Muss wirklich jede Szene in einem Buch zum Plot beitragen?

8 Antworten

Ich merke nämlich bei mir, dass ich auf Krampf versuche, dass jede Szene zum Plot beiträgt und dadurch den Spaß am Schreiben verliere.

Idealerweise solltest du das nicht 'auf Krampf' versuchen, sondern deinen Plot am besten schon vorher grob umreißen und dann schauen ob die Szene an sich passt oder nicht.

Muss sie zum Plot beitragen... bestenfalls. Nicht immer. Sie kann auch zur Charakterisierung einer Figur dienen, doch idealerweise sind die Szenen alle derart aufgebaut, dass sie schon wichtig sind d.h. sie tragen so viel bei, dass man sie nicht komplett weglassen könnte und am Ende auf genau demselben Stand wäre, mit oder ohne Szene. Ob das nun eine Bereicherung des Plots ist oder zur Charakterisierung beiträgt ist eine andere Sache.

Sicher kannst du auch mal eine Szene mit einbauen, nur weil sie schön ist... das sollte aber nicht Überhand nehmen und am Ende in vielen Kapiteln resultieren, die im Endeffekt vollkommen verzichtbar sind.

Da ist das Schlagwort: So viel schreiben wie nötig, aber so wenig wie möglich.


Lelelele123456 
Beitragsersteller
 15.06.2022, 10:51

Ich hab den Plot ja geplant. Aber da sind halt Szenen, die wichtig zum Verständnis sind, aber die Handlung nicht sonderlich voranbringen

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BeviBaby  15.06.2022, 10:51
@Lelelele123456

Nenn doch mal ein Beispiel :)

Es ist halt ein Unterschied ob du einfach nur in epischer Länge beschreibst wie die Figur badet oder sich einen Obstsalat macht und dabei jede Frucht genau beschreibst... das braucht niemand. Wenn die Figur aber badet und dabei irgendeine andere Szene reflektiert, dann kann das schon wieder interessanter sein, wenn denn die Sichtweise der Figur auch für die gesamte Geschichte relevant ist.

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Lelelele123456 
Beitragsersteller
 15.06.2022, 10:52
@BeviBaby

Ein Dialog, in dem der eine Protagonist dem anderen erklärt, wie die aktuelle Lage aussieht.

Oder ein anderer, in dem etwas zu zwei wichtigen Fabelwesen erklärt wird

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BeviBaby  15.06.2022, 11:00
@Lelelele123456

Hach... schwierig.

Die Szene an sich geht in Ordnung. Hab ich auch drin. Königin XY sitzt mit ihren Brüdern bei Nacht im Garten, die Beziehung der drei zueinander wird dargestellt und sie reden über die aktuelle politische Situation. Das ist wichtig, denn so erfährt ja auch der Leser welche Grundlage dem Handeln und den Entscheidungen die jetzt kommen zugrundeliegt.

Eine Ausnahme würde ich machen wenn dem Leser die Situation schon en detail bekannt ist. Wenn du also die aktuelle Lage schon im letzten Kapitel genau beschrieben hast und jetzt NOCHMAL in epischer Länge beschreibst. Zu sagen '

ich komme grade vom Schlechtfeld xy', setzte Hugo an. Augenblicklich kehrte Ruhe in der Taverne ein. Die Lauten verstummten, die Gespräche wurden gedämpft. Jeder spitzte die Ohren, begierig auch nur wenige Worte von dem zu hören, was sich auf dem Schlachtfeld vor den Toren Illyrias abgespielt hatte. Eine Stunde lang ruhten die Gespräche, die Instrumente gaben keinen Ton von sich, während Hugo die Ereignisse auf dem Schlachtfeld noch einmal durchlebte. Jedes Klirren von Schwertern, jedes Scheppern von Rüstungsteilen, die in den Schlamm fielen, ab und an unterbrochen vom Schluchzen einer Mutter, deren Sohn für den Kampf eingezogen worden war und von dem sie noch keine Nachricht erhalten hatte.
"Lord de Storm und 20 seiner engsten Gefolgsleute fanden den Tod" endete er schließlich und nickte dem verstörten Mädchen knapp zu, das ihm einen frischen Krug Bier servierte, um seine ausgedörrte Zunge zu befeuchten.

Ist okay, denn hier erzählt er den Zuhörern alles was wir im letzten Kapitel erlebt haben aber der Leser hat am Ende nur das Fazit, wer eigentlichn gestorben ist, während die eigentliche vermutlich eher chaotische Handlung, die wir schon erlebt haben, nicht nochmal da steht und wir das was wir wissen nicht nochmal ed detail nachlesen müssen.

