Ist der Vorwurf des Populismus gegen die AfD ein Zeichen dafür, dass andere Parteien die Kunst verloren haben, die Sprache der Bürger zu sprechen?
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3 Antworten
Wenn heiße Luft die Sprache der Bürger ist, dann vieleicht. Warum der braune Dreck wieder durch die Fugen der Demokratie quillt hat sicher mehr Ursachen, eine ist sicher der Vertrauensverlust zur Regierung.
Ein größeres Problem ist sicher auch die Steuerung von Falschmeldungen, oder die populistischen Überschriften in Papiermedien, wo die Texte dazu nicht gelesen werden.
Populismus meint im Kern eine politische Strategie, die vorgibt einen "Volkswillen" gegenüber einer ausgewählten, korrupten politischen Elite zu verteidigen. Dabei werden komplexe Probleme so auf einfache, oft inkohärente Lösungen reduziert und mithilfe von zugespitzter, einfacher Sprache Stimmung gemacht. Populismus kann ich einfach Formen von jeder Person/Gruppe/Partei genutzt werden und ist kein eigentümliches Phänomen der AfD. Dafür gibt es auch Beispiele aus der Realpolitik.
Dennoch betreibt die AfD diesen Politikstil wie kein anderer. Der Populismus ist die Prämisse ihrer parteipolitischen Ausrichtung, ganz nach dem Motto "Wir gegen die da oben".
Ich nenne mal ein paar Beispiele und jeder kann für sich selbst einordnen, ob das die Sprache der Bürger ist oder lupenreiner Populismus:
- "Und wir werden uns als Demokraten und Patrioten trotzdem nicht den Mund verbieten lassen, denn die politische Korrektheit gehört auf den Müllhaufen der Geschichte." (Alice Weidel)
- "Die Pläne für einen Massenaustausch der Bevölkerung sind längst geschrieben." (Beatrix von Storch)
- "Diese EU muss sterben, damit das wahre Europa leben kann!" (Björn Höcke)
- "Wir reißen alle Windräder nieder. Nieder mit diesen Windmühlen der Schande." (Alice Weidel)
Ich habe hier bewusst nur Zitate aus der Spitzenpolitik der AfD gewählt.
Populismus heißt nicht, den Menschen eine Stimme zu geben – es heißt, ihre Ängste zu instrumentalisieren, um daraus politisches Kapital zu schlagen. Die AfD tut genau das: Sie redet laut, aber sagt wenig Substanzielles. Wer einfache Antworten auf komplexe Probleme schreit, hat keine Lösungen – nur Parolen. Der Vorwurf des Populismus zeigt nicht, dass andere Parteien den Kontakt zur Bevölkerung verloren haben, sondern dass sie sich nicht auf das Niveau der billigen Stimmungsmache herablassen. Wer so tut, als würde er die Sprache des Volkes sprechen, aber dabei nur spaltet, betreibt keine Politik für die Menschen – sondern gegen sie.