An die BOS-Einsatzkräfte: Könnt ihr euch noch an euren allerersten Einsatz erinnern und was passierte dort?

12 Antworten

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Meine erste Schicht als Praktikant im Rettungswagen...

...war einfach mal eine Nullschicht.

In der darauffolgenden Schicht fuhren wir zu einem Schlaganfall. Ich saß hinten im RTW und dachte "ach du scheiße!", denn der Tacho zeigte auch beim Abbiegen nie unter 50 km/h und ich hatte keine Ahnung, wie kippsicher die Karre ist (der Sprinter 3,5t Kastenwagen rutscht übrigens eher weg, als dass er kippt). Als wir dann mit 150-170 über eine Umgehungsstraße flogen, dachte ich mir aber auch: Okay, ich wollte jetzt an keinem anderen Ort der Welt sein. Genau das hier will ich jetzt.

Am Patienten drückte man mir die Blutdruckmanschette in die Hand und ich fand keinen Puls, um den Blutdruck palpatorisch zu messen - und im Stethoskop konnte ich auch nichts hören.

Also gib' mir das Ding, hier haste vier bunte EKG-Kabel, viel Spaß damit. Nun wollten die Elektroden nicht kleben bleiben... ein Drunter und Drüber. Ich bekam kaum mit, was der Patient nun eigentlich hatte, ich habe nur kapiert dass wir es eilig hatten. Aber ich stand fast immer im Weg, da ich ja noch nie gesehen hatte, wie man einen Patienten in den RTW bringt...

Auf dem Weg in die Klinik... unser RTW hatte hinten zwei Sitzplätze, die von NA und RA besetzt wurden. Also, wer musste stehen? Meiner einer. Ich habe fast gekotzt, denn wir fuhren mit Sonderrechten über kleine Landstraßen und ich war vollauf damit beschäftigt, mich irgendwo festzuklammern.

Als wir den Patienten in der Klinik abgegeben hatten, meinte der Fahrer dann: "War doch ein chilliger Einsatz". Ich bin bis heute anderer Meinung.

Ich hatte übrigens letztens wieder eine Schicht mit ihm. Ist immer noch ein entspannter Typ und fährt immer noch wie der letzte Henker xD


Micha2575  22.11.2020, 02:23

Wenn hinten nur zwei Sitzplätze sind, fahren hinten auch nur zwei beim Patienten mit - dann muss der Praktikant halt auch mal vorne auf den Beifahrersitz. Alles andere widerspricht sämtlichen Vorschriften und wird auch nicht von Paragraph 35 StVO abgedeckt.

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RedPanther  22.11.2020, 10:59
@Micha2575

Ich habe nicht behauptet, dass alles 100% vorschriftsmäßig war. Es war schlichtweg so.

Blöde Frage: Wie machst du es denn dann, wenn der Transport mit nur zwei Betreuern hinten im RTW schlicht nicht möglich ist, weil vier Hände nicht ausreichen? Bleibst du stehen, bis von einem anderen Rettungsdienstanbieter ein anderer RTW da ist? In der Hoffnung dass dieser hinten drei Sitzplätze hat, die ohnehin hochgeklappt werden weil alle um den Patienten stehen?

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Micha2575  22.11.2020, 13:37
@RedPanther

Anhalten, was sonst? Wo sollen denn mehr als vier Hände auf regulär besetzten RTW herkommen? NEF dazu bringt auch maximal acht, und wer fährt dann die Autos?

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RedPanther  22.11.2020, 14:38
@Micha2575

Und wenn du anhältst, wie kommt der Patient dann in die Klinik?

Bei uns ist fast immer entweder auf dem NEF oder auf dem RTW ein Praktikant dabei. Es ist aber auch schon der NEF-Fahrer in den RTW zugestiegen und hat sich hinterher samt NA wieder zu seinem NEF bringen lassen. Oder der HvO, der nicht selten ohnehin ein Kollege ist, fährt halt mit.

(RTW haben bei uns die identische Ausrüstung wie NEF)

Ich sage nicht, dass man mit sowas planen sollte. Aber der Mensch sollte sich schon genug von einem Roboter unterscheiden, um im Fall der Fälle auch mal improvisationsfähig zu sein.

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TremendousHeat 
Beitragsersteller
 22.11.2020, 00:41

Sehr geil! :D

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Einmal während eines Ausbildungsdienstes wurden wir zu einem Gasgeruch alarmiert. Da war ich allerdings noch nicht volljährig, weshalb ich auf dem Fahrzeug geblieben bin.

