Adam Ebenbild von Gott?

12 Antworten

Also meine Frage, sieht dann Gott aus wie Adam?

Nein.

Das Ebenbild oder Abbild Gottes zu sein bedeutet nicht, dass der Mensch gleich wie Gott ist oder so aussieht, sondern dass der Mensch als Repräsentant Gottes die Herrschaft über seine Schöpfung verkörpert. So wie es Pharaonen und Cäsaren mit ihren Abbildern auf Stadtplätzen oder an Grenzposten auch getan haben.

Mehr dazu hier oder hier unter 3.2.3

,,Erschaffen" (bara) leitet sich von der Wortwurzel br ab, die auch ,,sehen" beinhaltet und hat im Hebräischen eine andere Bedeutung als in der deutschen Umgangssprache. Lediglich völlig neuartige und einzigartige Dinge werden mit dem mächtigen Wort ,,bara" bedacht. In der biblischen Schöpfungsgeschichte sind das gerade mal folgende drei Entitäten:

  • Das Universum (Raum, Zeit und Materie; Gen. 1.1)
  • ,,Höheres" Leben (Seelen, Gen. 1.21)
  • Die spezifischen geistigen Fähigkeiten des Menschen (,,Gottebenbildlichkeit", Gen. 1.27)

Es sind zeitgeschichtliche ,,Quantensprünge", die auch auf Seiten der Naturwissenschaften ,,explosive" Bezeichnungen haben, wie Urknall und kambrische Explosion. Daneben tauchen in der Schöpfungsgeschichte noch weitere Verben mit alltäglicheren Bedeutungen auf. Das Allerweltswort ,,asah" bedeutet keine Neuentstehung, sondern lediglich die schrittweise Weiterverarbeitung und Modifikation bestehenden Materials. ,,Yatzar" bedeutet lediglich, dass etwas bereits Vorhandenes zum Vorschein kommt. Diese Wörter tauchen u. A. im Zusammenhang mit der Entstehung der Pflanzen in der dritten Schöpfungsperiode auf.

Die Tradition hatte die Erschaffung des Menschen im Bilde Gottes immer darauf bezogen, dass Gott optisch wie ein - wohlgemerkt männlicher - Mensch aussieht. Später kamen weitere Eigenschaften dazu, natürlich mit haufenweise religiösem Kitsch verbrämt, wie Güte, Weisheit, Moral usw.. Das gibt das Wort tselem aber gar nicht her. Es bedeutet etwas Schattenhaftes, während ,,Ebenbild" fälschlicherweise Gleichrangigkeit suggeriert. Zudem ist Elohim ein Plural und erlaubt keine geschlechtsspezifische Festlegung. Von dieser unspezifischen Schöpfungsmacht ist vom Menschen also nicht mehr als ein Schatten, eine Ahnung erkennbar. Im Lichte des dazugehörigen Verbs bara kann es sich nur auf die spezifischen geistigen wie personellen Eigenschaften des Menschen beziehen (Intelligenz, Personhaftigkeit, logisches Denken, Planungsvermögen, Verantwortungsgefühl, und nicht zuletzt die Fähigkeit zur Religiosität), die ihn vom Tierreich abheben und wie zuvor die ,,Tierseelen" (Gen. 1.21) eine einzigartige Neuerscheinung darstellen, s. o.. Und diese vorrangig kognitiven Eigenschaften kann man genauso gut nutzen, um sich durchs Leben zu mogeln. Mit Moral hat die ,,Gottebenbildlichkeit" wenn überhaupt erst in zweiter Linie zu tun, siehe Verantwortungsgefühl.

Wichtig ist auch, dass hier keine Ackerbau betreibenden ,,Kulturmenschen" wie Adam und Eva gemeint sind. Noch gibt es keine eingezäunten Äcker, sondern die Menschen sammeln von der freien Fläche Früchte, Kraut, Samen, Nüsse, Pilze etc., eben alles, was sie zum (Über-)Leben so brauchen (Gen. 1.28-29). Die ,,Herrschaft" über die Tiere beinhaltet nicht zuletzt die aneignende Nutzung derselben. Erst später zeigen Adam und Eva beispielhaft den neolithischen Übergang zur sesshaften Nahrungsproduktion (Ackerbau, Gen. 2.15) und festen Bindung, siehe Gen. 2.24. Sie führen eine liebevolle isch-&-ischah (Mann & Frau)-Gemeinschaft, die dem triebhaft-distanzierten Geschlechterverhältnis zu zakar-&-neqebah-Zeiten (männlich & weiblich, Gen. 1.27) diametral entgegensteht.

