Schimmel im Schlafzimmer nach zwei Wochen wieder da trotz Lüften - kann das noch am Raumklima liegen?

6 Antworten

Durchaus denkbar, dass der Schimmel gar nicht komplett entfernt worden ist.

Möglicherweise habt ihr lediglich den sichtbaren Schimmel entfernt.

In der Regel ist es nicht ausreichend, den Schimmel einfach nur abzuwaschen. HIer müsste die Tapete entfernt werden und der Untergrund entsprechend behandelt werden.

Bei einer Raumfeuchte von 70% und einer Temperatur von 18°C liegt der Taupunkt bei knapp 13°C.

Heißt: Ist die Wandtemperatur an dieser Schimmelstelle unter 13°C, dann kondensiert dort das Wasser und es bildet sich Schimmel.

Bei einer Außenwand ist - gerade wenn das Fenster noch geöffnet ist - eine solche Oberflächentemperatur nicht ungewöhnlich.

Befindet sich der Fleck zufällig oberhalb und in der Nähe eines Fensters?

Hier muss die Raumfeuchte reduziert werden.

Wenn dasn icht hilft, dann muss ein Experte die Wände auf Wärmebrücken prüfen.


Grido 
Beitragsersteller
 06.02.2020, 09:37

Danke für die Antwort!

Den Schimmel habe ich auf der glatt verputzten Wand mit Isopropanol entfernt. Hätte die Wand danach behandelt werden müssen?

Übrigens hat es die letzten beiden Tage stark geregnet. Und schon ist der Schimmel zurück. Könnte das ein Indiz darauf sein, dass es vielleicht an der Fassade liegt?

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Derzeit wären 62% tatsächlich etwas zu viel.

Lüfte mal 3x täglich und heize ständig auf 20° auf. Es sollte sich jemand ansehen, ob bauliche Mängel vorliegen, entweder durch Wärmebrücke Übergang Balkonplatte/Geschossdecke oder ob Putzrisse vorhanden sind.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Grido 
Beitragsersteller
 06.02.2020, 09:29

Danke für die Antwort! Was mir noch einfällt: Der Schimmel entsteht in der Ecke an der Fensterwand, die zum Teil von einem Verdunklungsvorhang bedeckt ist. Zu der Schimmelstelle ist ein Abstand von ca. 40 cm zum Vorhang.

Könnte das auch zur Schimmelbildung beitragen? Dann würde ich vielleicht auf ein Verdunklungsrollo umstellen.

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spelman  06.02.2020, 09:45
@Grido

Dicke Vorhänge vor der Außenwand, noch dazu einer Ecke, können immer ein Problem darstellen. Der Vorhang verhindert die Luftzirkulation, wodurch keine warme Luft an die Wandfläche kommt. Die Wand wird dadurch nicht erwärmt udn ist noch kälter als andee Bereiche. Daher kondensiert dort auch das Wasser.

Ich habe mal ein Haus mit renoviert (Hilfe für einen Freund), da hing vom Vorbesitzer offenbar seit Jahren ein dicker schwerer Lodenmantel an einem Haken an der Wand. Diese Wand war eine Außenwand, der Raum ein Schlafzimmer. Als wir den Mantel abnahmen, trauten wir unseren Augen nicht: Solchen Schimmel habe ich noch nie gesehen! Man konnte den Mantel 1:1 an der Wand sehen.

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Grido 
Beitragsersteller
 06.02.2020, 09:48
@spelman

Trifft dies auch zu, wenn der Vorhang den Heizkörper verdeckt? Dies ist natürlich nur nachts der Fall, wenn der Heizkörper auf eine niedrigere Temperatur eingestellt ist.

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spelman  06.02.2020, 09:53
@Grido

Na ja, entscheidend ist immer die Oberflächentemperatur der Wand. Wenn der Vorhang vor dem Heizkörper ist und die Heizung heizt, könnte es sein, dass es sogar wärmer wird. Andererseits: wird der Thermostat des Heizkörpers abgedeckt, kann es gut sein, dass die Heizung fast gar nicht heizt, weil der Thermostat auf kurzem Wege erwärmt wird und abstellt.

