Sexuelle Belästigung von Mitschüler in der Schule?
Ich schreibe ein Buch in dem eine Schülerin von einem Mitschüler sexuell belästigt wird ( in der schule). Ich kenne mich leider nicht mit Folgen von solchen Dingen aus.
Wo kann sie den Vorfall melden und welche Folgen könnte es für ihn haben? Also wie wäre das im echten Leben? Danke
3 Antworten
Das kann man pauschal nicht beantworten.
Das hängt von einigen Faktoren ab. Wie schlimm ist die sexuelle Belästigung? Wie lange erfolgte die sexuelle Belästigung? Wie alt ist das Mädchen?
Erst einmal löst ein sexueller Übergriff oftmals im Nachgang Scham und Schuldgefühle aus. Ekelgefühle können dazu kommen ebenso wie Wut oder Hilflosigkeit.
Durchaus verbreitet ist auch im Nachgang Schwierigkeiten zu haben die sexuelle Belästigung als sexuelle Belästigung zu erkennen. Das eigene Empfinden wird in Frage gestellt und es wird sich selbst gefragt, ob man überempfindlich reagiert.
Während des Übergriffs empfinden übrigens sehr viele Angst. Angst lähmt.
Weiterführende Folgen können sein, dass das Mädchen Probleme bekommt eine eigene Sexualität zu entwickeln, sie kann schlimmstensfalls sogar Essstörungen bekommen oder andere psychische Erkrankungen. Auch Suchterkrankungen kann ein solches Verhalten zur Folge. Wahrscheinlich ist sogar, dass sich das auf die Noten des Mädchens niederschlägt, weil sexuelle Belästigung die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Eventuell will das Mädchen gar nicht mehr zu Schule zu gehen und fängt an zu schwänzen.
Jedoch lässt sich das pauschal nicht sagen. Das ist immer sehr individuell abhängig und hängt auch von einigen Faktoren ab, die von außen zusätzlich eindringen.
Wenn beispielsweise Victimblaming betrieben wird, wie es leider immer noch häufig passiert, fehlt es den Opfern schwerer darüber zu sprechen, es verstärkt die Schuldgefühle und sie haben das Gefühl, dass ihnen niemand glaubt. Die Schuldgefühle können auch entstehen, weil man das Gefühl hat nicht richtig reagiert zu haben.
Auch wenn ein solcher Übergriff in aller Öffentlichkeit passiert und niemand greift ein, fühlt sich das an, als hätte der Täter die Berechtigung so zu handeln.
Wenn dem Mädchen nicht geglaubt, ist das auch ein schwerer Schlag, der es erschwert das Erlebte zu verarbeiten.
Die Schule ist natürlich die erste Anlaufstelle, wohin sich das Mädchen wenden kann. Die Schule ist verpflichtet ihre Schüler*innen zu schützen und damit auch hierbei aktiv zu werden.
Bei Grabschen und mehr kann die Polizei hingezogen werden. Anzeige ist möglich und auch eine strafe nach Jugendrecht.
So, nun zur Realität:
Bei manchen Schulen läuft das vorbildlich. Bei anderen Schulen braucht es einen metaphorischen Arshtritt und wiederum andere schlafen komplett und werden erst wachgerüttelt, wenn die Klage ins Haus flattert.
Hier sind dann auch oftmals die Eltern gefragt, wie die bei diesem Fall auftreten. Machen die Eltern Radau, dann wird es wahrscheinlicher, dass die Schule aktiv wird. Machen sie das nicht (beispielsweise weil sie selbst Victimblaming betreiben), dann wird es unwahrscheinlicher.
Für den Jungen kann das unterschiedlichste Konsequenzen haben. Vom Schulverweis bis hin zu einem Tadel ist alles möglich. Wenn denn was kommt.
Da ist zum einen die Problematik mit dem geglaubt werden. Es wird zwar immer getan, dass man als Frau nur etwas sagen müsste und schon wird man als das arme, arme Opfer behandelt, aber die Realität sieht da etwas anders. Häufig wird Lügen unterstellt. Ist übrigens noch mal eine zusätzliche Belastung für das Opfer.
Wenn die Sache vor Gericht geht, gilt hier in dubio pro reo. Das heißt, wenn Zweifeln an der Tat bestehen, wird der Junge frei gesprochen. Übrigens, ca. 8% der Vergewaltigungsanzeigen nur enden mit einen Schuldspruch. Also, ist auch hier ein Freispruch realistisch, sofern keine Zeugen vorhanden sind.
Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen insbesondere werden gerne bagatellisiert und verharmlost. Es wird als "normales jugendliches" Verhalten abgestempelt, bei dem so getan wird, dass sich das auswachsen wird. Man achtet gerne auf die negativen Folgen für ihn, die oftmals für zu stark erachtet werden und man lässt komplett außer Acht, was das für das Mädchen bedeuten kann.
Aber die Möglichkeiten sind selbst bei dem, was du in der Frage genannt hast, noch endlos.
Ich gebe dir gerne noch ein paar Links, wo du selbst etwas nachlesen kannst:
https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/folgen-200.html
https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/folgen-von-gewalt.html
Der Junge wird vermutlich von der Schule fliegen und je nachdem wie alt er ist, könnte eine Jugendstrafe kommen. Es ist aber oft Aussage gegen Aussage, also schwer zu beweisen, da würde das Mädchen wohl die Schule wechseln oder der Junge muss zum Psychologen Das Mädchen kann psychische Probleme bekommen und das fällt ganz unterschiedlich aus. Das kann Magersucht,Ritzen, Depressionen oder Panikattacken aber auch viel mehr, weil ein psychischen Problem schon reicht um ein Stein ins Rollen zu bringen. Eine Kettenreaktion ist es eigentlich immer. Als Beispiel Depressionen mit denen man nicht fertig wird, das sorgt für Anspannung und Schlaflosigkeit, das wiederum erschöpft. Das sehen viele nicht, es geht nicht nur um das was passiert ist.
Folgen könnten unter anderem sein: Depressionen, Trauma, Schlafstörungen, Panikattacken, Selbwertprobleme.
Vielen Dank für die Antwort!!