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Lelelele123456 
Beitragsersteller
 15.06.2022, 11:01
@BeviBaby

Die Szene ist im ersten Kapitel 😅 Also der Leser wusste vorher noch nichts

Danke für deine ausführliche Antwort (:

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Corinna2015  15.06.2022, 11:08
@Lelelele123456

Nur Erklärungen finde ich meist langweilig zu lesen.
Vielleicht kannst du diese Erklärungen in Handlung einbinden?
Beispielsweise statt: "Ich erklär dir jetzt mal, was das Besondere an XY-Fabelwesen ist ..." lieber "Hilfe, da kommen diese Fabelwesen auf uns zu, die sehen so und so aus, was sind das für welche? Was jetzt? Wie reagieren wir am besten? Sollen wir wegrennen oder...?"
Diese Begegnung mit den Fabelwesen muss dann nicht die Haupthandlung vorwärts bringen, sondern der Leser erlebt auf dem Weg einfach ein unterhaltsames Zwischenspiel mit den Protagonisten.

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BeviBaby  15.06.2022, 11:11
@Lelelele123456

Das mit den Fabelwesen kann man auch machen, ich würde allerdings aufpassen, dass es nicht ZU 'Lehrbuchmäßig' wird. Teilweise kannst du da vielleicht auch auf bereits bestehendes Wissen der Charaktere zurückgreifen, wenn sie es denn haben und wenn du etwas erklärst es halbwegs eng am Text festmachen

Das panische Gebrüll eines Bauern ließ alle in der Taverne aufschrecken und die Augen zur Tür richten. Der Mann stoplerte mehr über die Schwelle als das er rannte, in seinen Augen flackerte Todesangst.
"Drachen... auf dem Feld...", brachte er gerade noch hervor, bevor er niedersank. Gegen den offen zur Schau gestellten Busen eines der Schankmädchen, das sich in seiner Angst nicht einmal darüber empörte. "Hast du das gehört, Hugo? Ein DRACHE!"
Panisch blickte Ogur seinen Freund an und umklammerte die Laute mit beiden Händen. Schließlich war er Barde und kein Drachentöter. Er sang darüber wie diese Ungetümer besiegt wurden, doch gegen eines Kämpfen... oder vielmehr von einem gefressen zu werden stand nicht auf der Liste dessen was er im Leben erreichen wollte.
"Hier gibt es keine Drachen", knurrte Hugo leise, dem die Unruhe nach gewonnener Schlacht missfiel. Drachten lebten in Bergen, in denen sie ihre Höhlen im Stein bauten und dort nisteten. Nur selten einmal verirrte sich einer in Dörfer in kleineren Tälern, in denen er dann Ziegen riss. Meistens kehrten die majestätischen Bestien in ihre Nester zurück, noch bevor überhaupt jemand den Vorschlag geäußert hatte eine Jungfrau zu opfern oder etwas ähnlich absurdes. "Muss wohl ein Wyvern sein.", murmelte er leise vor sich hin. Im Gegensatz zu Drachen bevorzugten Wyvern weite Ebenen. Sie hatten keine Haken an den Flügen, die sich zum Klettern eignen würden und die dicht besiedelten Ebenen gaben ihnen alles, was sie brauchten. Raum, dichte Wälder, um darin zu nisten... und die liebste ihrer Köstlichkeiten; Menschenfleisch.
"Dann auf ihn den Kampf", seufzte Hugo leise und zog sein Schwert, Ogur folgte ihm in gehörigem Abstand aus der Taverne, die Laute noch immer fest umklammert.

Hier ist die Differenzierung, was ist Drachen, was ist Wyvern (die ich mir nebenbei grade ausgedacht habe, also kein Anspruch auf irgendwelche Mythologische Richtigkeit) ja von Bedeutung, denn Hugo muss ja nachvollziehbar 'erklären' wie er so schnell auf den Trichter kommt, dass es sich eben nicht um einen Drachen handelt. Von der Beschreibung her bleibe ich halbwegs kurz und knapp und an dem was wir brauchen... also ggf. nicht dass die Viecher nur alle 10 Jahre 4 goldene Eier legen und daraus dann 6-20 Jungtiere schlüpfen, die mit Jungfrauenblut ernährt werden müssen, bis...

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BeviBaby  15.06.2022, 11:12
@Lelelele123456
Die Szene ist im ersten Kapitel 😅 Also der Leser wusste vorher noch nichts

Ja gut, meine Antwort ist ja eher allgemein gehalten und wo das bei dir steht weiß ich ja nicht.

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Lelelele123456 
Beitragsersteller
 15.06.2022, 12:36
@Corinna2015

Das Problem ist: Dem Fabelwesen kann man nicht so einfach über den Weg laufen 😅

Es sind sehr mächtige Wesen. Ich habe auch nicht stumpf erklärt, sondern anschaulich beschrieben. Der Charakter hat es nämlich einmal in seinem Leben schon gesehen und es war eine beängstigende Erfahrung.