Tipp: kauf Dir mal ein Infrarot-Thermometer, die kosten nicht mehr viel:

https://www.amazon.de/Thermometer-Eventek-Temperaturmessgerät-Berührungslos-Beleuchtung/dp/B06Y557PC6/ref=sr_1_7?hvadid=80539258768875&hvbmt=be&hvdev=c&hvqmt=e&keywords=infrarot+thermometer&qid=1580979071&sr=8-7

Damit kannst Du die Temperatur der Wand direkt messen. Unter 13°C (bei 60% Raumfeuchte) wird es kritisch. (Den Zusammenhang Raumtemperatur, relative Feuchte und Taupunkt kannst Du als Tabellen oder Taupunktrechner im Internet finden.)

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pharao1961  06.02.2020, 10:33
@Grido

Schwere Vorhänge an der Wand wirken praktisch wie eine Innendämmung, aber wenn trotzdem 40 cm dazwischen liegen...

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Grido 
Beitragsersteller
 06.02.2020, 10:41
@pharao1961

Danke @pharao1961! Den letzten Nebensatz habe ich leider nicht ganz verstanden. Sollten die 40 cm ausreichend sein oder ist das nachteilig, auch wenn 40 cm Platz ist?

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pharao1961  06.02.2020, 11:04
@Grido

Wenn 40 cm dazwischen liegen, wäre das ausreichend, aber wenn der Vorhang bis ganz auf den Boden geht, dann evt. doch wieder nicht...

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Grido 
Beitragsersteller
 10.02.2020, 15:06
@spelman

Habe mit nun das Thermometer besorgt und Mal gemessen. Die befallene Stelle weist tatsächlich eine geringere Temperatur als der Rest der Wände auf. Die Ecke, an der sich der Schimmel bildet, hat eine Temperatur von 14 Grad bei 20 Grad Raumtemperatur und 60 Prozent Luftfeuchtigkeit. 20 cm rechrs neben der Ecke, beträgt die Temperatur der Außenwand 18 Grad. 20 cm links neben der Ecke beträgt die Temperatur 16 Grad.

Könnte das dann ein baulich bedingter Befall sein? Oder sind die Werte weitgehend normal?

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spelman  10.02.2020, 20:21
@Grido

Außen-Ecken haben eigentlich immer eine etwas geringere Temperatur als der Rest der Wand, weil das Verhältnis Außenfläche (Wärmeabgabe) zu Innenfläche (Wärmeaufnahme) ungünstig ist. 14°C ist noch OK, solange die Feuchte nicht höher wird. Bei niedrigerer Außentemperatur kann die Oberflächentemperatur aber schnell etwas absinken, und dann bist Du im Taupunktbereich.

Balkone schaffen je nach Art des Aufbaues oft auch ein Wärmeproblem: auskragende Betonteile wirken praktisch als Kühlkörper. Früher hat man das so gebaut, da waren aber die Wände noch nicht isoliert. Heute setzt man den Balkon davor, oder baut ein isolierendes Bauteil ein, um das zu verhindern. Ich schreibe das nur, weil Du ja sagtest, dass es eine Außenecke am Balkon ist.

Was kannst Du nun tun? Alles vermeiden, was die Luftzirkulation von warmer Raumluft behindert. Mehr lüften, um die Luftfeuchte zu reduzieren. Im Extremfall (wenn gar nichts anderes geht), die Stelle separat beheizen. Zum Beispiel mit einer Gewächshausheizung: https://www.amazon.de/Lighthouse-09-435-270-LightHouse-Gewächshausheizung-Ecoheat/dp/B01M0G6D60/ref=asc_df_B01M0G6D60/?tag=bingshoppin0b-21&linkCode=df0&hvadid=&hvpos=&hvnetw=o&hvrand=&hvpone=&hvptwo=&hvqmt=e&hvdev=c&hvdvcmdl=&hvlocint=&hvlocphy=&hvtargid=pla-4583863980844403&psc=1

Oder eine Rohrschleife der Heizung unterhalb der Stelle entlangführen, wenn das möglich ist.

