Frage an Christen: wie Interpretiert ihr diese Bibelstelle?

Das Ergebnis basiert auf 3 Abstimmungen

Liegt daran das man ja schon errettet ist 67%
Liegt leider daran das man nicht mehr zu Gott umkehren kann... 33%

5 Antworten

Zu Hebräer 6,4-6 steht im Bibelkommentar von Dr. John F. Walvoord:

"Zu diesen drei Versen gibt es vier verschiedene Auslegungen: (1) Es gehe um die Gefahr für den Christen, seiner Erlösung verlustig zu gehen. Diese Auffassung wurde jedoch verworfen, weil in der Bibel eindeutig festgehalten ist, daß die Erlösung ein Werk Gottes ist, das nicht rückgängig gemacht werden kann. (2) Die Warnung richte sich gegen ein bloßes Lippenbekenntnis des Glaubens ohne echte Teilhabe am Heil (The New Scofield Reference Bible, S. 1315). (3) Die Verse seien dahingehend zu interpretieren, daß es in dem hypothetischen Fall, daß ein Christ tatsächlich seine Erlösung verliert, keine Möglichkeit zur Umkehr mehr gebe (The Ryrie Study Bible, S. 1736). (4) Der Verfasser des Hebräerbriefes warne hier vor den Gefahren, die drohen, wenn ein wirklicher Christ, der auch seinem Glauben entsprechend gelebt hat, sich so verändert, daß er untauglich zum christlichen Dienst wird (1Kor 9,27) und sein Erbe an der tausendjährigen Herrlichkeit verspielt. Von dieser letzteren Auslegung wollen wir im folgenden ausgehen. Im deutschen wie im griechischen Text bilden die drei Verse einen einzigen Satz. Ihre zentrale Aussage ist: Es ist unmöglich, die, die ... wieder zu erneuern zur Buße. Nach den Worten "die, die" folgt eine Beschreibung des Personenkreises, der nach Auffassung des Briefschreibers wohl kaum wieder zur Buße und Umkehr gebracht werden kann. Die geschilderten Eigenschaften zeigen deutlich, daß er dabei an Christen denkt.

Zunächst einmal schildert er sie als Menschen, die einmal erleuchtet worden sind - ein Hinweis auf die Erfahrung der Bekehrung, der sich ähnlich auch in anderen Texten findet (vgl. 2Kor 4,3-6 ). Das Verb "erleuchten" taucht danach im Hebräerbrief nur noch einmal, in Hebr 10,32 ,auf, einem Kontext, in dem es eindeutig um christliche Erfahrungen geht. Auch die Kennzeichnung der betreffenden Personen als Menschen, die geschmeckt haben die himmlische Gabe, greift auf vertraute Vorstellungen, die allgemein mit der Bekehrung in Verbindung gebracht wurden, zurück (vgl. Joh 4,10; Röm 6,23; Jak 1,17-18 ). Wer dieser Folgerung ausweicht und in dem Wort "geschmeckt" nicht die volle Teilhabe der Christen an Christus erkennt, schließt damit Jesu Todeserfahrung aus, was sich schon vom Gebrauch des Wortes im Hebräerbrief selbst (Hebr 2,9) verbietet (vgl. auch 1Pet 2,3 ,wo Ps 34,9 zitiert wird).

In der Charakterisierung "und Anteil bekommen haben am heiligen Geist" steht im Griechischen wieder das Wort metochoi, das schon in Hebr 1,9 und Hebr 3,1.14 auftauchte (es kommt nochmals in Hebr 12,8 vor). Der Verfasser betrachtet die Gabe des Geistes, angeregt durch die vorangehenden Anspielungen, offensichtlich als ein Resultat der Bekehrung. In einer letzten Wendung werden die zuvor geschilderten als jene beschrieben, die geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt. Damit sind auf jeden Fall die Bekehrten gemeint, die durch ihre Unterweisung im "Wort Gottes" einen klaren Eindruck von seiner "Güte" empfangen und auch die Wirklichkeit der Wunder erfahren haben. Das hier mit "Kräfte" (dynameis) übersetzte Wort wird im Neuen Testament meistens für "Wunder" gebraucht und spielt offensichtlich auf die in Hebr 2,4 geschilderte Erfahrung an. Es drängt sich auf, dass alles, was hier gesagt wird, besonders gut zu wahren Christen passt und es demzufolge sicherlich allzu gesucht wäre, darin einen Vergleich von bloßen Lippenbekennern mit wirklich Bekehrten zu vermuten.

