Ängstlicher Golden Retriever Welpe ( Geräusche Angst)?

3 Antworten

Viele Welpen haben so eine Angstzeit. Meine drei Hunde hatten das zwischen drei und acht Monate lang, ganz besonders im Dunklen.

Ich bin da nie weiter drauf eingegangen, weil trösten oder Aufmerksamkeit das eher verstärkt.

Man sollte in der Zeit besonders im Dunkeln die Leine am Hund lassen. Damit der nicht in seiner Panik unter ein Auto verschwindet. Oder sich irgendwo versucht zu verstecken, wo man ihn nicht wieder rauskriegt.

Und wenn man merkt, dass der Hund extrem gestresst ist, halt die Spaziergänge eher etwas kürzer halten.

Das bedeutet nicht, dass der Hund grundsätzlich besonders ängstlich ist. Der, der als Welpe wirklich vor alles erschrocken ist, ist später ein ausgesprochen selbstbewußter Typ geworden. Das Mädchen, das nur kurz Welpenangst hatte, ist immer etwas schüchtern geblieben. Da kann man nichts ableiten.


Elocin2910  04.12.2022, 00:20

Kein Wunder, wenn man sich so verhält!

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Es ist der richtige Weg, dass du dich mit dem Hund irgendwo hinsetzt wo es Geräusche gibt vor denen der Hund Angst hat. Der Hund darf durch den Kong oder das Rinderohr aber nicht zu abgelenkt sein sondern er muss sich mit den Geräuschen auseinandersetzen. Ich würde clickern wenn der Hund sich neutral verhält, also nicht flüchten möchte. Kennt der Hund den Clicker?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich lebe seit mehreren Jahren mit Hunden zusammen.

Laura761 
Beitragsersteller
 03.12.2022, 13:29

Nein bisher hatte ich noch keiner Erfahrung mit dem Clicker, aber ich werde gleich mal schauen :)

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Zu Anfang, ein wirklich guter Züchter hat solche Hunde nicht, zwar ist das immer individuell zu betrachten, aber eine gute Sozialisation schließt sowas aus, zumindest in dieser Intensität.

Dann ist Dein Hund in der 2- Phase der Spooky Periods (Fremdelphase) was heißt, das er allgemein ängstlicher reagiert aber auch das selbst altbekannte Dinge erst einmal wieder neu bewertet werden.

Gerade bei Hunden mit Ängstlichkeit oder Angst, hier scheint es tatsächlich Angst zu sein nicht "nur" Ängstlichkeit, sollte man Sozial Support (soziale Unterstützung) leisten.

Wenn jemand schreibt man sollte da nicht weiter drauf eingehen ist das fachlich absolut inkorrekt und betreffende Personen haben sich nicht ausreichend informiert, auch wenn das der allgemeingültige Tenor ist, so hat das aber nichts mit Hundekenntnis zu tun, gilt im übrigen auch für Hundeschulen.

Ich habe selbst eine Hündin die als sie zu mir kam panisch bei fast allem reagierte. Wichtig ist, man stellt für den Hund den Fels in der Brandung dar. Sucht der Hund die Aufmerksamkeit seines Halters wenn er Angst hat, so stärkt das nachhaltig die Bindung, er lernt dadurch sich auf Dich verlassen zu können und vertraut Deiner Beurteilung.

Das braucht Zeit und geht nicht von heute auf morgen.

Die Erklärung dafür, das man durch Sozial Supoort kein Angstverhalten verstärken kann, ist verhaltensbiologisch bestätigt.

Bei Angst entsteht Stress und Stress bedingt die Sezernierung von Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin (Stresshormone).

Gibt man dem Hund nun Sicherheit z.B. indem man ihn streichelt (vorausgesetzt der Hund empfindet das als angenehm) dann produziert der Hundekörper Antagonisten (Gegenspieler) zu den Stresshormonen, Serotonin und Oxytocin.

Ersteres dürfte Dir bekannt sein und letzteres wird auch als Kuschelhormon bezeichnet, auch Mütter produzieren dieses Hormone nach der Schwangerschaft, dadurch wird die Mutter-Kind-Beziehung verstärkt.

Somit dürfte klar sein, das Aussagen wie positiv empfundene Zuwendung würde Angstverhalten verstärken, totaler Unsinn ist.

Hier noch ein Link worin das auch nochmal behandelt wird, zwar geht es hier jetzt um Silvesterangst, aber das ist allgemeingültig wenn es um Angstverhalten geht.

https://www.lokalkompass.de/witten/c-ratgeber/hund-nie-mehr-angst-vor-silvester_a378636

Ein Hund zeigt keine Angst weil er Dich ärgern oder protestieren will, sondern weil Angst im Mandelkern (auch Amygdala genannt) entsteht.

Das ist der Bereich in dem sich Emotionen entwickeln und diesen Teil kann der Hund nicht willentlich beeinflussen.

