An wen wenden wenn der Vorgesetzte nicht mehr zuhört und komplett überfordert ist, Kindertagesstätte?

Ginkgo926  18.01.2023, 14:00

Geht es jetzt speziell um das Kind, das schreit oder um die Allgemeinsituation?

Sinan030 
Beitragsersteller
 18.01.2023, 14:29

Beides, das Kind ist der letzte Funkte der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Meine Leitung weis nicht was man hier machen soll, deswegen möchte ich hier Schritte einleiten.

4 Antworten

Von Experte flunra39 bestätigt

Das ist eine schwierige Lage, denn es scheint zwar selbe Meinungen (Kollegen) zu geben, aber keine Einigkeit und keinen Zusammenhalt.
Zuallererst würde ich sagen, dass dem Kind geholfen werden muss. Es leidet unter der Trennung und es ist unverantwortlich, ihm dies weiter zuzumuten.
Ich kenne das Verhalten aus meiner eigenen Kita (ich arbeitete 29 Jahre dort). Der allgemeine Tenor war, um jeden Preis ein Kind zu halten, da alles andere eine Art pädagogischer Offenbarungseid gewesen wäre. Man sah sich selbst und den anderen in pädagogischer Hinsicht als Versager, wenn ein Kind nicht einzugewöhnen war.
Tragisch für die Kinder.
Dann das Problem mit der Leitung. Durch Deine Beschreibung empfinde ich fast so etwas wie Mitgefühl mit ihr. Trägt zwar nicht zur Problemlösung bei, aber ich kann mir die Überforderung gut vorstellen.
Wir haben leider keine Fehlerkultur, deshalb ist Überforderung auch negativ besetzt - leider.
Es gäbe natürlich die Möglichkeit, sich an den Träger zu wenden. Als letztes Mittel sozusagen.
Kann man denn die Problematik nicht als absolute Dringlichkeit einmal bei einer Teamsitzung thematisieren?
Als erstes würde ich die Sache mit dem Kind regeln. Es muss eine Lösung her, so schnell wie möglich. Hast Du schon mit den Eltern gesprochen? Wie sehen sie es mit dem Kind?
Wünschenswert wäre es natürlich, eine Regelung mit dem gesamten Team zu finden. Ist wahrscheinlich fast unmöglich....
Also nochmal: An den Träger wenden. Wenn ich allerdings an unseren Träger denke....dann wird eine Lösung schwierig werden.
Tut mir leid, wenn ich nicht allzu konstruktiv war, aber ich kenne derartige Umstände zur Genüge und eine Lösung war bei uns z.B. kaum möglich.
Aber ich hoffe, Dir zumindest gezeigt zu haben, dass dies eine derzeit gängige Praxis ist: Überforderung - und unerfüllbare pädagogische Wertvorstellungen, die auf Kosten der Kinder gehen.


Sinan030 
Beitragsersteller
 18.01.2023, 15:07

vielen lieben Dank für deine Antwort :)

Der Gedanke mit dem Träger kam mir auch schon. Die Eltern sowie die Oma des Kindes interessieren sich leider nicht dafür " Sie müssen ja schließlich arbeiten" so Ihre Aussage. Deswegen ist das Kind nicht mal mehr von 8-13 Uhr bei uns, sondern von 7-17 Uhr. Wenn ein Kind von 7-17 Uhr durchschreit, ist das nicht nur schlecht fürs Kind sondern auch für die MA. Mein Team sieht es genauso wie ich, die Leitung ja eig auch. diese fühlt sich aber sofort auf den Schlips getreten wenn man Vorschläge bringt die ihr nicht passen. Mitgefühl für Vorgesetzte gibt es bei mir nicht, schließlich entscheidet man sich für diese Stelle, muss natürlich reinwachsen, aber dennoch sollte man wissen was einen erwartet. Nur dabei das "große" Geld zu sehen ist nicht Sinn der Sache. Teamsitzungen gibt es zu viele über solche Themen und die Antwort ist immer dieselbe " müssen wir mal schauen". Ich sehe leider keiner andere Option, als meine Chefin zu umgehen so leid es mir tut.

Leider habe ich Kollegen die sich nicht soviel trauen wie ich, deshalb kann ich auf Rückgrat derer leider nicht hoffen.

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Ginkgo926  18.01.2023, 15:17
@Sinan030

Dann würde ich wirklich sagen, dass Du dich an den Träger wenden sollst. Viel Glück!

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Hier ist ein zwingendes Gespräch mit den beteiligten Gruppenerzieherinnen des Kindes, sowie der Leitung zwingend notwendig.

Wenn das nicht stattfinden kann, würde ich ihr sagen, dass der nächste Schritt der Weg zum Träger ist, um mit ihm das Problem mit dem Kind und dem Umgang mit der Leiterin besprochen wird.