Zudem treffen in dem Dialog Welten aufeinander, da seine Gesprächspartnerin aus der Welt der Menschen kommt, also der heutigen Zeit. Es veranschaulicht zugleich ihre Beziehung untereinander.

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BeviBaby  15.06.2022, 13:01
@Lelelele123456

Wozu gehört das jetzt?😅 Also das 'Ohaa'? Das lässt sich hier irgendwie nicht so gut festmachen.

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BeviBaby  15.06.2022, 13:04
@Lelelele123456
Das Problem ist: Dem Fabelwesen kann man nicht so einfach über den Weg laufen 😅

Naja, dann ist halt wieder die Frage wo genau jetzt der Aufhänger ist, der es nachvollziehbar machen würde. Ich meine... du steigst ja direkt damit ein und so... im Endeffekt kommt es halt auf die konkrete Szene an... da müsste ich denke ich das Kapitel an sich lesen und die Beschreibung an sich und dann könnte ich vermutlich sagen ob mich das als leser anspricht oder nicht.

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Lelelele123456 
Beitragsersteller
 15.06.2022, 13:06
@BeviBaby

Das war auf dein Beispiel bezogen. Hast du das selber geschrieben? (:

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BeviBaby  15.06.2022, 13:07
@Lelelele123456

Aso... ja, hab ich. Beide ganz spontan 😅 Deswegen sind auch ein paar Fehler und etwas unsaubere Formulierungen drin.

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Kurz gesagt: nein

Generell muss es nicht nur einen Plot geben. Das wäre ja auch langweilig, wenn es in der ganzen Geschichte nur um eine bestimmte Sache geht. Es gibt in Büchern oft auch Side Plots, die im Verlauf der Geschichte geklärt werden. Das können dann z.b. Beziehungen zwischen Charakteren sein. Als Leser will man auch nicht konstant unglaublich wichtige Szenen lesen. Ein oder zwei Szenen zum Verbinden verschiedener Handlungsakte sind auch wichtig. Diese Szenen könnten auch dazu dienen den Lesern ein Bild für verschiedene Charaktere zu machen. Zu viele unwichtige Szenen hintereinander (mehrere Kapitel) wirkt auch wieder langweilig.

Nein, es muss nicht jede Szene zum Plot beitragen.

Ich habe schon viele Geschichten gelesen, in denen Szenen nur Randinformationen waren und/oder nichts weiter zum Geschehen beigetragen haben.

Wichtig ist, dass dir das Schreiben Spaß macht, sonst bringt es meiner Meinung nach auch nichts, zu schreiben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nicht jede Szene muss Bezug haben auf den Main Plot. Wenn zb deine zentrale Storyline ist, dass eine Gruppe Teenager gegen einen Tyrannen einer Dystopie kämpft, muss nicht jede Szene ein Schlachtplan oder ein Angriff sein.

Aber, jede Szene sollte irgendetwas bringen. Du solltest keine Szenen haben, die man genauso gut weg lassen könnte, und man würde absolut nichts verlieren.

ZB, eine romantische Szene zwischen zwei Charakteren, eine Szene die die Freundschaft oder das familiäre Verhältnis zwischen zwei Leuten stärkt, eine Szene in der der Hauptcharakter allein ist und nachdenkt, wo er eigentlich steht, eine Szene in der die Charaktere nur beobachten.
All das würde trotzdem deine Geschichte bereichern. Es würde zeigen, wie das Verhältnis zwischen deinen Charakteren ist, wie ihr Selbstbild ist und wie die Ausgangssituation ist. Das brauchst du.

Aber, du brauchst zb nicht jedes Mal beschreiben, wenn einer deiner Charaktere auf Toilette geht, oder Zähne putzt und schlafen geht, oder aufsteht und sich anzieht (also auch keine halbe Seite darüber, was der Charakter trägt), usw.

Das ist es, was Leute meinen, wenn sie sagen "Jede Szene muss etwas beitragen".

Woher ich das weiß:Hobby – Viel gelesen und viel selbst geschrieben

Wenn du den Spaß am Schreinen verlierst, was denkst du, wie es dem Leser ergeht. Ein Krampf sollte es nicht sein. Wenn du einzelnen Personen Tiefe verpassen willst, brauchst du auch mal Zeit für Beobachtungen. Man kann auch in etwas alltäglichem einen Baustein für den Fortgang der Handlung einbauen. Oder wenn man mag einen Baustein für eine Fortsetzung.


Lelelele123456 
Beitragsersteller
 15.06.2022, 12:40

Bausteine verlege ich tatsächlich immer (:

Also ich deute eigentlich in jeder Szene gewisse Dinge an, die später noch relevant werden.

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