Doch dann folgt der harte Satz: und dann doch abgefallen sind (parapesontas). Das klingt eindeutig danach, dass der Verfasser durchaus solche Fälle kannte.

Das Wort "abgefallen" kann sicherlich nicht den Verlust des ewigen Lebens meinen, das, wie das Johannesevangelium zeigt, ein unveräußerlicher Besitz all jener ist, die im Glauben an Christus darauf vertrauen. Für den Verfasser des Hebräerbriefes geht es hier offensichtlich um den Abfall vom Glauben, die Apostasie, die Abkehr vom christlichen Bekenntnis (vgl. Hebr 3,6.14;10,23-25.35-39 ). Die Behauptung, dass ein Wiedergeborener nicht in diese Situation kommen könne, ist eine theologische Hypothese, die vom Neuen Testament nicht gestützt wird. Auch Paulus kannte die Gefahren von Irrlehren für den christlichen Glauben und bezog Stellung gegen einen gewissen Hymenäus und einen Philetus, die erklärten, "die Auferstehung sei schon geschehen", und damit einige "vom Glauben" abbrachten ( 2Tim 2,17-18 ). Der Verfasser des Hebräerbriefes war ein nüchterner Realist, der Angriffe auf den Glauben seiner Leser sehr ernst nahm. Deshalb warnte er sie auch, dass jene, die solchen Angriffen erliegen und "abfallen", nachdem sie so große geistliche Privilegien erhalten und erfahren haben, nicht wieder ... zur Buße gebracht werden können.

Der Grund dafür ist, dass sie für sich selbst den Sohn Gottes abermals kreuzigen und zum Spott machen. Wer seinen christlichen Glauben widerruft, vollzieht in seinem Leben und in seiner ganzen Einstellung einen Schritt, der im Grunde auf eine erneute öffentliche Verwerfung Christi hinausläuft. Als er ihm zuerst vertraute, bekannte er sich damit zu der Ansicht, dass die Kreuzigung ungerecht war und aus der sündigen Ablehnung des Heilands resultierte. In der Zurücknahme dieser Auffassung bestätigt er jedoch den Standpunkt der Feinde Jesu, dass dieser seinen Tod am Kreuz verdient habe. In diesem Sinne "kreuzigen" solche Menschen "den Sohn Gottes abermals". Diese Aussage gewinnt besonderes Gewicht, wenn man annimmt, dass die Leser des Hebräerbriefes Juden waren, die im Begriff standen, in irgendeiner Form in ihre alte Religion zurückzufallen, denn die Kreuzigung Jesu ging immerhin in erster Linie vom jüdischen Volk aus. Ein Rückfall von Judenchristen war gleichbedeutend mit einem Wechsel ins feindliche Lager und der Solidarisierung mit jenen Landsleuten, die Jesus damals ans Kreuz schlagen wollten. Das war in der Tat ein schweres Vergehen. Solche Menschen konnten nicht ein zweites Mal zu der Buße bekehrt werden, die sie bei ihrer ersten Bekehrung zum Christentum empfunden hatten. Der Autor setzt voraus, dass ihre Herzen gegen alle Bemühungen, sie nicht zum christlichen Glauben, aber zu einem christlichen Leben zurückzugewinnen, verhärtet werden."


chrisbyrd  24.07.2024, 21:59

Und in der MacArthur Studienbibel steht:

