90% Luftfeuchtigkeit trotz richtigem Lüftverhalten

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Fangen wir mal von vorn an:

In welcher Etage ist die Wohnung? Ist das eine Souterrainwohnung, wo die Außenwände Kontakt mit dem Erdreich haben? Gibt es unter euch noch einen Keller oder seid ihr der Keller?

Es liest sich so, als wäre bei euch kalter Boden (und kalte Wände). Da können großflächige Möbel Kältebrücken entstehen lassen. Möbel sollten also idealerweise auf Füßen stehen.

Möbel vor Außenwänden führen zum gleichen Problem, das gilt auch für Wohnungen, die nicht im Keller liegen. Wenn es anders nicht geht, sollten die Möbel etwas von den Wänden abgerückt werden.

Den ganzen Tag das Fenster offen zu haben, wäre natürlich Unsinn. Wenn du öfter stoßlüftenlüften kannst, während es draußen kälter ist als drinnen, kannst du die Lage vielleicht weiter entschärfen. Der Wald und der Teich sollten jedenfalls nicht das Problem sein.

Insgesamt liest sich dein Text aber so, als wäre ein Umzug in eine unproblematischere Wohnung für dich das einfachste Mittel. Ansonsten wäre eine angeschaltete Heizung im Sommer eine Möglichkeit, ebenso vielleicht eine Lüftungsanlage und eine teure Dämmung von Boden und Außenwänden.


Berrytan 
Fragesteller
 09.09.2013, 12:03

Hallo,

die Wohnung ist im Erdgeschoss, und soweit ich weiß ist kein Keller unter uns. Das Haus ist eine Art Bunker aus dem 2. Weltkrieg, deswegen wundert es mich auch nicht dass es drinnen dauerhaft so kalt ist. Die Möbel stehen im Abstand zur Wand, ich glaube ca. 5cm von der Wand entfernt. Da es aber sehr massive Schränke sind kann ich nicht dahinter schauen ohne alles abbauen zu müssen.

Das etwas passieren muss ist mir klar, ich habe auch Bedenken was die Gesundheit angeht, ich weiß nur nicht wie ich es am besten anpacke. Das Stoßlüften ist wie gesagt schon erfolgreich, aber eben nur wenn es draußen kälter ist als drinnen, und das war es leider diesen Sommer über nie. Ich habe dann trotzdem morgens und nachts gelüftet, war mir aber nicht ganz sicher ob ich damit etwas gutes tue oder der Situation noch weiter schade. Das sinnvollste wäre es wohl wirklich auch im Sommer die Heizung laufen zu lassen, ich weiß nur nicht wie ich es gegenüber dem Vermieter am besten erkläre ohne ihm die Schuld zu geben (denn das bringt mich sicherlich nicht weiter in der Konversation), aber ich möchte auch nicht die ganze Schuld auf uns nehmen, falls es an der Wohnung selbst liegt.

0
napoloni  09.09.2013, 14:41
@Berrytan

Naja, bezüglich der Kommunikation mit dem Vermieter kannn dir hier niemand helfen^^

Der muss sich irgendwann ohnehin mit der Problematik beschäftigen. Und du kannst ja nicht dauerhaft im Schimmel wohnen.

"Die ganze Schuld" hast du jedenfalls ohnehin nicht. Dein Grundwissen bezüglich des Lüftens ist schon einmal überdurchschnittlich. Und bis auf "noch öfter Lüften " und "noch mehr Abstand zu Boden und Wänden" gibt es bei dir kein Verbesserungspotential. (Außer vielleicht, weniger Wasserdampf produzieren, falls es da Einsparpotenzial gibt.)

Am besten sammelst du mal Informationen und bereitest die deinem Vermieter auf. Z.B.: http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2227.pdf

Falls du Sicherheit haben willst, kannst du noch dein Lüften protokollieren. Ein Hygrometer hast du offenkundig schon im Einsatz.