Ganz richtig müßte man die Bauausführung und Isolation analysieren und eventuelle Baufehler beheben. Das kann aber nur jemand vor Ort machen.

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Grido 
Beitragsersteller
 10.02.2020, 14:30

Habe mit nun das Thermometer besorgt und Mal gemessen. Die befallene Stelle weist tatsächlich eine geringere Temperatur als der Rest der Wände auf. Die Ecke, an der sich der Schimmel bildet, hat eine Temperatur von 14 Grad bei 20 Grad Raumtemperatur und 60 Prozent Luftfeuchtigkeit. 20 cm rechrs neben der Ecke, beträgt die Temperatur der Außenwand 18 Grad. 20 cm links neben der Ecke beträgt die Temperatur 16 Grad.

Könnte das dann ein baulich bedingter Befall sein? Oder sind die Werte weitgehend normal?

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Grido 
Beitragsersteller
 01.03.2020, 17:09

Nun sind wieder zwei bis drei Wochen vergangen und heute ist ein kleiner Schimmelfleck zurück.

Mir ist an dieser Stelle Mal durch den Kopf gegangen: Ist es nachteilig, dass ich eine unterschiedliche Temperatur tagsüber und nachts im Schlafzimmer habe? Tagsüber sind es etwa 19,5 Grad, nachts 18 Grad.

Gelüftet habe ich in den letzten Wochen zwei Mal täglich. Trotzdem ist der Schimmel zurück. Die Temperatur im Raum, der auf der anderen Seite der Wand ist, ist durchaus höher (21 Grad). Sollte ich an dieser Konstellation irgendwas ändern?

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pharao1961  03.03.2020, 08:47
@Grido

Tagsüber warm, nachts kalt sollte kein Problem sein.

Wenn 2x nicht reicht, dann mußt du eben 3-4x lüften. Vorsicht nur bei den ° und % Zahlen wenn es Messinstrumente aus dem Baumarkt sind. Temperaturmessfehler von 2° und mehr habe ich schon oft festgestellt.

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Hallo,

ausführlich gesagt:

Effektive Feuchte → Überschuss-Feuchte → Schimmel und Feuchteschäden.

Schimmel kommt immer von Feuchte.

Baumängel verursachen nicht direkt Schimmel, sondern mehr Kondensation der Luftfeuchte, und diese dann den Schimmel. Deshalb gibt es alte Häuser mit „Mängeln“, die nicht schimmeln, und neue Häuser ohne „Mängel“, die schimmeln.

Leider ist der Grenzwert für Temperatur und Feuchte veränderlich, das macht es auch für Experten sehr schwierig.

Im Sommer ist in einem normalen Raum 70% rel. Feuchte kein Problem, im Winter wird schon bei 55% r.F. das Fenster nass und die Wände können schimmeln.

Also kann man den Grenzwert der „Fachleute“ von 65% r.F. bei 12,5°C vergessen, und die guten Fachleute wissen das. Nur wissen die meisten nicht, was dann als Grenzwert gilt und wann er sich wie verändert.

1) Feuchte kann man nicht so leicht beurteilen, weil sie immer im Zusammenhang mit der Temperatur gesehen werden muss:

a) der Luft

b) der Bausubstanz (Wände, Boden usw.)

c) außen (Temperaturunterschiede machen sich u.a. an den Fenstern bemerkbar)

Deshalb ist der Grenzwert nicht fest, sondern veränderlich.

2) Lüften per Hand nach Belieben hat also immer ein Risiko: Die Feuchte der Außenluft kann effektiv (!) höher oder niedriger liegen. Wir sehen das nicht am Hygrometer, weil es den Temperaturunterschied nicht umrechnet.

3) Nur ein spezielles elektronisches Regelgerät kann das umrechnen und beurteilen. Es misst außen und innen Temperatur und Luftfeuchte. Ein gutes kann die effektive Feuchte und die Überschuss-Feuchte berechnen und bewerten, ob und wieviel entfeuchtet werden muss und ob die Außenluft das kann oder ob diese die Innenfeuchte erhöhen wird.

