Opa - für mich ein furchtbare Anrede
Ich bin 62 und mit einer 3 Jahre älteren Frau verheiratet, die einen Sohn aus erster Ehe hat. Ich selbst habe keine Kinder und wollte auch nie welche. Verantwortung für einen kleinen Menschen zu übernehmen war und ist für mich nicht vorstellbar.
Der Sohn hat zwei Kinder, 7 und 5. Als wir damals an Weihnachten über die Schwangerschaft informiert wurden war meine Frau völlig aus dem Häuschen. Das hat mich für sie gefreut, mich selbst als Person aber hat das nicht sonderlich emotional erreicht.
Als die Kinder dann da waren und man mit ihnen sprach, war von Oma und Opa die Rede. Ich realisierte so ganz allmählich, das das Leben sich für mich in eine Richtung entwickelte, auf die ich weder vorbereitet war noch ich dahin wollte. Aber ändern konnte ich es natürlich auch nicht.
Meine Frau ging und geht ganz in ihrer Rolle auf und das kann ich auch verstehen. Mich hingegen hat es von Anfang an gestört, Opa genannt zu werden.Schließlich war ich nie ein Papa und wollte es wie schon gesagt auch nie sein.
Ich habe mich damals dagegen gewehrt, als Opa angesprochen zu werden. Warum kann ich nicht einfach mit dem Vornamen angesprochen werden? Es gibt die beiden echten Opas, warum noch ein dritter?
Der Erstgeborene war zu dem Zeitpunkt noch zu klein, um das mitzubekommen. Aber letztlich redete insbesondere meine Frau auf mich ein, mich nicht so anzustellen, es wäre doch ganz normal, natürlich sei ich der Opa, ich gehöre doch zur Familie. Irgendwie ließ ich es dann geschehen und hielt es auch für richtig, schließlich können die Kinder ja nix dafür, wenn die Welt für manche so kompliziert ist. Gut fand ich damals schon nicht.
Nun ist der Erstgeborene 7, seine Schwester 5. Die beiden haben mich wirklich gern, die Kleine klammerte sich neulich an mich, drückte mich ganz fest und sagte "Mein Opi". Einerseits berührte mich diese Geste sehr, andererseits störte mich die Anrede.
Opas sind für mich alte, gebrechliche Menschen, die am Stock gehen oder im Rollstuhl sitzen. Ich weiß natürlich, dass das so nicht stimmt, wenn's dumm läuft kann man schon mit 40 Opa werden. Aber das ist das Bild vor meinem inneren Auge, würde mich jemand auffordern, einen Opa zu zeichnen, sähe er so aus. Und das will ich nicht sein. Übrigens, gib einfach mal das Wort Opa auf Google in die Bildersuche ein. Das meine ich.
Darum fragte ich heute meine Frau, ob die Kinder wohl alt genug seien, mit Ihnen darüber zu sprechen. Damit löste ich eine emotionale Eskalation bei ihr aus, ich sei nicht empathisch, hätte keine Freunde, keine Familie, wie man nur so sein könne.... Tränen flossen reichlich. Für mich stellt sich da die Frage: Wie bin ich denn? Wenn ich so empfinde, was ist so falsch daran, es zu sagen? Gibt es da draußen andere Männer oder Frauen, die gleich oder ähnlich empfinden?
7 Antworten
Versuche den Begriff einfach offener zu sehen, ich denke du hast eine bestimmte Vorstellung vom Wort "Opa", du verbindest damit Dinge, mit denen du dich nicht identifizieren willst oder kannst.
Aber "Opa" kann auch einfach der Name einer wichtigen, im Vergleich älteren Bezugsperson sein, eine wichtige Person im Leben der Kinder. Es muss ja nicht immer sofort die Blutsverwandtschaft sein oder sämtliche damit verbundene Verpflichtungen. Du bist dann eben ein etwas besonderer Opa für die Kinder, nicht verwandt und vielleicht etwas speziell. Aber die Kinder werden da reinwachsen und es so annehmen.