Aber als Halter hat man die Möglichkeit durch Konditionierung an dem Verhalten zu arbeiten, aber oftmals ist das nicht gerade leicht, da Angst und auch Ängstlichkeit ein Überlebensmechanismus darstellt, dieser gilt eben das Leben zu sichern. Einen Hund nun in seiner Angst alleine zu lassen ist wirklich grauenvoll, denn 1. sieht der Hund das als asozial an (was nicht heißt, das ihr asozial seid) und 2. ist es ein grauenvoller Zustand wie man sich selbst vorstellen kann, wenn ein Sozialpartner einen ignoriert während man Angst empfindet.

Ich empfehle bei sowas immer Zeigen und Benennen, sowie natürlich Sozial Support und erst Recht clickern.

Zeigen und Benennen ist eine Technik die dem Hund ankündigt das nun hier und da etwas kommt, hat der Hund aber vor allem Angst ist das natürlich erst einmal etwas schwierig, deshalb erst einmal grundlegende Maßnahmen.

Schaut Euch mal nach einem Thundershirt um, das kann im allgemeinen recht gut helfen, sollte aber vorher und immer wieder aufgeladen werden. Ein Thundershirt funktioniert über leichten Druck, durch den sich der Hundekörper beruhigt.

Zumeist zeigt sich schon eine minimale Besserung nur durch das anziehen alleine, aber "läd" man es auf und verknüpft es zusätzlich noch durch Konditionierung mit Entspannung, so wirkt es deutlich besser.

Das Training mit dem Hund sollte bestenfalls erst einmal in Verbindung mit dem 2. Hund stattfinden, denn auch dieser gilt als Sozialpartner und kann unterstützend sein, insofern die beiden sich wirklich gut vertragen.

Geht der 1. Hund den Angsthund an, dann bringt das nur zusätzlichen Stress und stellt natürlich keine Hilfe dar.

Bezüglich des Clicker, ich würde alles clickern, was dem Hund Angst macht und auch das hat einen wissenschaftlich erklärbaren Hintergrund. Nämlich den selben wie den beim Sozial Support.

Wurde der Clicker konditioniert, löst er angenehme Emotionen aus und genau die sind elementar wichtig um in dieser belebten Welt zurecht zu kommen.

Den Clicker nutzt man dann wenn der Hund sich erschreckt oder aber eben Angstverhalten zeigt, da man auch da wieder Antagonisten zu den Stresshormonen im Hundekörper initiiert.

Alles in allem sollte die Hundeschule euch aber genau sagen können was zu machen ist, nur in der heutigen Zeit ist es leider so, das noch sehr viele Hundegurus durch die Gegend laufen und propagieren man müsste seinen Hund in solchen Situationen alleine lassen.

Auch das kann wissenschaftlich widerlegt werden, denn Habituation (Gewöhnung) tritt in starken Stresssituationen nicht ein, allenfalls gerät der Hund in die erlernte Hilflosigkeit und das ist ein noch viel schlimmerer Zustand als "nur" die Angst.

Für Notsituationen wo man zu starken Auslösern nicht ausreichend Platz schaffen kann würde ich im übrigen den Geschirrgriff etablieren.

Kleinschrittig aufgebaut ist das ein wahres Wundermittel. So konnte ich z.B. mit meiner Hündin nach erfolgtem Aufbau sogar durch Menschenmengen laufen ohne das meine Hündin Angstverhalten gezeigt hat.

Hier mal ein Video zum Thema Geschirrgriff worin gesagt wird, das man diesen bei aggressiven Hunden anwenden kann, ja kann man definitiv aber eben auch bei Angstverhalten in Notsituationen.

Hier wird im übrigen mit einem Markerwort trainiert und nicht mit dem Clicker, der Aufbau dessen ist aber der gleiche und beim Geschirrgriff eignet sich ein Clicker bedingt der fehlenden 3. Hand nicht sonderlich gut, zudem sollte man ein Markerwort sowieso immer auftrainieren, denn den Clicker kann man auch mal vergessen, das Markerwort hat man aber immer dabei. ;-)

https://www.youtube.com/watch?v=Qup-mNwQ5Ug

Alles in allem es braucht Zeit, Geduld und Liebe, weder Hau-Ruck oder gar Sanktionen helfen gegen Angstverhalten sondern können einerseits das Verhalten verstärken und/oder sogar zu Aggressionsverhalten führen, welches dann aber zumeist erst auftritt, wenn der Hund körperlich gereift ist, ca. ab dem 2. Lebensjahr.

Sollte die Hundeschule solche Emfpehlungen oder gar Flooding (Reizüberflutung) empfehlen, so würde ich Dir ans Herz legen, das Du Dich nach einer umsiehst, wo die Trainer wissen wovon sie sprechen.

Z.B. mann man da bei Trainern des Netzwerks Gewaltfreies Hundetraining umschauen oder aber auch bei TSD (trainieren statt dominieren).

Woher ich das weiß:Berufserfahrung