0
Berrytan 
Fragesteller
 09.09.2013, 15:27
@napoloni

Danke für die Antwort,

Hygrometer ist im Einsatz. Die Kommunikation mit dem Vermieter fällt mir deshalb schwer, da ich keinen Beweis für die Ursache des Schimmels habe. Die Vermieter bewohnen das selbe Haus, natürlich deutlich größer mit mehr Räumen, Fenstern, Durchzug etc. aber da habe ich ein eher schädliches Lüftverhalten festgestellt. Die Fenster sind dort grundsätzlich gekippt, wenn es warm draußen ist machen sie die Fenster meist den ganzen Tag über komplett auf und nachts ist alles dicht. Was ich bisher gelesen habe ist dieses Verhalten ja eher kontraproduktiv, und doch ist deren Wohnung sauber und unsre Befallen. Gibt es dazu eine Erklärung die ich übersehe?

0
napoloni  09.09.2013, 21:49
@Berrytan

Ich denke, die sind eine Etage höher? Entscheidend ist, wie kalt die Wände und der Boden sind. Warme Luft kann viel Feuchtigkeit aufnehmen. Trifft sie auf kalte Stellen, gibt sie dort Feuchtigkeit ab. Das ist wie bei einer Wasserflasche, die du aus dem Kühlschrank nimmst. Im Sommer hast du da sofort Tautropfen außen an der Flasche. Bei einer Wasserflasche in Zimmertemperatur hingegen passiert nichts.

Dasselbe, wenn auch nciht ganz so schnell, kann bei den Wänden passieren.

0

Ich würde dir die neue Wohnung empfehlen, Schimmel ist nicht gerade gesund. 10 Minuten stoßlüften am Tag sind schon ein bisschen wenig, aber das größere Problem ist, dass du dort nicht richtig heizen kannst. Wenn die Wohnung 10 Jahre leer stand, ist vermutlich noch ordentlich Feuchtigkeit in den Wänden. Das hatten wir jedenfalls in einer Wohnung, die nur ein halbes Jahr leer stand (ungeheizt im Winter) - auch nach einem halben Jahr hatten wir sehr feuchte Räume. Nun wohnen wir Souterain, das ist auch feucht, aber die Vermieterin lässt die Heizungsanlage das ganze Jahr durchlaufen und so können wir trocken wohnen. Neben Heizen kannst du auch im Baumarkt einen Bautrockner ausleihen, der bringt es mehr als diese kleinen Raumluftentfeuchter.


Berrytan 
Fragesteller
 09.09.2013, 12:09

Danke vorab für die Antwort =D

Die Frage ist nun, die Wohnung in der wir sind war ursprünglich mit der Wohnung der Vermieter verbunden, und sie haben vor einem Jahr dann eine Trennwand durchgezogen, damit wir dort wohnen können. Sie selbst haben die Räume nie genutzt, die standen komplett leer und da ist vielleicht einmal im Monat jemand durchgelaufen. Gelüftet wurden die Räume sicherlich auch nie, und geheizt erst recht nicht, aber es gab auch keine Schimmelprobleme, die sind erst jetzt entstanden seitdem wir die Wohnung bewohnen. Ist es denn wirklich so, dass der Schimmel erst dadurch entstanden ist, dass jemand nun in den Räumen wohnt oder kann das auch schon vorher dagewesen sein, und es hat nur niemand bemerkt? Sicherlich wird nämlich als Argument kommen, dass vor 20 und 30 Jahren auch schon jemand in dieser Wohnung gelebt hat, und dass es damals keine Probleme gab =/

0

Da Du sowohl sprachlich als auch verhaltenstechnisch den Eindruck einer überaus sorgfältigen und reflektierenden Persönlichkeit machst, kann ich unter diesen Bedingungen nur empfehlen, dass Du Dir eine neue Bleibe suchst.