Fazit: "Richtig" lüften ist nicht dasselbe wie "passend" lüften!

Wenn man richtig und auch passend lüftet, dann kann es keinen Schimmel geben.

Es liegt nur sehr bedingt am Heizen. Denn je nach Schimmelsorte sind Minustemperaturen bis über +40°C alles möglich, um einen Schimmel gedeihen zu lassen.

Die meisten Schimmelarten lieben Wärme, manche aber auch Kälte.

Außen im Freien schimmeln die Wände normalerweise ja auch nicht, obwohl dort nicht geheizt wird. Nur die Kombination Temperatur-Feuchte gibt es außen nicht wie innen.

Kurz gesagt:

Es liegt an den Unterschieden kalt-warm, egal ob räumlicher oder zeitlicher Unterschied, und an der Luftfeuchte, die davon beeinflusst wird und die in den Räumen entsteht. Erdberührung (Räume im Erdgeschoss ohne Keller oder der Keller selbst) ist ein Sonderfall, hier kommen noch mehr Anforderungen dazu.

OHNE Überschuss-Feuchte kein Schimmel!

Wer richtig UND passend lüftet, der hat auch bei „Mängeln“ keinen Schimmel, außer bei extremen Baumängeln (am ehesten bei Dach-Dämmungen).

Viele Leute meinen, 1-mal bis 2-mal täglich lüften sei oft (weil es ja dann 7- bis 14-mal pro Woche ist). Das ist aber bei weitem nicht ausreichend, wie oben schon gesagt.

Hier in diesem Fall:

Entweder tatsächlich oft lüften (4- bis 8-mal täglich)

oder eine Feuchte-Kontrolle einbauen.

Gibt es im guten Fachhandel, z.B. enwilec Feuchte-Controller. Er lüftet wirklich richtig und auch passend!

Das ist, um Schimmel auf Dauer zu verhindern.

Schimmel wegmachen:

Nicht mit Chemie, ist teuer und gesundheitsschädlich.

Nicht mit Essig, denn manche Schimmelarten lieben es sauer und wachsen umso mehr.

Am besten mit Spiritus (hochprozentiger Alkohol).

Wenn diese Antwort hilfreich ist, dann bitte entsprechend klicken.

Viel Erfolg!

Tschüß


Grido 
Beitragsersteller
 01.03.2020, 17:08

Vielen Dank für diese hilfreiche und ausführliche Antwort! Nun sind wieder zwei bis drei Wochen vergangen und heute ist ein kleiner Schimmelfleck zurück.

Mir ist an dieser Stelle Mal durch den Kopf gegangen: Ist es nachteilig, dass ich eine unterschiedliche Temperatur tagsüber und nachts im Schlafzimmer habe? Tagsüber sind es etwa 19,5 Grad, nachts 18 Grad.

Gelüftet habe ich in den letzten Wochen zwei Mal täglich. Trotzdem ist der Schimmel zurück. Die Temperatur im Raum, der auf der anderen Seite der Wand ist, ist durchaus höher (21 Grad). Sollte ich an dieser Konstellation irgendwas ändern?

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Bei 70 Prozent ist Schimmelbildung nicht unbedingt da aber doch wahrscheinlich.
Das werdet ihr mit Lüften nicht wegbekommen und mehr heizen
kann das Problem sogar verschlimmern da die warme Raumluft an der
kalten Wand abkühlt und ihre Feuchtigkeit da ablagert.
Ich vermute aber das die Feuchtigkeit von den Wänden selbst kommt.


spelman  06.02.2020, 09:40

Mehr heizen verschlimmert das Problem nicht, da ja die Menge des Wassers nicht größer wird. Im Zusammenhang mit Lüften transportiert die wärmere Raumluft aber mehr Feuchtigkeit ab. Richtig ist natürlich, dass Heizen allein keine Bsserung bringt. Nur im Zusammenhang mit Lüften.

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Das wird ein Baumangel sein. Die Abdichtung am Balkon ist fehlerhaft. Vermieter müsste sich kümmern