Ich selber hatte auch einen "Onkel", der eigentlich gar kein Onkel war. Aber es war eine wichtige Bezugsperson für mich und die hatte eben das Label "Onkel" für mich. Es hätte genauso gut ein "Opa" sein können.
Lieber Agency, danke dir. Da liegst du völlig richtig, genau das versuche ich ja schon seit so ca. 5 Jahren, seit der Junge sprechen kann. Es lässt mich aber nicht los, drum habe ich nun ja den Vorstoß gewagt, nach einer Lösung zu suchen.
Du kannst den Kindern, die dich als Familienmitglied ansehen und dich lieb haben, natürlich sagen, dass du es verabscheust, dass sie dich als Opa ansehen. Dann wundere dich bitte aber auch nicht, wenn sie euch nicht mehr besuchen wollen. Finde ich reichlich kindisch von einer 60-jährigen Person, tut mir leid. Die armen Kinder
Du bist 62 gleichgültig ob Opa oder nicht.
Der Sohn hat zwei Kinder, 7 und 5.
Ganz offensichtlich wirst Du nun schon einige Jahre Opa genannt. Sei tapfer ...
... oder trenne Dich von Deiner Frau und deren Familie.
.
Sei froh, dass Du keine anderen Probleme und Sorgen hast.
Na da hat aber jemand eine ordentliche Alterskrise.
Du warst doch auch mal Kind. Da waren alle möglichen Menschen Oma, Opa oder auch Tante oder Onkel. Selbst die Kindergärtnerin war die Tante Lissi.
Und genau diese Menschen waren doch immer welche, zu denen man einen besonderen Bezug hatte. Hatte auch oft was mit Herz zu tun
Diejenige, die auf mich uns meine Geschwister in Kindertagen aufpasste, war unsere Tante Luise. Für meine Kinder ist sie seit jeher die Oma Luise.
Und so gab es in meinem Leben und auch in dem meiner Kinder immer wieder Menschen jenseits der 60, die eben auch Oma oder Opa waren. Obwohl sie in keinster Weise verwandt waren.
Kinder hinterfragen und differenzieren diesen Begriff nicht. Da geht es nicht um den Verwandtschaftsgrad. Du bist Teil der Familie..du bist Teil ihres Lebens.
Übrigens, das stimmt so in meinem Fall überhaupt nicht. Väterlicherseits gab es weder Oma noch Opa, beide tot. Seitens meiner Mutter gabe es zwar mal ne Oma, aber die starb, bevor ich sie richtig kennen lernen konnte, keine Erinnerung daran. Geblieben ist mir die Erinnerung an meinen Opa, zuckerkrank, beide Beine abgenommen, im Rollstuhl. Die Frau, die mit ihm zusammen lebte und ihn überlebte war "Tante Lehne", aber nie Oma. Nee du, das sind keine Erinnerungen, die es wert sind, erweckt zu werden.
Glaube ich auch ;-)
Es geht doch auch gar nicht um den Verwandtschaftsgrad, Verantwortung übernehmen oder die Kinder an sich.
Der Begriff "Opa" hält dir jedesmal dein Alter vor Augen. Deine Vergänglichkeit. Für dich bedeutet der Begriff "Opa" alt, tattrig, senil, unfit. Grau, pausbäckig. Alles, was du für dich nicht fühlst und du bestimmt auch nicht bist.
Kurz: der Begriff Opa ist für dich der Inbegriff der Endzeitstimmung.
Du hörst mit diesem Opa "hey du alter greiser und seniler Mann kurz vor dem Sprung in die Kiste"
Du bist für die Kinder genau der Opa der du bist. Sicherlich alles andere als alt und tattrig. Sondern fit, cool, lässig und für so manchen Spaß zu haben.
Und genau darauf kommt's doch an ;-) welche Erlebnisse du hinterlässt. Als Opa.
Ich kann dich da absolut verstehen - ich habe mich auch dagegen gewehrt, die "Tante" für die Nichten und Neffen meines (inzwischen Ex-)Partners zu sein. Einfach nur mein Vorname, und fertig, mehr braucht es doch nicht.
