Ist Vergewaltigung eine Sünde?

adelaide196970  27.09.2022, 22:13

der Täter oder das Opfer? Wer soll hier gesündigt haben?

Terrantobi 
Beitragsersteller
 27.09.2022, 22:15

Das Opfer

6 Antworten

Das Opfer kann nichts dafür, folglich liegt erst einmal keine Sünde vor. Problematisch ist jedoch die geforderte Beweisführung des Islam, wie etwa Christine Schirrmacher oder Mathias Rohe erklären:

Korrespondierend zum Delikt der zina wird die falsche Beschuldigung der Unzucht (qadf) unter Strafe gestellt. Die Grundlage hierfür findet sich in Sure 24,4. Fehlt es an vier tauglichen Zeugen mit entsprechender Aussage, so soll der Beschuldiger mit 80 Peitschenhieben bestraft werden. In Sure 24,19 und 23 werden daneben jenseitige Strafen in Aussicht gestellt.
Der Straftatbestand des qadf kann einerseits "neutralisierend" wirken im Hinblick auf denjenigen der Unzucht, da entsprechende Anzeigen mit Risiken eigener Bestrafung behaftet sind, wenn sich keine hinreichende Zahl von Zeugen findet (was bei diesem Delikt ohnehin nicht selbstverständlich erscheint). Andererseits zeigen dokumentierte Fälle aus der Gegenwart, wie zum Beispiel Frauen in Pakistan oder Somalia nach erfolgter Vergewaltigung zusätzlich wegen fälschlicher Beschuldigung belangt werden, wenn sie - wie zu erwarten - keine Zeugen für das an ihnen begangene Verbrechen beibringen können. Hier wird offensichtlich das Opfer bestraft. Im Übrigen lässt sich die Beschuldigung der zina - falsche Zeugen lassen sich finden - zu erpresserischen Zwecken nutzen, um scheidungswillige oder ansonsten renitente Frauen einzuschüchtern.

Quelle: Das islamische Recht von Prof. Dr. Mathias Rohe, Verlag C.H.Beck oHG, München 2009, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage 2011, Seite 126

Wie auch immer die Theorie aussehen mag, in der Praxis kann es das Opfer schonmal das Leben kosten, eine Vergewaltigung anzuzeigen:

Erst vergewaltigt, dann Todesstrafe:
Sie kam vor Gericht, um ihren mutmaßlichen Vergewaltiger anzuklagen. Doch nach der Scharia, dem islamischen Rechtssystem, wurde sie im Norden Nigerias des Ehebruchs bezichtigt.
Nach der Scharia gilt eine Frau als Ehebrecherin, wenn sie ein uneheliches Kind bekommt. Um einen Mann des Ehebruchs zu überführen, müssen wiederum vier Zeugen gegen ihn aussagen. Als diskriminierend verurteilte eine Sprecherin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in London die Tatsache, dass dem mutmaßlichen Vergewaltiger - einem verheirateten Mann - nicht einmal der Prozess gemacht werde.

https://www.handelsblatt.com/archiv/nigerianische-frauen-leiden-unter-scharia-erst-vergewaltigt-dann-todesstrafe/2150216.html?ticket=ST-61522972-4ntcY70O7RdUslXNaG4V-ap4

Nach einer demografischen Schätzung Nigerias machen Muslime über 50 % der Bevölkerung aus. Sie leben überwiegend im nördlichen Teil des Landes. Die Mehrheit der nigerianischen Muslime sind Sunniten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Scharia_in_Nigeria

13-Jährige wegen Vergewaltigung gesteinigt
In Somalia ist nach Angaben von Amnesty International ein 13-jähriges Mädchen gesteinigt worden. Ihr wurde außerehelicher Geschlechtsverkehr vorgeworfen.
Aisha sei einen schrecklichen Tod gestorben, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Samstag unter Berufung auf Augenzeugen. Das Mädchen hatte angegeben, von drei Männern vergewaltigt worden zu sein. Die islamische Miliz, die die Stadt Kismayo kontrolliert, verurteilte sie laut Amnesty aber wegen Sex außerhalb der Ehe.

https://www.focus.de/panorama/welt/somalia-13-jaehrige-wegen-vergewaltigung-gesteinigt_aid_345227.html

