Ist mein Vater Alkoholiker?
Ich beobachte seit längerer Zeit dass mein Vater eigentlich jeden Tag ein „Feierabendbier“ trinkt. Oder sogar mehrere.
Manchmal verzichtet er dann wieder einige Wochen bewusst darauf aber die meiste Zeit hat er eben diese Angewohnheit. Er ist besäuft sich nicht komplett aber irgendwann wird er dann etwas müde und geht schlafen.
Zählt er zu den Alkoholikern? Er ist nicht so wie ich mir einen Alkoholiker vorstelle aber dieser Konsum ist ja schon bedenklich oder?
Ich könnte mir zum Beispiel niemals Vorstellen jeden Tag Alkohol zu konsumieren. Das würde mir gar nicht gut tun.
7 Antworten
Wenn er einige Wochen darauf verzichten kann ist er noch kein Alkoholiker.
Ich bin klinische Psychologin und habe unter anderem auch mit Suchtkranken gearbeitet.
Eine Sucht zeigt sich nicht in erster Linie durch die Menge, die von einer Substanz konsumiert wird. Auch die Häufigkeit ist nicht allein ausschlaggebend.
Der entscheidende Punkt einer Sucht ist die Dosissteigerung. Das würde heissen, dass dein Vater zunehmend jeden Abend ein Bier mehr trinken würde. Für mich klingt es aber nicht so. Er trinkt einmal nur eines, einmal zwei oder drei, dann hört er wieder für einige Wochen ganz auf.
Das weist darauf hin, dass es keine Gewöhnung gibt in seinem Körper und dass er ausserdem sich bewusst ist, dass regelmässiger Alkoholkonsum nicht gut für die Gesundheit ist (auch dann nicht, wenn man nicht süchtig wird).
Am deutlichsten zeigt sich eine Sucht, wenn jemand anfängt, seine Pflichten zu vernachlässigen. Solange also dein Vater jeden Morgen aufsteht und zur Arbeit geht und abends sich so verhält, wie sonst auch, dann ist das alles im Rahmen.
Ausserdem ist es wichtig für dich zu wissen, dass die Toleranz für Alkohol sehr individuell ist. Was die einen problemlos vertragen, ist für die anderen schon der "Overkill".
Insbesondere vertragen Männer aus diversen Gründen im Schnitt deutlich mehr Alkohol als Frauen.
Solange also dein Vater immer wieder Karenzen (= Pausen) einlegt und sich ansonsten so verhält wie immer, sich um seine Arbeit und auch um die Familie kümmert, ist alles in Ordnung. :-)
Hallo!
Schon solche Mengen können den Körper schädigen. Das hat aber nichts damit zu tun, ob ein Mensch alkoholkrank ist. Zur Alkoholkrankheit gehört auch eine Wesensveränderung. Davon schreibst du nichts, sondern dass er davon müde wird.
Laut internet ist man ab 1x Bier pro tag alkoholiker. Sehe das aber anders. Denn sonnst wäre halb deutschland alkoholiker. Für mich ist ein alkoholiker jemand der nicht darauf verzichten kann und sich jeden tag antrinkt.
Liebe Grüsse
Noster007
Ich gebe Dir schon recht, aber da könnte man auch die Frage stellen, warum man jeden Tag ein Bier trinkt und eben darauf nicht verzichten kann? Der Grat zwischen Routine und Sucht ist recht schmal.
Deswegen frage ich auch, weil ich das vor kurzem irgendwo gelesen habe. Und dann dachte ich mir, dass mein Vater ja dann ein Alkoholiker wäre😅
Zählt er zu den Alkoholikern? Er ist nicht so wie ich mir einen Alkoholiker vorstelle aber dieser Konsum ist ja schon bedenklich oder?
Bei Alkoholikern geht es weniger um die Menge des Alkohols, sondern vielmehr um das grundsätzliche Verlangen. Da ist es teilweise schwierig, eine Abgrenzung zwischen Nichtalkoholikern und Alkoholikern zu ziehen.
Wenn man also jeden Abend ein Bier trinkt und nicht darauf verzichten kann, ist man theoretisch ein Alkoholiker. Es geht hier u.a. um den Drang.
Die Frage ist halt, was der Drang ist. ich selbst trinke am Wochenende gern ein paar Bier, weil die Runden mit den Freunden zur Gewohnheit geworden sind und uns das gefällt. Bin ich jetzt Alkoholiker? Letztendlich könnte ich zwar auf den Alkohol bei den Runden verzichten, mache es aber nicht.
Wenn dein Vater vielleicht ein Bier trinkt und dann mehrere Wochen gar nichts, dann sehe ich ihn nicht als Alkoholiker. Es gibt zwar Alkoholiker, die Tage und Wochen nichts trinken, sich dann aber richtig "abschießen".