"6,4 erleuchtet. Sie waren in biblischer Wahrheit unterwiesen worden und hatten sie intellektuell begriffen. Das Evangelium zu verstehen, bedeutet nicht, wiedergeboren zu werden (vgl. 10,26.32). Joh 1,9 erklärt deutlich, dass Erleuchtung nicht dasselbe ist wie Errettung. Vgl. 10,29. die himmlische Gabe geschmeckt. Im bildlichen Sinne bedeutet Schmecken im NT, etwas bewusst erfahren (vgl. 2,9). Die Erfahrung kann dabei zeitweilig oder dauerhaft sein. Christus »schmeckte den Tod« (2,9) offenbar nur vorübergehend und nicht dauerhaft. Alle Menschen erfahren die Güte Gottes, aber das bedeutet nicht, dass sie alle errettet sind (vgl. Mt 5,45; Apg 17,25). Während des Wirkens des Herrn auf der Erde erfuhren viele Juden die himmlischen Segnungen in Form von Heilungen und Befreiung von Dämonen und sie genossen die Nahrung, die er ihnen durch ein Wunder verschaffte (Joh 6). Ob sich die Gabe nun auf Christus bezieht (vgl. Joh 6,51; 2Kor 9,15) oder auf den Heiligen Geist (vgl. Apg 2,38; 1Pt 1,12), bedeutet das Erfahren dieser Gabe in einem dieser beiden Sinne jedenfalls nicht zugleich die Errettung (vgl. Joh 16,8; Apg 7,51). des Heiligen Geistes teilhaftig. S. Anm. zu 2,4. Obwohl der Gedanke des Teilhabens in 3,1; 3,14; und 12,8 sich nur auf Gläubige bezieht, ist der Kontext der letztendlich ausschlaggebende Faktor für die Bedeutung. In V. 4-6 schließt dieser Kontext offenbar aus, dass sich dieser Ausdruck auf wahre Gläubige bezieht. Er kann bedeuten, dass die Hebräer, wie oben bemerkt, der Wunder Jesus teilhaftig waren, die er durch die Kraft des Heiligen Geistes tat (s. Anm. zu Mt 12,18-32; vgl. Lk 4,14.18) oder dass sie durch den Heiligen Geist überführt worden waren (Joh 16,8). Diesem Wirken des Heiligen Geistes kann man offenbar widerstehen, ohne die Errettung zu erfahren (vgl. Apg 7,51).

6,5 geschmeckt. S. Anm. zu V. 4. Das entspricht erstaunlich dem, was in 2,1-4 beschrieben wurde (s. Anm. dort). Wie Simon Magus (Apg 8,9-24) waren auch diese Hebräer noch nicht wiedergeboren, obwohl sie so viel gehört und gesehen hatten (vgl. Mt 13,3-9; Joh 6,60-66). Sie wiederholten die Sünden derer, die in der Wüste gestorben waren, nachdem sie die Wunder Moses und Aarons gesehen und die Stimme Gottes vom Berg Sinai gehört hatten.

