Warum werden Philosophen zu tagespolitischen Fragen befragt?
Mir ist aufgefallen, dass die Journaille gerne Philosophen zu tagespoltischen Problemem befragen (Habermas, Precht, Welzer, Kluge usw.). Warum meinen Journos, dass Philosophen Sinnvolles zum Ukraine-Krieg, Corona, Wirtschaftskrise etc. sagen können?
Um Fachwissen kann es ja nicht gehen. Philosophie hat sich ja eher zur Restwissenschaft entwickelt.
2 Antworten
Eine philosophische Interpretation weltgeschichtlich bedeutsamer Ereignisse und Themen ist unerlässlich zur Kulturellen Meinungsbildung auf globaler Ebene.
Menschen suchen Wissen und Verständnis, welches man lediglich in zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen zu finden vermag.
Aus diesem Grund legen Philosophen den Grundstein für das Verständnis unserer Geschichte und demzufolge auch unser Selbst.
Sorry.. ich versuche in der Regel, möglichst einfach formulierte Beiträge zu verfassen.
Doch die fast schon zwanghafte Vermeidung bestimmter Phrasen und Buchstaben, sowie der Drang nach einer gewissen Symmetrie, führen gelegentlich zu solchen Monstrositäten.
Ich hoffe, dass meine Antwort dennoch hinreichend verständlich war ;)
Da nach wie vor ein besonderer Schwerpunkt der Philosophie die Ethik und die Moral betrifft, und zahlreiche gesellschaftspolitische Fragen eben aus dieser Perspektive zu bewerten sind, können Philosophen durchaus auf diesem Feld gute Denkanstöße liefern.
Als ein extrem gutes Beispiel möchte ich hier den Krieg in Gaza anführen. Hier prallen unterschiedliche moralische Werte hart aufeinander: "Hat Israel, das gegen die von der Hamas beabsichtigte Auslöschung kämpft, nun seinerseits das Recht aus einer Position absoluter militärischer Überlegenheit dieses Land mit seinen militärischen Strukturen nahezu komplett zu vernichten?" Gewiss, die Hamas hält immer noch zahlreiche israelitische Geiseln zurück, was Isreal als Grund für seine nicht nachlassenden Angriffe begreift, und doch ist zu fragen, ob die starre Haltung der Hamasführer ausreicht, Isreal das Recht zu geben, einen desaströsen Vernichtungsschlag nach dem anderen gegen Strukturen und Menschen in Gaza durchzuführen. Die hochgradig moralisch schwierig zu bewertende Sachlage ist gerade für Philosophen ein Feld, auf dem sie ihre ganze Kompetenz einbringen können.
Und so gibt es nicht nur auf dem Feld der Moral, sondern auch in zahlreichen anderen Lebensbereichen, in denen es zu Konflikten in der Wertewelt von Bevölkerungsgruppen, Parteien, Interessengruppen, sozialen Schichten und diversen Alterskohorten kommt, immer wieder die Forderung nach kompetenter Argumentation, die von gelernten Philosophen eher geleistet werden kann als von emotional und ideologisch festgelegten Journalisten oder Politikern.
Herrlich diese Phrasen, fast philosophisch.