Ahnenforschung 1933-45?

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Soweit ich weiß, waren meine Großeltern keine NSDAP-Mitglieder. Drei Großeltern waren zu jung, um der NSDAP beizutreten, also jünger als 18 Jahre.

Meine verstorbene Großmutter väterlicherseits erzählte mir vom Bund Deutscher Mädel und hatte gute Erinnerungen daran. Sie kannte noch mit 90 Jahren BDM-Lieder und NS-Parolen (z. B. „Du bist nichts, dein Volk ist alles!“). 1944 schrieb sie in ein Poesiealbum ein Zitat aus Mein Kampf: „Wer leben will, der kämpfe also, und wer nicht streiten will in dieser Welt des ewigen Ringens, verdient das Leben nicht.“ Das war für sie wohl ein Mutmachspruch. Ich glaube, dass sie als Jungmädel den Nationalsozialismus, so wie er ihr präsentiert wurde, befürwortete. Über den Holocaust sagte sie, dass sie das keinem Menschen wünsche. Sie schwärmte für die Bundeskanzler Adenauer und Kohl.

Mein verstorbener Großvater mütterlicherseits war Panzerschütze und Obergefreiter der Wehrmacht. Er notierte während des Kriegs Texte von unpolitischen Schlagern in ein Heftchen. Ich habe ihn nie über das NS-Regime reden hören, nur über seine Erfahrungen im Krieg. Er hätte zwischen 1937 und 1939 der NSDAP beitreten können. Wehrmachtssoldaten konnten nicht NSDAP-Mitglieder werden. Ich halte eine Mitgliedschaft für unwahrscheinlich.


ErnstJandl301 
Fragesteller
 02.05.2024, 14:12

Mein einer Opa war damals der reichste Bauer im Dorf und wurde von der Bevölkerung als Abgeordneter der Gemeinde für den Landkreis bestimmt. Das Dorf war schon im 30 jährigen Krieg sehr widerständig. Mein Opa muss dann wohl bei einer Sitzung des Landkreises Ende 1937 zu offen seine Meinung gesagt haben und wurde sofort an die Wand gestellt. Meine Oma war dann mit zwei Babys kurz vor dem Krieg alleine, als der Vater fehlte. Die Schwester meiner Mutter wurde dann von Omas Schwester, die keine Kinder bekommen konnte, adoptiert. Das mit den anderen Großeltern hatte ich bereits geschrieben. 

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Ja, einer von vier Großeltern war in der NSDAP, einer war Stammwähler der KPD, eine hat immer SPD gewählt und die Vierte hat vom ersten eine Schelle kassiert, weil sie das Radio während einer Hitlerrede ausgestellt hat. Sie hat aber zurückgehauen und das Radio blieb aus.

Ziemlich heterogener Haufen, diese Vorfahren.

Ich habe mal die militärische Laufbahn meiner Großväter angefragt und weiss daher ein bißchen.

Aber wie sie zun Nationalsozialismus standen war nie ein Thema, genauso wie sie nichts von Krieg erzählen wollten.

Aber immerhin habe ich nie Sätze gehört, dass irgendwas besser gewesen sein soll.

Ja. Mich hat das immer interessiert. Deshalb habe ich immer gefragt und sie haben es mir offen beantwortet.

Meine beiden Großväter mussten mit ihren Familien Deutschland verlassen, der väterliche aus "rassischen" Gründen bereits 1934, der mütterliche aus politischen Gründen (er war für die SPD im Reichstag gewesen) 1936. Beide Familien fanden Zuflucht in der Türkei.