Buchtipps: ,,Die Bibel bestätigt das Weltbild der Naturwissenschaft" von Karel Claeys

,,Auch Adam hatte eine Mutter" von Paul Hengge

Woher ich das weiß:Recherche

Du musst erst verstehen, in welcher Hinsicht Adam im Gleichnis Gottes geschaffen wurde. Gott ist ein Geist, Adam aber war aus Fleisch und Blut. Worin besteht also die Gleichheit?

Gott = Liebe, Menschen haben die Fähigkeit zu lieben.

Gott hat Macht (Allmacht), der Mensch bekam auch gewisse Macht.

Gott ist absolut gerecht, der Mensch liebt Gerechtigkeit und ist daher auch gerecht. (Leider nicht alle).

Gott ist absolut weise, de Mensch hat die Fähigkeit, sich Weisheit anzueignen.

In welcher Hinsicht ist also der Mensch in Gottes Bild erschaffen? In seinen Eigenschaften.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Bmate04 
Beitragsersteller
 25.08.2021, 20:00

Hätte ich das Buch geschrieben, hätte ich speziell charakterlich Ebenbild geschrieben. Wurde aber nicht gemacht. Und Ebenbild selbst bedeutet ja in jeden Hinsicht "genau gleich"

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Bmate04 
Beitragsersteller
 25.08.2021, 19:57

Das stimmt alles. Aber ich verstehe unter Ebenbild auch was anderes. Nähmlich das aussehen. Stand irgendwo, dass dieser Ebenbild Sache nur die Eigenschaften beinhaltete? Und Ebenbild bedeutet ja genau gleich. Und wir sind ja nicht all mächtig wie Gott. Also ist Ebenbild das falsche wort. Das wird aber benutzt

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Friedliebender  25.08.2021, 22:22
@Bmate04

Du musst auch die Sprache berücksichtigen, in der die Bibel ursprünglich geschrieben wurde. Da wurde alles sehr Bildhaft geschrieben. Dadurch kann die Bibel auch leichter in andere Sprachen übersetzt werden, ohne dass der Sinn des Geschriebenen verändert wird. Deshalb haben wir auch heute eine sehr genaue Übersetzung, die mit den ältesten Funden überein stimmt.

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Das wäre logisch, ABER:

  • Es ist absurd, von Religionen Logik zu erwarten und
  • Selbst wenn die Logik gälte: Da niemand weiß, wie Adam aussah, weiß auch niemand, wie Gott aussah!

Bmate04 
Beitragsersteller
 25.08.2021, 19:48

Aber wir wissen, dass Adam kein Licht war sondern ein Mensch 😕

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Bmate04 
Beitragsersteller
 25.08.2021, 19:47

Wenn wir mal den aussehen bei Seite legen, würde das ja trotzdem bedeuten dass Gott nen physischen Körper gehabt haben müsste. Anders kann er ja kein Ebenbild erstellen. Alle sagen ja, er sei Licht

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FelicienRops  25.08.2021, 20:57
@Bmate04

Auch das WÄRE völlig logisch! ...mal seh'n, wie weit Du mti dieser Logik bei Gläubigen kommst:(

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Das hat nichts mit der Optik zu tun, sondern mit der Fähigkeit, Gottes Eigenschaften nachzuahmen.

Wer Gott gefallen möchte, kleidet sich „mit der neuen Persönlichkeit, die durch genaue Erkenntnis erneuert wird nach dem Bilde dessen [Gott], der sie geschaffen hat“ (Kol. 3:9, 10)

Der Schöpfer ist ein Geistwesen. Er hat also keinen physischen Körper, wie wir. In seinem „Bilde“ existieren wir daher insofern, als wir seine Persönlichkeit widerspiegeln. Das heißt, wir können Gottes Grundsätze in die Tat umsetzen.