Die Bevölkerung Somalias gehört zu fast 100 % dem sunnitischen Zweig des Islam an. Davon sind etwa 80 % Schafiiten und 20 % Hanafiten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Somalia

19-Jährige nach mutmaßlicher Vergewaltigung zum Tode verurteilt
Eine junge Frau aus Pakistan gab an, von ihrem Cousin vergewaltigt worden zu sein. Der Dorfrat beschloss: Die 19-Jährige soll zu Tode gesteinigt oder verkauft werden. Wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs.
Die 19-Jährige wollte, dass der Dorfrat etwas gegen ihren mutmaßlichen Vergewaltiger unternimmt. Doch es kam anders: Der Panchayat befand, die junge Frau habe ihren Cousin verführt und freiwillig mit ihm Sex gehabt. Für diesen außerehelichen Geschlechtsverkehr müsse sie mit dem Tod durch Steinigung bestraft werden - oder verkauft werden.
Gegen den mutmaßlichen Vergewaltiger solle nichts unternommen werden, so der Rat. Eines der vier Mitglieder des Gremiums soll der Vater des Tatverdächtigen gewesen sein, berichtete die pakistanische Zeitung "Express Tribune".
Todesurteile durch Panchayats und sogenannte Ehrenmorde sind eine traurige Realität in Pakistan.

https://www.spiegel.de/panorama/justiz/pakistan-19-jaehrige-nach-mutmasslicher-vergewaltigung-zum-tode-verurteilt-a-1150012.html

Gut 95% der pakistanischen Bevölkerung sind Muslime, davon 80-85% bzw. 85-90% Sunniten

https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Behoerde/Informationszentrum/Laenderreporte/2020/laenderreport-24-pakistan.pdf?__blob=publicationFile&v=3

22-Jährige zeigt Vergewaltiger an und wird verhaftet
Eine Niederländerin soll im muslimischen Katar betäubt und vergewaltigt worden sein. Sie zeigt den Vorfall an – und wird seitdem selbst festgehalten.
In Katar ist eine 22-jährige Niederländerin nach Angaben ihres Anwalts wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs festgenommen worden, nachdem sie eine Vergewaltigung zur Anzeige gebracht hatte.
Der Fall erinnert stark an einen früheren Vergewaltigungsskandal. 2013 war im Nachbarland Vereinigte Arabische Emirate eine 24-jährige Norwegerin, die eine Vergewaltigung durch ihren Chef zur Anzeige gebracht hatte, zu 16 Monaten Haft wegen unsittlichen Verhaltens, Meineids und Alkoholkonsums verurteilt worden. Sie wurde später begnadigt.
Menschenrechtsorganisationen kritisieren schon seit Jahren den juristischen Umgang mit Vergewaltigungen in muslimischen Ländern. Im Dezember 2012 musste eine britische Geschäftsfrau, die von drei Männern in Dubai missbraucht worden war, eine Strafe von 257 Dollar zahlen – unter anderem, weil sie in der Öffentlichkeit Alkohol getrunken hatte.
Vor drei Jahren verurteilte ein Gericht in Abu Dhabi eine 18-jährige Frau zu einem Jahr Gefängnis, nachdem sie die Gruppenvergewaltigung durch sechs Männer angezeigt hatte.
Im Jahr 2008 wurde eine Australierin von drei Männern unter Drogen gesetzt, vergewaltigt und schwer verletzt. Sie wurde ebenfalls zu einer Gefängnisstrafe von elf Monaten verurteilt.

https://www.welt.de/politik/ausland/article156154508/22-Jaehrige-zeigt-Vergewaltiger-an-und-wird-verhaftet.html

Der Islam ist Staatsreligion und die meisten Bürger sind sunnitische Wahhabiten

https://de.wikipedia.org/wiki/Katar

Sünden setzen einen freien Willen voraus, also auch eine Entscheidung… Wenn man vergewaltigt wird, ist das per Definition nicht freiwillig 🤦

Vergewaltigung ist immer eine Sünde, egal ob in oder außerhalb der Ehe. Wo bleibt denn da die Liebe?

Es ist doch egal, was der Islam dazu sagt. Das geht keine Religion etwas an.

In allen europäischen Ländern gibt es Strafgesetzbücher. Es gilt, was darin steht. Vergewaltigung ist ein Offizialdelikt.