu weit gegangen wäre, bzw. wenn es zu antifeministisch geworden wäre. Wobei das wieder gegen die eigene Meinung gegangen wäre. Wie gesagt, jedem seine Meinung, auch wenn dich das zu dem Thema nicht freuen wird.
Er ist nicht gleich frauenfeindlich, wenn er den Feminismus nicht unterstützt.
Meine Meinung: Mach einfach nichts und sieh das Ganze lockerer. Vertrauenslehrer etc. halte ich für ziemlich übertrieben. Du solltest Diskussionen im Unterricht nicht so ernst nehmen und jeden seine Meinung sagen lassen.
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Er bezichtigte dem Feminismus der Diskriminierung von Männern und Jungen. Absolut lächerlich.
Leider kein bischen lächerlich. Du magst, ebenso wie ein Großteil anderer Feministen, nicht diskriminierend sein, aber leider gibt es tatsächlich Feministen, die versuchen Männer zu diskriminieren.
Du solltest am besten versuchen mit ihm ins Gespräch darüber zu kommen. Höre ihm zu und gehe auf das ein, was er sagt. Fühl dich auch nicht direkt angegriffen, sondern setze dich sachlich mit dem auseinander, was er sagt. Für ihn gilt das natürlich genauso.
Seine Meinung hat sich sicherlich nicht dadurch gebildet, dass er Frauen hasst und sie unterdrücken will. Er glaubt an das was er sagt, ebenso wie du an das was du sagst. Dabei gibt es kein "richtig" oder "falsch", weshalb es auch sinnlos wäre den Vertrauenslehrer einzuschalten.
Ich weiß natürlich nicht genau, was er gesagt hat, weiß aber, weil ich selber Antifeminist bin, wie vorschnell einige Feministen einen sexistisch nennen. Überleg also genau, ob das was er gesagt hat tatsächlich sexistisch war, oder ob du es nur lieber schnell als sexistisch abtun wolltest, um dich nicht damit auseinandersetzen zu müssen.
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Ihr solltet alle den Diskurs lernen. Also die Meinung eines Anderen als seine(!) Meinung zulassen und respektieren. Die eigene Meinung dagegen setzen. Den Hintergrund der anderen Meinung (Quellen, Wissenshintergrund, Erfahrung und Biographie des Gegenübers) kenenlernen.
Dann engagiert, aber sachlich dagegen argumentieren, die eigenen Argumente vom Diskussionsgegener auf ihre Stichhaltigkeit überprüfen lassen und umgekehrt.
Eine Einstellung ist ja nicht deswegen richtig, weil wir sie für richtig halten, sondern weil sie dem Widerstreit der Argumente stand hält.
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Aber versuche mal zu erkennen, wie sie zu ihrer Einstellung kommen. Betrachte sie dabei ruhig als Forschungsobjekt (wass sie allerdings nicht merken sollten). Dabei lernst du eine Menge über Menschen! ;-)
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na zumindest scheint er ja nicht ungebildet, und sich mit dem Thema schon einmal näher auseinander gesetzt zu haben... ;)
vielleicht hat er ja Gründe für seine vorgegebene Einstellung, oder eine entsprechende Historie, die diese bedingt; möglicherweise will er (pubertierend) ja auch nur provozieren
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Er kommt aus einem sehr konservativen Haushalt.
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Was genau ist bitte "ein sehr konservativer Haushalt"?
(diese rhetorische Frage kommt hoffentlich als solche an)
Weißt du, wie es in diesem Haushalt zugeht? Kennst du die Familie näher? Dieser Begriff ist recht plakativ und kann nach Gutdünken ausgelegt werden.
Natürlich ist es möglich, dass es dort patriarchalisch zugeht und dein Schulkollege so manchen Machospruch übernommen hat.
Andererseits kann es bei einem "sehr konservativen Haushalt" eben auch sein, dass von deren Privatleben überhaupt nichts nach außen dringt, und der Junge vielleicht auch gerade "andere Erfahrungen" gemacht hat, die ihn zu solchen, von dir kritisierten Äußerungen bringen.
Zudem gäbe es immer noch die zusätzliche Variante, dass er möglicherweise pubertierend auch nur provozieren will.
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Das ist doch ganz einfach. Der Feminismus hat zwei Probleme. Das erste ist deines. Nämlich der Alice Schwarzer Typ, aka Feminazis. Im allgemeinen wird normales einstehen für die Rechte von Frauen sehr leicht mit aggressiven Feministinnen die alles schlechtmachen und Männer als minderwertig ansehen gleichgesetzt. Mir klang das danach, das er an dieses Klischee geglaubt hat.
Freie Meinungsäußerung und der freie Diskurs ist natürlich wichtig, aber um es zu ermöglichen muss man Hass und Hetze vom Diskurs verbannen. Daher:
Ich respektiere Frauenhass und Frauenhasser aber nicht. Auch nicht die verstecken Frauenhasser, die sich eine wissenschaftliche Rhetorik aneignen!