Das jetzt noch zu ändern ist natürlich nicht ganz so einfach, aber ich finde es erst recht nicht okay von deiner Partnerin, dich da emotional so zu erpressen. Wenn du nicht Opa genannt werden möchtest, dann willst du das nicht - warum ist es so schwer, deine völlig legitime Grenze zu respektieren?
Danke dir für deine Sicht. Ich ärgere mich, dass ich es nicht gleich von Anfang an bei meiner Sicht geblieben bin, dann wäre das Thema längst vergessen und die Kinder würden es nicht anders kennen. Aber nun ist es echt schwierig.
Weil es hier um die Kinder geht. Was glaubst du, wie die sich fühlen werden?
Warum sollten die Gefühle der Kinder wichtiger sein als die des Opas? Und warum sollte es überhaupt (negative) Gefühle auslösen?
Liebe @HarmonyZ, danke für deine Sicht auf die Situation. Aber ich bitte dich, die Kirche im Dorf zu lassen. Wo bleibt denn deine Emphatie? Warum sollten Kinder sich schlecht fühlen, wenn sie einen Menschen, den sie lieb haben, nur mit seinem Vornamen ansprechen? Da hat @Strickanna schon recht, wo sollen da negative Gefühle herkommen?
Warum sollte der Grund sie denn verletzen? Der hat überhaupt nicht mit ihnen zu tun.
Doch. Und wir reden hier immer noch von Kindern. Die werden das so verstehen, dass er nicht ihr Opa sein will - was ja auch so ist. Was denkst du, wie ein Kind sich fühlt, wenn ihm jemand, den er liebt, sagt, dass er nicht mehr sein Opa sein will?
Er sagt, dass er nicht so genannt werden möchte, nicht dass er sie nicht lieb hat. Kinder sind jung, nicht bescheuert.
Klar, wenn man ihnen den nicht gleich erklärt, ist es wahrscheinlich, dass sie danach fragen. Aber warum sollte KaiMB ihnen den nicht gleich erklären?
Egal ob sie ihn sofort oder auf Nachfrage erfahren - wie er oben doch deutlich erklärt hat, hat es nichts mit ihnen oder der Beziehung zueinander zu tun.
Ach nicht? "Ich wollte nie Kinder, nie Enkelkinder, ich bin nicht euer Opa, also nennt mich nicht so" - da denken Kinder bestimmt, dass man sie wahnsinnig lieb hat, ja.
Hast du die Begründung oben überhaupt gelesen?
Das ist nur eine Hälfte der Begründung - und dass er nicht ihr leiblicher Opa ist, werden sie wohl ohnehin schon wissen.
Ja. Die Begründung macht sehr deutlich, was er davon hält Teil einer Familie zu sein.
Irgendwie ist das hier wie stille Post. Man schmeisst oben was rein und unten kommt was ganz anderes dabei raus. Hört bitte auf zu streiten. Ich habe nie gesagt, dass ich nicht Teil einer Familie sein möchte, wie kommst Du da drauf? Das ist Blödsinn. Ich möchte lediglich nicht als Opa angesprochen werden und wollte dazu andere Meinungen hören. Mit dem Vater der Kinder habe ich inzwischen darüber gesprochen und wir halten es beide für sinnvoll, erst mal so weiter zu machen wie bisher, ich bleibe also der Opa. Ist für mich nicht schön, aber so ist es nun.
Weil es für mich so klingt als hättest du absolut kein Interesse daran der Opa dieser Kinder zu sein. Du sagst ja sehr deutlich, wie sehr du diese Bezeichnung verabscheust. Und dass du selbst nie Kinder und Enkel wolltest.
Also wenn du mit den Kindern irgendwann mal darüber redest - erklär ihnen das bitte anders. So, dass sie wissen, dass du sie trotzdem lieb hast. Nicht dass sie das falsch verstehen.
...Alterskrise... da hast du vermutlich gar nicht so unrecht...