Die Leitung braucht Hilfe, sie ist sichtlich überfordert und kann ihrer Arbeit nicht mehr in vollem Umfang nachgehen und das Kind muss wieder ins Elternhaus zurück. Es darf nicht sein, dass das Kind nonstopp schreit. Das Kind ist zu klein, zu jung, noch nicht so weit, um in einer Krippe betreut zu werden, das komkmt vor! Die Eltern müssen sich etwas anderes überlegen. Dann muss das Kidn eben bis zum 3. Lj. zu Hause betreut werden.

Ich bin Leiter in einem mehrgruppigen Regelkindergarten und mache nur noch Büroarbeit, für Gruppenarbeit sind andere Erzieherinnen zuständig. Wir haben wöchentliche Teamsitzungen im Kindergarten, wo alle Erzieherinnen teilnehmen, wo Probleme und anstehende Dinge besprochen und Lösungen erarbeitet werden. Schreikinder werden bei uns spätestens nach einem viertel Jahr wieder in die Familien zurückgegeben, das ist für beide Seiten nicht gesund.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin ein erfahrener und vielseitiger Sozialpädagoge

Sinan030 
Beitragsersteller
 19.01.2023, 13:45

Danke für die hilfreiche Antwort.
Ja der nächste Weg ist der Träger, leider habe ich hier keine anderen Möglichkeiten mehr.

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Meine Leitung interessiert sich absolut null dafür, ist komplett überfordert mit der Situation

Ich glaube nicht das sie überfordert ist. Zwischen überfordert sein und überfordert tun ist ein riesiger Unterschied. Es wird ihr schlichtweg egal sein. Das ist eine Sache des Geldes.

Ich selber hatte auch mal solch eine Situation. Wir bekamen einen Jungen. Solange Mama da war, war alles in Ordnung. Sogar als sie während der Eingewöhnungszeit mal für 15 Minuten auf den Flur ging war alles OK. Dann war die Eingewöhnungszeit vorbei. Nachdem die Mutter 30 Minuten weg war begann das Schreien. Das ging von 8.30 Uhr bis 12 Uhr. Aber nur während wir drin waren. Draußen war dann wieder Ruhe sobald man erstmal draußen war. Gings zum Mittagessen rein fing es wieder an. Aber so laut und ausdauernd, das die Kollegen vom 2. bis 4. Stockwerk hin und wieder mal vorbei kamen um zu schauen ob da ein Kind geschlachtet wird. Selbst die Sekretärin die im anderen Gebäudetrakt saß hörte das Kind plärren und stand regelmäßig in der Türe.

Meine Chefin sagte: Frau Belliwell, sie sind die Erzieherin, sorgen sie dafür das das Kind ruhig ist. Das ist ihr Job, ihr Beruf den sie gelernt haben....

Ja, und dann steht man da erstmal ratlos. Es war ja auch nicht so, das er vor schreien nichts anderes gemacht hat. Er saß auf dem Teppich, und hat gespielt. Er blätterte in Bilderbücher und schrie wie am Spieß. Du konntest ihm zwischendrin ein Gummibärchen geben. Der hats geschluckt und weiter gemacht. Die Mutter war auch ratlos. Denn sie brachte ihn mit einem freudestrahlenden Gesicht in die Kita und wenn sie nach dem Mittagessen in der Tür stand, da grinste er auch wie ein Honigkuchenpferd. Wir haben dann mal aufgenommen was am Vormittag passierte, weil sie glaubte uns das nicht. Und eigentlich waren wir beide ratlos. Und die Kollegen auch.

Irgendwann hat die Mutter dem Kind dann einen Stoffhasen mitgegeben. Und von dem Tag an war Ruhe. Hasi war dabei und es war gut. Die erste Zeit hat der den überall mit rumgeschleppt und nach nem halben Jahr flatterte das Teil gleich nach dem Tschüss sagen ins Fach. Das Teil hatte er drei Jahre jeden Tag mit.

Wie gesagt, der Chefin war das egal. Die hätte sich nicht in die Gruppe gesetzt. Sie hat dann fürs kommende Halbjahr eine Fortbildung gebucht mit der Thematik Schreikinder. Und das wars.

Wir sagen auch oft, dieses und jenes Kind ist nicht Gruppentauglich. Aber unsere Chefin geht da gar nicht drauf ein. Auch was Gruppenzusammenstellungen betrifft. Sie packt 19 Kinder in die Gruppe, wird schon gut gehen. Das eine Jahr hatte ich 14 russische Kinder, ein ungarisches Kind und der Rest war deutsch. Und da soll man dann sehen das alle auf dem selben Level sind. Egal ob sie verstehen was ich mache oder nicht. Dieses Jahr habe ich drei Autisten in der Gruppe. Ich habe die Aufsicht über den Hauptraum, den Nebenraum und das Bad und einen Teil vom Spielflur. Ich bin da nur noch am Rotieren. Was meinst du was in den Räumen los ist wenn ich mal eins der Kinder wickeln muss?

