Angst vor Freiheit zu verlieren oder vor Kontrolle oder vor Commitment?
Ich lebe ganz normal, arbeite, mache Sport, lerne, lese, gehe mit Freunde aus und reise auch gerne. Mein Leben sieht von Außen ziemlich normal aus. Ich bin 36 Jahre alt und ich habe selbstverständlich einige Träume aber nicht sowas wie eine Villa zu haben oder ein eigenes Unternehmen zu führen sondern Kleinigkeiten wie einen Hund zu haben, eventuell eine Wohnung zu kaufen (mit Kredit) oder nach einer kleineren Stadt zu ziehen wo alles günstiger ist.
Aber bei den Themen habe ich eine Art Angst. Angst davor dass wenn ich eine Wohnung kaufe und die Raten zahlen muss dann bin ich nicht mehr unabhängig sondern andere entscheiden (in dem Fall die Bank) was wann ich zahlen muss und ich kann nicht spontan nach Kalifornien ziehen weil ich halt eine Wohnung hier habe. Das ist ein Beispiel.
Das andere Beispiel ist mit dem Hund. Ich wünsche mir schon seit Jahren einen Hund aber ich hole nicht weil ich denke: Ok, jetzt habe ich einen Hund, aber kein Leben mehr. Freunde wollen mit mir spontan ausgehen, eventuell geht nicht. Sehe ich gutes Flugticket nach Asien, spontan (wenn überhaupt) geht nicht. Ich möchte mich hinlegen, ah, Gassi, geht nicht. Es geht nicht darum dass ich den Hund nicht lieben würde, sondern um die Angst vor Einschränkungen?
Das führt aber dazu, dass ich viele Sachen einfach nicht mache weil ich die Kontrolle behalten will und ich will einfach nicht Abhängig sein. Ich weiß, dass jeder mir sagen würde, hey, mach das, man darf nicht auf den richtigen Moment warten, so verpasst das was du wirklich willst etc.
Ich verstehe und sehe auch so. Was ich nicht verstehe, woher dieses Gefühl kommt. Wieso entscheide ich immer gegen den nächsten Schritt? Ich fühle mich dadurch echt blockiert und schiebe die Ideen, Pläne und Träume vor mir.
Woran kann es liegen und wie könnte ich es lösen?
1 Antwort
Hallo davem1987!
Wenn du dich gegen eine Eigentumswohnung und einen Hund entscheidest, vermeidest du bestimmte Abhängigkeiten, durch die du dich eingeschränkt fühlen würdest.
Und du vermeidest Risiken, da du nicht in allen Details wissen kannst, wie es werden wird.
Gleichzeitig fühlst du dich aber unzufrieden (ohne inneren Frieden), weil du befürchtest, deine Träume aufgegeben zu haben.
Welche Vorstellung vom Leben entspricht denn mehr deinem inneren Frieden? Zu tun, was du kennst und im Griff hast, ohne absehbare Risiken, oder auf das Neue, das du dir erträumst, zuzugehen, ohne alle Folgen abschätzen zu können?
Ohne es zu tun, wirst du nicht herausfinden können, ob du nicht doch das Zeug dazu hast, mit den finanziellen und sozialen Herausforderungen durch eine Wohnung und einen Hund klar zu kommen.
Bei solchen Fragen ist es mir oft nützlich, mir die Situation mit bzw. ohne diese Änderungen in Details vorzustellen, wie es in einer Woche, in einem Monat, in einem halben Jahr und in fünf Jahren wäre. Was der Hund macht, was er frisst, wie er erzogen werden muss, wie er jault und kratzt, weil er spielen will, wie ihr herumtobt, wie er dich freudig begrüßt...
Wie du auf Suche gehst nach einer passenden Eigentumswohnung, wie du ein passendes Angebot siehst, wie du rechnest, ob sie im Budget ist, wie du mit deiner Bank sprichst, wie du die Gehaltsabrechnung vorweisen musst, wie du an einen Urlaub denkst, den du dann vielleicht erst später machen kannst, wie du einziehst, die Wohnung gestaltest, wie du eine Einweihungsfeier veranstaltest, wie sich alle mit dir freuen, wie du mit anderen über die steigenden Kosten diskutierst, wie du überlegst, dass du die Wohnung ja auch wieder verkaufen könntest...
Du wirst dann besser spüren, in welche Richtung es dich zieht.
Kurz gesagt: Es ist eine Frage deiner Risikobereitschaft. Die ist, wie sie ist, egal was andere sagen.
LG
gufrastella