Der Vermieter hat klimatechnisch natürlich Recht, wenn er behauptet, ein permanentes Lüften würde den Schimmel verhindern, wenn also zwischen dem Feuchtbiotop innen und außen klimatisch kein Unterschied besteht und sich selbst Kröten in Eurer Wohnung wohlfühlen würden. Ich möchte mir allerdings nicht den Herbst oder Winter bei Euch vorstellen. Wie gesundheitsschädlich Schimmel ist, brauche ich wohl auch nur gegenüber der Galerie betonen. Ich denke, das Dir das klar ist....

Erstmal Glückwunsch zu der aussagekräftigen Problembeschreibung. Die Lösung deines Problems sehe ich eigentlich in der Nähe der Kellerlüftungsproblematik.

Eigentlich........

Die Schwierigkeit in deinem Fall hast du schon selbst erkannt : Die selten bis gar nicht vorhandene Luft mit der Eignung zur Entfeuchtung. Die kühlen und wahrscheinlich durchfeuchteten Wände stellen dann ständig Flächen unterhalb des Taupunkts zur Verfügung. Es wird Wasser nachgeführt.

Die kommende kältere Jahreszeit in Verbindung mit einem disziplinären Heiz-/Lüftungsverhalten sehe ich als letzten Versuch, durch deine Bemühungen entfeuchtend auf das Wohnraumklima einzuwirken. Viel heizen und gezielt lüften. Im Winter ist der Feuchtegehalt der Aussenluft meistens rel. trocken. Ich befürchte nur, dass die Aufwendungen für die notwendige Erwärmung mit enormen Kosten verbunden ist.

Im Winter sollte dir dieser Tipp weiter helfen können : http://www.gutefrage.net/tipp/schimmel-vorbeugen-und-beseitigen

In der warmen Jahreszeit bist du hier besser aufgehoben......................


Die Lösung Deines Problems ist eigentlich sehr simpel:

W Ä R M E !!!

Es geht nicht darum, dass die Räume stark beheizt werden, es geht vielmehr um die Art der Beheizung und die richtige Verteilung der Wärme.

Deshalb ein kleiner Rückblick: Bis in die 1960er Jahre wurden die Wohnungen in Deutschland überwiegent mit Öfen beheizt. Dadurch wurde während des Heizens gut gelüftet (Verbrennungsluftzufuhr) und der Ofen, der in der Regel den Außenwänden gegenüber stand, erwärmte die Oberfläche der Außenwände direkt mittels Wärmestrahlung. Wärmestrahlung setzt sich ungehindert durch Gase und durchs Vakuum mit Lichtgeschwindigkeit fort. Trifft Wärmestrahlung auf eine Oberfläche, so wird sie absorbiert und teilweise reflektiert. Der absorbierte Teil der Strahlung wird sofort in Wärme (Teilchenbewegung) umgewandelt, der reflektierte Teil der Strahlung trifft dann mit Lichtgeschwindigkeit auf eine andere Oberfläche, wo gleiches geschieht (Absorbtion/Reflektion). So nähern sich Oberflächentemperaturen unter Wärmestrahlungseinfluss stark an (Strahlungsausgleich).

Warum ist das wichtig?

Die moderne Heiztechnik setzt oft auf den Kompaktheizkörper unter dem Fenster. Damit soll die sich am kalten Fenster abkühlende Luft "aufgefangen" werden und mit der Warmluft des Heizkörpers in den Raum hineingetragen werden. Dadurch soll dann ein Wohlfühlklima entstehen. Leider hat diese Heitzechnik einen entscheidenen Fehler: Die Außenwände werden nicht mehr gleichmäßig und ausreichend mit Wärme versorgt. Die Außenwände leiten ständig Wärme aus dem Raum nach außen. Um die innere Oberflächentemperatur nicht absinken zu lassen, was die Gefahr der Raumluftkondensatbildung (Schimmelbildung) zur Folge hätte, muss diese Wärmemenge über das Heizsystem der Wand stetig wieder zugeführt werden (bitte keine Nachtabsenkung!) und zwar gleichmäßig verteilt von innen, da die Wand außen auch gleichmäßig ausgekühlt wird.