Mein erster Einsatz wäre offiziell an meinem 18. Geburtstag eine Kollision Person-Zug gewesen. Da bin ich aber nicht mitgefahren.

So war schließlich mein tatsächlich erster offizieller Einsatz ein schwerer VKU, PKW-Motorrad.

Von Experte Rollerfreake bestätigt

Hi,

wie bei den meisten anderen blieb auch mir mein erster Einsatz gut im Gedächtnis.

Mit frischen 19 Jahren bei der Hospitation für ein FSJ - und sage und schreibe das zweite Mal, dass ich einen RTW von innen gesehen habe.

Es war schweinekalt, hat geschneit, nach der üblichen Vorstellungsrunde und der Wachenführung ging es ans Einkleiden und an das Checken des Autos. Weit sind wir nicht gekommen, nach 20 Minuten ging der Melder: Kreislaufstillstand.

Ging in ein Nachbardorf, vielleicht zehn Minuten Anfahrt. Meine Nervosität war praktisch grenzenlos, und dann vor Ort...nix. Patient ist friedlich im Schlaf verstorben, hatte sichere Todeszeichen, Exitus ohne Maßnahmen.

Auch wenn hier nicht viel an Medizin passiert ist, war es doch sehr eindrücklich.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Mein erster Einsatz im Rettungsdienst war (naturgemäß zu Beginn des RS - Praktikums) ein Verkehrsunfall, eine angefahrene Person. Ich war ganz aufgeregt, als es hieß: "es geht zum Verkehrsunfall". Habe mir da wer weiß was ausgemalt. Und eigentlich war es nur das ewig lange diskutieren mit allen möglichen Beteiligten (was ich heute zur Genüge kenne und hasse 😂) und am Ende eine fußläufige Patientin in die Notaufnahme zu bringen (damals war das noch nicht so mit "Traumamanagment" etc).

Mein erster Einsatz im Brandschutz war zu Beginn der Grundausbildung bei der FF im Wachenpraktikum bei der BF: eine Hubschrauberlandung. Mir "zu Liebe" wurde dann eine Wasserversorgung mit Schaummittel und Schnellangriff aufgebaut. Auch nix spannendes, aber sonen RTH mal von innen zu sehen war schon phänomenal. In der selben Schicht hatte ich dann nachts den ersten Einsatz, bei dem ich dann auch endlich mal tätig werden konnte: Müllcontainerbrand in einem Hinterhof, so richtig mit Schnellangriff und PA die Mülltonne ausmachen und anschließend alles einschäumen, ich war seelig 😅 Pennen konnte ich die ganze Nacht im ersten Alarmdienst auf dem Löschfahrzeug eh nicht und die Kollegen waren tierisch angenervt vom hochmotivierten Praktikanten nachts um drei 😅 heute kann ich sie verstehen.

Der erste Einsatz so richtig "FF- typisch, von zu Hause mit Melder alarmiert" war nachts, ich ganz aufgeregt dahin (wir hatten zu dem Zeitpunkt nur Melder mit reiner "Alarm, Einsatz!" Ausgabe), komme in die Wache, alle umgezogen auf der Couch, ich frage, was anliegt: >>Wache besetzen<<! Naja, gibt spannenderes.

Der erste Einsatz, den ich bei der FF als vollwertiges Mitglied mit abgeschlossener Grundausbildung hatte , war während eines 24h- Dienstes meiner Einheit: ich war mit einem erfahrenen Kollegen im Angriffstrupp und kurz nach dem Mittagessen ging dann der Gong: Küchenbrand ("Hmmm ganz komisch, Mittags" sagten die erfahrenen Kollegen). Also ausrüsten, hinfahren, abdrehen 😂 da der Einsatz in einem anderen Wachgebiet war, war der Zug der zuständigen Wache vor Ort und hatte den qualmenden Top bereits "umweltgerecht entsorgt".

2015 kam ich dann das erste Mal als Verantwortlicher RA auf den Rettungswagen (natürlich nachts, natürlich mit einem Jahrespraktikanten), ich habe die ganze Schicht gebetet, dass nichts kommt, wo ich etwas entscheiden muss. Der erste Einsatz, den ich "geleitet" habe, war: Nasenbluten 😂

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Hallo,

mein erster Einsatz im Rettungsdienst mit dem Stichwort: RD_NA_Aspiration - dort hatte sich ein junger Mann an einem Hähnchen Knochen verschluckt und wäre dabei beinahe erstickt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst