Was ist falsch daran, in Beziehungen ein wenig anhänglich zu sein?
Der Zeitgeist ist ja schon irgendwie so, dass sich alle wünschen, ihr Partner/Partnerin soll möglichst unabhängig sein, so dass die individuelle Freiheit nicht eingeschränkt wird. Ständig höre ich Leute reden über offene Beziehungen, Flirten da und dort, tägliches Masturbieren ohne Partnerin, Kopfkino mit anderen Männern, Urlaube ohne den Partner mit Freunden, Dreierbeziehungen, Polyamorie, usw.
Man wird teilweise sogar lächerlich gemacht oder abgewertet, wenn man sagt, dass man keinen flotten Dreier ausprobieren will, oder wenn man eine Einladung zum Partnertausch ausschlägt.
Meine Frau (mit der ich nun schon seit vielen Jahren beisammen bin) hingegen legt viel Wert auf Romantik und Liebesbeweise, auf gemeinsame Zeit, ist bisweilen auch mal eifersüchtig und kontrollierend, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass sie immer bei mir sein wird, auch wenn es mir mal schlecht geht – das hat sie schon oft bewiesen. Genauso würde ich sie nie mit einem anderen Mann teilen wollen.
Dafür werden wir oft im Bekanntenkreis belächelt. Außer von zwei anderen Paaren, die auch schon seit Jahren verheiratet sind und ähnlich viel Wert auf Exklusivität und Nähe legen, wie wir.
Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass meine Beziehungen zu Menschen, die sehr unabhängig und freiheitsliebend waren, nicht besonders lange hielten. Es war einfach zu wenig Bindung da, als dass diese Partnerschaften es durch schwere Zeiten geschafft hätten.
Wieso also wird die Unabhängigkeit und Freiheit in Beziehungen heute so hochgejubelt? Ich spüre jedenfalls, dass es uns mit gegenseitiger Anhänglichkeit besser geht.
11 Antworten
Ist mir neu, dass Leute oft eine offene Beziehung wollen. Ich kenne niemanden, der das will. Mein Partner und mich eingeschlossen.
Früher hat man auch so früh wie möglich geheiratet und das fremdgehen war eine schlimme Tat für die Gesellschaft.
Was andere denken und wollen ist doch relativ egal. Es ist eure Beziehung und nicht die der anderen. Wenn es euch so gut geht, dann lebt so wie ihr das wollt und andere leben so offen wie sie das wollen.
Das ist gut und überhaupt nicht falsch. Wie immer noch für die Meisten. Ihr seid die echt glücklichen. Wie immer sind das einige wenige Laute und sehr neidische, die solches Propagieren um ihr Unglücklichsein und die fehlende Liebe in der Beziehung zu kaschieren mit feisten Lügen.
Es hat auch sehr viel mit Kommerz zu tun, Ausgang , Alkohol, Dating und Fremdgeh-apps, Blumen...sexuelle Ausschweifung wird stark beworben. Sex sells. Und in toxischer unverantwortlicher Männlichkeit ist es sowieso das Bewertungsmass.
Hingegen sind Paare wie ihr völlig uninteressant. Ihr bleibt zuhause oder besucht andere Paare zuhause. Allenfalls Baumarkt und Garten- und Tierbedarf machen mit euch (auch mir) Geschäfte.
Im übrigen ist es einfach ein Hype. Der jedoch vermutlich zu vielen bindungsunfähigen Menschen führt, wie es zunehmend der Fall ist, und es auch später den Kindern so vermittelt wird.
Ich bin froh noch mit der älteren Verbindlichen Menschen aufgewachsen zu sein und echte Bindung und Aufgehobenheit gespürt haben zu dürfen.
Gegenfrage: Wieso interessiert es dich so sehr, was die Breite Öffentlichkeit denkt ?
Jeder Mensch ist anders. Die einen mögen es so, die anderen nicht. Jeder soll so leben und lieben wie er mag.
Wenn man gerne anhänglich ist, und der andere das nicht mag, dann passt man auch nicht zusammen.
ich glaub du vermischt da einiges.
"etwas" anhänglich sein ist kein problem. man kann des auch als "normale" zuneigung bezeichnen. also kuscheln, zusammen was unternehmen usw. is in einer beziehung (finde ich) absolut normal. wenn die anhänglichkeit zu stark wird ("klette") dann wirds negativ. wenn man nichts mehr machen kann ohne partner. weil trotz allem braucht jeder bissl freiheit um auch mal was ohne partner zu machen. da rede ich jetzt nicht von flirten oder sex oder urlaub - sondern von hobbys. mit den jungs ne runde fussball, abends mal bissl am pc zocken, n modelauto zusammenbauen oder sowas.
dass man mit der partnerin in urlaub fliegt und dinge zusammen macht is (finde ich) normal. und seh ich auch in der heutigen jugend als normal. sich aber auch mal ne "auszeit" nehmen und eigenen hobbys nachgehen gehört da trotzdem dazu. des hat aber noch nichts mit fremdflirten, offener beziehung usw zu tun. ich find auch mastrubieren jetzt nicht schlimm in einer beziehung. schließlich hat der partner auch nicht immer lust oder kann jetzt sex haben.
natürlich. ich mein jeder soll seine beziehung so führen wie er will. bringt ja nichts sich in ein schema zu zwängen was nicht passt. wenn andere des offener machen - warum nicht. gibt auch paare die fahren getrennt in den urlaub... wenn beide des ok finden.. who cares?
Ich sehe das sehr ähnlich wie du. Zu einer Beziehung gehört auch ein bisschen gegenseitige emotionale Abhängigkeit sonst kann man es auch gleich als Freundschaft-Plus bezeichnen - ich meine, wo wäre da dann sonst noch der Unterschied?
Wenn ich eine Frau aber wirklich Liebe, habe ich gar kein Interesse an einer "offenen Beziehung", weil ich dann nur mit ihr zusammen sein und nur mit ihr die Nächte verbringen möchte. Und wenn eine Frau sich eine offene Beziehung wünschen würde, wäre das auch meinem Vertrauen ihr gegenüber sehr abträglich, denn dann wüsste ich ja schon, dass sie von vornherein nicht nur mit mir zusammen sein will.
Versteh mich bitte nicht falsch, im Grunde ist es mir völlig egal, was andere machen. Wenn jemand sich in so einer offenen Beziehung wohl fühlt und das so klappt und funktioniert, wie die beiden sich das wünschen, freut mich das für sie. Aber für mich wäre das kein Konzept mit dem ich klarkommen würde.
Übrigens hatte ich mal eine F+ und ich kann ganz sicher sagen, dass es auch da Gefühle gibt, die eben weniger romantisch als vielmehr freundschaftlicher Natur sind. Mit meiner ehemaligen F+ bin ich übrigens bis heute befreundet (aber inzwischen eben ohne Plus).
Niemand hat behauptet das es was für jeden wäre. Nur ist eine offene Beziehung nicht automatisch eine F+, nur weil DU keine offene Beziehung führen möchtest.
Mit Gefühlen, meinte ich logischer Weise romantische. Das es bei einer Freundschaft freundschaftliche Gefühle gibt, sollte selbstverständlich sein.
Obwohl meine Antwort in eine andere Richtung ging kann ich dir hier nur zustimmen. Ausgeglichenheit ist das Stichwort. NUR zusammen zu hängen ist in einer Beziehung genauso ungesund wie ALLES ohne den Partner zu machen.
Aber so wie ich den Fragesteller (auch aufgrund einiger anderer seiner Antworten bereits kenne bzw. einschätze), ist das in seiner Beziehung/Ehe schon ganz okay. Aber seine Frau legt halt viel Wert auf Romantik und wenn ihm das gefällt ist das ja auch schön so.