Die Warmluft der Heizung hat nun also diese Aufgabe der Erwärmung der Außenwand bekommen, und zwar auf dem Weg vom Heizkörper am Fenster vorbei, bis zur Zimmerdecke, an der gegenüberliegenden Wand wieder hinab (dabei ist die Luft schon etwas abgekühlt), über den Boden strömend in Richtung Heizkörper/Außenwand, wobei die Luft weitere Wärme an den Boden abgibt. Nun ist die kühlere Luft an der Außenwand angekommen und soll diese nun erwärmen, um die Oberflächentemperatur der Außenwand zu erhöhen!? Offensichtlich funktioniert das nicht so gut. Wie soll es auch, denn Luft ist kein guter Wärme(über)träger.

Die gesamte Außenwand, als Abkühlfläche des Raumes incl. der Fensterfläche, muss mit Wärme gleichmäßig versorgt werden!

Das machte früher der Ofen durch Wärmestrahlung, heute gibt es relativ einfach zu installierende hydraulische Heizleisten dafür. Mal googeln! Diese werden unten vor der gesamten Außenwand installiert und sorgen für einen dünnen aufsteigenden Warmluftschleier vor der Außenwand, welcher die Außenwand von innen erwärmt. Durch die Warmluft vor der Wand und die dadurch erwärmte Wandoberfläche wird Kondensatbildung aus der Raumluft garantiert verhindert, denn wenn 100% feuchte Raumluft auf eine wärmere Oberfläche trifft, erwärmt sich die Raumluft daran und kann dann mehr Feuchte aufnehmen - die relative Luftfeuchte sinkt deshalb! Die Außenwand ist somit von innen vor Kondensat aus der Raumluft geschützt. Die Feuchte in einer Wand wandert in der Regel mit dem Wärmestrom. Da hier von innnen Wärme in die Wand eingetragen wird (und keine Feuchte mehr), so wird die Feuchte der Wand nach außen verdrängt. Die Wand trocknet langsam (!) aus, wodurch sich der Dämmwert entscheidend erhöht!!!

J.S.Cammerer hat vor Jahrzehnten schon festgestellt, dass eine Ziegelfeuchte von 4% den Dämmwert der Wand halbiert und bei einer Feuchte von 10% schon 77% weniger Dämmwert vorhanden ist! Natürliche Ausgleichsfeuchte beim Ziegel: ca. ein Gewichtsprozent.

Durch die wärmeren Wandabschnitte über den Heizleisten sendet die Wandoberfläche nun Wärmestrahlung in den Raum aus. Diese Wärmestrahlung sorgt für weitere warme Oberflächen (Möbel, Matratzen etc.) wo sich dann ebenfalls kein Raumluftkondensat mehr bilden kann und die Sachen austrocknen. Natürlich muss die Raumluftfeuchte öfter mal durchs Lüften rausbefördert werden. Gleichen sich die Temperaturen der Oberflächen an, gibt es weniger Luftbewegungen. An kalten Oberflächen fällt Luft ab, an warmen Oberflächen steigt sie auf. Luftverwirbelungen hält Staub, Sporen und Keime in der Luft. Durch die ruhigere Luft des Wärmestrahlungsklimas im Raum wird die Luft sauberer - die Gesundheit der Bewohner besser.

Durch das Austrocknen der Wände wird der Dämmwert erhöht, der Heizenergieverbrauch sinkt in der Folge. Doch richtig feuchte Häuser brauchen 1-2 Winter um gut trockengeheizt zu werden.

Häuser trockenen im Winter aus durch Beheizung und geringe absolute Luftfeuchten. Im Sommer bei hohen absoluten Luftfeuchten nehmen Häuser die Feuchte auf (Ausgleichsfeuchte).