6,6 abgefallen. Dies gr. Wort kommt nur hier im NT vor. In der LXX wird es als Übersetzung für hebr. Wörter verwendet, die furchtbare Untreue und Abtrünnigkeit bedeuten (vgl. Hes 14,13; 18,24; 20,27). Es beschreibt denselben Abfall wie in 3,12. Wie schlimm diese Untreue ist, wird daran deutlich, wie krass dieses Verwerfen in diesem Vers beschrieben wird: Sie kreuzigten Christus aufs Neue und behandelten ihn zutiefst verächtlicht (s.a. die ausdrucksstarke Beschreibung in 10,29). Das »unmöglich« aus V. 4 bezieht sich auf das »wieder zur Buße zu erneuern«. Für jemanden, der auf solche Weise gegen Christus gesündigt hat, gibt es keine Hoffnung auf Wiederherstellung oder Vergebung (vgl. 2,2.3; 10,26.27; 12,25). Der Grund dafür ist, dass sie ihn in voller Erkenntnis und bewusster Erfahrung verworfen hatten (wie in den Merkmalen von V. 5.6 beschrieben). Sie hatten die volle Offenbarung, verwarfen aber die Wahrheit und entschieden sich für das Gegenteil der Wahrheit über Christus und haben somit keine Hoffnung, gerettet zu werden. Sie können niemals noch mehr Erkenntnis haben als die, die sie verwarfen. Sie kamen für sich zu dem Schluss, dass Jesus gekreuzigt werden sollte und stellten sich auf die Seite seiner Feinde. Diese Verse können sich unmöglich auf ein Verlieren des Heils beziehen. Viele Bibelstellen machen unmissverständlich klar, dass die Errettung ewig ist (vgl. Joh 10,27-29; Röm 8,35.38.39; Phil 1,6; 1Pt 1,4.5). Würden diese Verse bedeuten, Gläubige könnten ihre Errettung verlieren, dann würde dieser Text ebenfalls besagen, dass man die Errettung niemals wiedererlangen kann, wenn man sie einmal verloren hat. Die Vertreter der Verlierbarkeit des Heils müssen diese Konsequenz zugeben."

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Liegt leider daran das man nicht mehr zu Gott umkehren kann...

Das was hier steht, ist genau was es heißt wider den Heiligen Geist zu sündigen. Denn wer einmal angenommen hat den Namen Gottes oder gar des Herrn, der wird, wenn er es dann ablehnt, alles Gute und Wahre, das er einst anerkannt hat, zusammenmischen mit allem Bösen und Falschen in seinem Herzen und beides nicht mehr trennen können, weswegen es viel viel viel schwerer ist, wieder zum Herrn zu kommen.

Ich verstehe die Bibelstelle (weiterhin) so:

Als neugeborener Christ (und das bist du für mich ohne Zweifel) hast du ja auch ein neues Herz bekommen und wurdest mit dem Heiligen Geist versiegelt. In diesem Zustand, in dem du jetzt bist, kannst du nicht nochmal zur Buße erneuert werden, du bist ja schon erneuert! (Du würdest den Sohn Gottes zum Gespött machen, wenn du jetzt nochmal eine Erneuerung zur Umkehr willst)

Wenn du dich nun trotz deines jetzigen Zustands dazu entscheidest, bis zu deinem Lebensende im Abfall von Gott zu leben (bzw. bis zu deinem Lebensende von Gott nichts mehr wissen zu wollen, indem du z.B. bis dahin nur noch den Lüsten der Welt nachfolgst) , würdest du verloren gehen.

PS. Auf deine PN antworte ich dir noch gerne. Ab Freitag habe ich Urlaub, im Moment aber noch Studiumstress. (Kann den Urlaub kaum abwarten)

LG und GS!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde

Kreuzigt einer, der mal frömmlerisch war und dann wissenschaftlich denkt, den Jesus??

Definitiv nein, nein, nein.

Antike Frömmlersprüche sind antike Frömmlersprüche. Die Menschen vor 2000 Jahren waren erschreckend ungebildet.

Deshalb ist es tief peinlich, wenn Menschen im Jahr 2024 buchstabengenau glauben und jedes Wort für "göttlich" halten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Diplomierter Naturwissenschaftler

Es liegt eher daran, dass man nur verstandsmäßig mit Christus bzw. mit dem Heiligen Geist in Berührung gekommen ist. Wirklich angenommen bzw. wirklich zum Leben ist man dadurch nicht. Und diejenigen, die Gott ablehnen, obwohl sie sein Wirken schon erfahren haben, die werden sich kaum doch noch für Gott entscheiden. Sie haben ihn ja kennengelernt und trotzdem abgelehnt. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich da noch etwas ändert. Was nicht heißt, dass diese Menschen nicht trotzdem umkehren können und dürfen.

(Unter anderem.) Ich kann dir auch kingcomments empfehlen, da wird das auch noch einmal ein wenig umfassender erklärt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Königskind ❤🔥✝️