Ab wann kann man eine Person als weise bezeichnen?

8 Antworten

Wenn diese Person die Philosophie als Dauer-Projekt der Aufklärung

a) verstanden hat

b) anwendet und

c) auch und vor allem auf sich selbst

Das heißt für a), b) und c) im konkreten Alltagsverhalten:

1) Rationalität von Intuition unterscheiden zu können was dann dazu führt,

2) Ich-Interesse von Sach-Interesse und damit Diskussion von Diskurs unterscheiden und trennen zu können was dann wiederum dazu führt

3) die Unvollständigkeit und den grundsätzlichen Irrtumsvorbehalt eigener Schlußfolgerungen zu erkennen was dazu führt festzustellen, dass

4) es mir nicht möglich ist, apodiktisch-absolute Urteile zu fällen, um auf deren Grundlage zu entscheiden und zu handeln weil 

5) die die grundlegende Erkenntnis einer selbstreflexiven Rationalität zu Beginn jeder Debatte an-erkennt, dass alles menschliche Denken (auch das eigene) letztlich nur "Meinen" auf der Grundlage erkenntnisleitender Erfahrungshorizonte und Interessensperspektiven ist, nichts desto trotz oder gerade deswegen aber ein Diskurs über die logische Qualität dieser Meinungen umso wichtiger ist,

6) ohne jedoch gerade wegen der Einsicht in die Punkte 3) - 5) diesen Diskurs anzustreben, um ein Wert-Vorzugsurteil konstruieren zu wollen es sei denn

7) eine vorgetragene Meinung / vortragende Person behauptet, dass a) bis 6) nicht gelten da sie mittels "göttlicher Erleuchtung" das ultimative All- und Letztbegründungswissen besitze, um aus diesem absoluten Wahrheitswissen das ultimative Ordnungssystems abzuleiten und zu verfügen.

Weisheit ist also selbstreflexive Rationalität als gelebtes Handeln - also selbst-gelebte Aufklärung.

Die Wikipedia-Definition ist nicht gut. Impliziert sie doch der Begriff Weisheit komme von Wissen und so sei jemand weise, der viel weiß. Das ist in meinen Augen falsch, denn jemand kann um die ganze Welt gereist sein 10 Sprachen sprechen und 5 Berufe ausgeübt haben und muss deswegen noch lange nicht weise sein.

Weisheit bedeutet die metaphysische Struktur der Welt intuitiv verstanden zu haben und dem entsprechend zu handeln. Insbesondere sich selbst nicht für so wichtig zu nehmen. Und ja, das hat etwas mit der Vereinigung mit Gott, mit Mystik, bzw. mit Erleuchtung zu tun. Aber es hat nix mit dem Brockhaus Universallexikon zu tun, - also mit einem großen allgemeinen Wissensschatz.

Es ist wenn Du so willst eine andere Art von Wissen. Ein Wissen was man selber von innen heraus, aus sich selber schöpft. Ein Wissen, dass nicht durch Bücherlesen oder Vorträgehören oder Reisen entsteht. Oder salopp gesagt ein Wissen nicht von dieser Welt, sondern über diese Welt.



Hamburger02  04.01.2017, 16:44

Welche wiki-Definition meinst du denn? Habe die in meinem Beitrag zitiert und da ist nirgends von angehäuftem Lernwissen die Rede sondern von einem tieferen Verständnis von Zusammenhängen.

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NewKemroy  04.01.2017, 17:50
@Hamburger02

Meiner Meinung nach geht es eben tiefer als tief im Sinne von "umfassend Erfahren". Und es geht auf jedenfall über Verstand, Logik und präzises Schussfolgern hinaus.

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Finde die Definition bei Onkel wiki eigentlich recht gut:

Weisheit (engl. wisdom, altgr. σοφία, lat. sapientia, hebr. hokhmah)
bezeichnet vorrangig ein tiefgehendes Verständnis von Zusammenhängen in Natur, Leben und Gesellschaft sowie die Fähigkeit, bei Problemen und
Herausforderungen die jeweils schlüssigste und sinnvollste Handlungsweise zu identifizieren.

Oder anders formuliert: weise ist jemand, der die Sachen duchblickt und darauf beruhend gute Ratschläge geben kann.

Hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Weisheit

Du findest in diesem Artikel einen Überblick über die wichtigsten Weisheitstheorien der Geistesgeschichte. Ich persönlich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mich an vorhandenen Konzepten zu orientieren, sie zu hinterfragen und zu vergleichen und dabei aus ihnen ein eigenes Konzept zu entwickeln.

Du könntest es genauso machen und dadurch deine eigene Definition des Begriffs "Weisheit" finden. Dann kannst du deine Frage selbst beantworten.

das ist altersunabhängig und hängt von der gesammelten lebenserfahrung ab.