Was sagt die Bibel über Eunuchen und zerquetschte Hoden?

3 Antworten

"Im Matthäusevangelium (Mt 19,12) bezeichnet der Ausdruck εὐνοῦχος eunouchos ausdrücklich zeugungsunfähig geborene Männer und Kastraten, und zwar sowohl durch Fremdeinwirkung wie aus freien Stücken Kastrierte. Um die Auslegung des Zusammenhangs von Kastration mit dem Erreichen des „Himmelreichs“ gibt es kontroverse Diskussionen: Ist damit gemeint, dass Männer sich selbst aus religiösen Gründen kastriert haben, oder ist an eine übertragene Kastration, d.h. an sexuelle Enthaltsamkeit, gedacht?"

Quelle unter 2.2

Als Eunuch wird ursprünglich ein kastrierter, d. h. künstlich zeugungsunfähig gemachter Mann bezeichnet. Vor allem die Haremswächter, aber auch andere Hofbeamte waren in vielen Ländern im Vorderen Orient Eunuchen. Jedoch ist nicht sicher, ob der Titel »Eunuch« in jedem Fall einen Kastraten bezeichnet oder lediglich als Titel verwendet wird, wie z. B. im Falle des verheirateten Potifars, 1. Mose/Genesis 39,1.

Die Kastration war für den antiken Menschen ein schwerwiegender Eingriff. Denn durch die Zeugungsunfähigkeit wurde das Fortleben in den Nachkommen unmöglich gemacht. In Israel war die Kastration bei Mensch und Tier verboten. Eunuchen waren vom Gottesdienst im Tempel ausgeschlossen (vgl. 3. Mose/Levitikus 22,24; 5. Mose/Deuteronomium 23,2). Ein Eunuch durfte nur den äußeren Vorhof des Tempels betreten.

Diese Einstellung gegenüber dem Eunuchen beginnt sich bei den Propheten langsam zu ändern – siehe Jeremia 39,16-18 (vgl. Jeremia 38,7-13); Jesaja 56,3-5; Weisheit 3,14. Im Neuen Testament werden schließlich die Eunuchen mit einbezogen, wenn Gott sich in JesusChristus allen Menschen zuwendet. Dies gibt dem Einzelfall der Taufe des Eunuchen aus Äthiopien (Apostelgeschichte 8,27-39) seine grundsätzliche Bedeutung.

Quelle: die-bibel.de

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Tanach und Bibelstudium über viele Jahre

Studycus  12.08.2023, 02:26

Oder anders, im Judentum ist die Ablehnung von Zwittern, Homosexuellen Eunuchen historisch hoch gewesen, dass christliche Judentum dagegen dann konnte sich mit Distanz zum harten Regelwerk dahingehend etwas mehr öffnen? Waren Zwitter und Eunuchen (Vorgänger der Transmenschen) dann vom Jahre 0 bis heute in (orthodox) jüdischen Volksgruppen verpönter, als unter der Kirche?

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opendoor345  09.05.2022, 23:31

In Genesis 39,1 steht etwas von einem Kämmerer. Diese Bezeichnung steht für Eunuchen. Auch die angführte Stelle Apostelgeschichte ist von einem Kämmerer die Rede. Das sind laut Bibellexikon Eunuchen.

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Also... das Alte Testament äussert sich wiederholt gegen Körpermodifikationen, damit das "auserwählte Volk" nicht so wie die Nachbarvölker ist. Das Eunuchenwesen dürfte demnach unerwünscht gewesen sein.

Von Kastration als Körperstrafe habe ich grad nichts dazu im Kopf. Vielleicht in gewissen Situationen wegen des "Auge um Auge"-Prinzips?


Studycus  12.08.2023, 02:47

Demnach wird dann ja klar, dass nicht die Kirche, sondern das Urjudentum kulturell mit der Eunuchen- und Homoablehnung begann, während dessen in den meisten anderen heidnischen Kulturen und Völkern LGBT noch in seiner Urform akzeptiert wurde...?

Das erklärt, dass mit der Ausbreitung des christlichen messianischen "Judentums" (Christentum), später nur noch Christentum genannt, als auch mit dem rabbinischen Judentum die LGBT Ablehnung sich auf ganz Rom, später auf ganz Europa und dann auf die ganze Welt ausbreitete.
Es ist dann aber auch zu kurz, die Kirche allein in Kritik zu nehmen, da dass AT in der Homo- und Eunuchenfrage ja nichts anderes, als ein anders sortierter Tanach und Tora ist?
Von damals bis heute scheint im orthodoxen Judentum eine Unvereinbarkeit mit LGBT zu bestehen. Die Kirche akzeptierte dann ja zumindest Eunuchen und Zwitter, hauptsache Enthaltsamkeit und war dann immerhin "nur" gegen Homosexualität, also Liebeleien unter homosexuellen unfruchtbaren Kombinationen. Die moderne Befremdung der heidnischen und christlichen Gesellschaften mit Eunuchen und Zwittern war dann wohl ein Resultat falscher Aufklärung und Normierungspolitik des 19. und 20. Jh. war. Somit ist nun klar, wie mit LGBT zu verfahren ist.

Es gibt Homosexuelle, Bisexuelle und es gibt Eunuchen/Zwitter, die nach Überlieferungen her oft von eher sonst heterosexuellen Männern für ihre Unmännlichkeit, ihre Reinheit begehrt und geliebt wurden. Von Indianern, Aborigines bis zu den Römern. Nun, das schafft kein biologisches Geschlecht ab, bildet einen konservativ dennoch queeres Geschlechtermodel und erklärt, was bis zur LGBT Emanzipation mega schief lief und bis heute nicht wieder richtig gerichtet ist...

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