Ich denke mal, das ist eine Sache des Geldes und der Rechtslage. Jedes Kind hat ein Anrecht auf einen Kitaplatz. Die Chefs sind angehalten freie Plätze zu belegen. Einen Leerstand darf man sich nicht erlauben, denn es geht da knallhart ums Geld. Ein leerer Platz bringt keine Kohle ein. Weder von den Eltern noch von der Kommune oder Kirche. Je nachdem wer der Träger ist. Schafft eine Leitung nicht die Plätze zu belegen ist nicht nur ihr Job in Gefahr, nein die Geldgeber könnten dem Träger auch die Trägerschaft entziehen. Bei uns sind über 350 Kinder in der Kita und nur 5 Plätze sind frei für Fluktuation innerhalb des Jahres. Vor 2 Jahren wurde aus meiner Gruppe mal eine Familie abgeschoben. Das war Freitag und Montag stand schon das neue Kind zur Eingewöhnung in der Gruppe. So kanns gehen.

Du kannst dich an den Betriebsrat wenden. Das sollte die Erste Anlaufstelle sein. Du holst dir da rat was machbar ist. Dann kannst du dich mit dem Betriebsrat erstmal mit der Chefin nochmal zusammen setzen. Hilft das nicht, dann ist die Nächste stelle die Bereichsleitung deiner Kita. Das ist eine Person, die für jede Kita in eurem Landkreis tätig ist, welche euer Träger besitzt.

Aber ich sage dir gleich, da wird nichts passieren. Das ist so meine Erfahrung der letzten 20 Jahre in diesem Beruf. Am Ende ist es dein Fehler wenn das Kind schreit. Am besten ist es, du versuchst mit Eltern und Kollegen irgend eine Lösung für das Kind zu finden. Du musst irgendwie versuchen auf die Beziehungsebene dieses Kindes zu kommen. Das braucht Kraft, Geduld und viel Zeit.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Kindern und Jugendlichen

Sinan030 
Beitragsersteller
 19.01.2023, 13:47

Vielen lieben Dank für die Antwort, ich denke das der einzige Weg nur noch der Träger ist...
Ich werde mein bestes Tun, für das Wohl des Kindes und das der MA

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Ich habe vom Fach keine Ahnung, von überforderten Vorgesetzen dafür schon eher.

Eine Überforderung kann ich hier nicht erkennen. Ihr habt ein aktuelles Problem, an dessen Lösung auch dein Vorgesetzter gescheitert ist, hier sollte zumindest eine Perspektive gefunden werden wir damit umgegangen wird. Das wäre allenfalls ein Defizit, aber längst noch kein Anzeichen für eine Überforderung.

Auch der Fakt, das es mehrere Vertretungen gibt, heißt noch lange nicht das man überfordert ist. Da könnte es sicherlich andere Gründe geben, die für eine solche Maßnahmen sprechen.

Was du machen kannst, ist diese / eure Situation mit deinen KollegInnen besprechen. Bist du die einzige die hier ein Problem sehen, sind es mehrere? Dabei solltet ihr versuchen zu klären, was objektiv gesehen überhaupt ein Problem ist. Auch ohne vom Fach zu sein, würde ich raten das ein schreiendes Kind in einer Kita kein einmaliger Fall sein sollte.

Wenn es ein Problem gibt, und wenn das auch noch im Wesen des Vorgesetzten liegt, dann redet ihr mit ihr/ihm oder ihr geht halt zu eurer Arbeitnehmervertretung und holt euch dort Rat.

Falls das alles nicht hilft, dann braucht es eine Unterredung mit der nächst höheren Stelle, aber auch da solltest du keinesfalls die einzige sein, und andere Argumente dabei haben, als die hier vorgestellten.

Viel Erfolg.


Sinan030 
Beitragsersteller
 18.01.2023, 14:26

Danke für die Antwort auch wenn sie nicht hilfreich war, denn wie gesagt geht es hier nicht nur um die Überforderung der Leitung "die definitiv vorhanden ist" sondern darum welche Möglichkeit ich habe vorzugehen und was die nächsten Schritte sind wenn ich meine Leitung leider umgehen muss.

Nur weis ich leider nicht was die nächst höhere Stelle ist, dies kann man aber auch nur wissen wenn man sich in diesem Bereich auskennt, deswegen auch meine Anrede vor der Schilderung.

Denn wie beschrieben hatte ich in dem Haus eine Leitung, die nicht solche Probleme hatte und das Haus komplett allein geleitet hat.

Fakt ist, meine jetzige Leitung ist einfach nicht für die Stelle gemacht und sieht wohl auch keinen Grund darin sich da zu verbessern.

Wie gesagt dennoch Danke für die Mühe :)

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