Gebet zum Mittagessen: Komm, Herr Jesus, sei unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast.
Das Gebet war zumindest ursprünglich durchaus ernst gemeint. Teilweise haben Christen einen weiteren Teller für Jesus gedeckt, damit er, wenn er plötzlich hereinkommt, direkt Platz nehmen und mit der Familie essen könnte. Damit ist eine Naherwartung Jesu Wiederkommen ausgedrückt. Jesus hatte ja auch gesagt, dass wir Christen immer bereit sein sollten, denn er könne so plötzlich wie ein Dieb in der Nacht kommen.
Vielerorts wird das Gebet - so es überhaupt noch gebetet wird - einfach herunter geleiert, was ich schade finde.
Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.
Wie ist das zu verstehen? Denke Jesus ist durch den Heiligen Geist bei uns Christen.
Du hast Recht: Jesus ist durch den Heiligen Geist bei den Seinen. Und gemäß Eph 1,13 haben wir den Heiligen Geist von dem Moment an, in dem wir begannen, an Jesus zu glauben.
Eph 1,13 In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Errettung, gehört habt — in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung
Ich möchte aber noch etwas auf den Vers eingehen, den Du zitiert hast:
Mt 18,20 Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte.
Dieser Vers startet mit dem Wort "denn", daher ist er eine Begründung für das Vorangegangene und sollte im Zusammenhang gelesen werden. Daher hier mal ein paar Verse mehr:
Mt 18,15 Wenn aber dein Bruder an dir gesündigt hat, so geh hin und weise ihn zurecht unter vier Augen. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. 16 Hört er aber nicht, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit jede Sache auf der Aussage von zwei oder drei Zeugen beruht. 17 Hört er aber auf diese nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und ein Zöllner. 18 Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, das wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein. 19 Weiter sage ich euch: Wenn zwei von euch auf Erden übereinkommen über irgendeine Sache, für die sie bitten wollen, so soll sie ihnen zuteilwerden von meinem Vater im Himmel. 20 Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte.
In diesem Abschnitt geht es um Gemeindezucht. Jesus hatte sich noch nicht viel über die Gemeinde ausgelassen, zumal die Gemeinde zu dem Zeitpunkt noch zukünftig war. (Gemeinde startete in Apg. 2) Es geht darum, wie mit jemandem umgegangen werden soll, der gesündigt hatte und um die entsprechenden Eskalationsstufen, falls der Sünder nicht einsichtig ist und nicht von seinen Sünden lassen will.
Es fängt mit einem Gespräch unter 4 Augen an. Nutzt das nichts, sollen Zeugen hinzugezogen werden. Nutzt auch das nichts, so wird die Sache vor die Gemeinde gebracht. Nutzt auch das nichts, so wird der Sünder ausgeschlossen.
Im Vers 18 sagt Jesus seinen Jüngern zu, dass was sie auf Erden binden, auch im Himmel gebunden sein wird und was sie auf Erden lösen, auch im Himmel gelöst sein wird.
Diese Wortpaar, "binden" und "lösen", wird oft nicht verstanden. Es hatte eine Bedeutung in der Judikativen und der Legislativen: "Binden" bedeutete "(ein Gesetz) auferlegen, woran man sich zu halten hatte. Die zweite Bedeutung war "strafen" (bei Übertretung von Geboten / Regeln / Gesetzen)
"Lösen" ist jeweils das Gegenteil: Es bedeutet, ein Gesetz aufzuheben. Und es bedeutet, jemanden vor Gericht freizusprechen.
Dass es jeweils auch im Himmel "gebunden" bzw. "gelöst" sein würde, bedeutet, dass Gott bzw. Jesus sich zu der Entscheidung der Jünger (die z.B. im Falle eines oben beschriebenen Sünders) stellen würde. Jesus sagt also zu, dass Gott selbst hinter einer solchen Entscheidung der Jünger stehen würde.
Es geht also immer noch um den Fall des Sünders. Die Jünger dürfen ein Urteil fällen und in der zuvor genannten Weise strafen. Die Begründung "ihr sollt nicht richten" zieht hier also nicht!
Vers 19 sehe ich auch noch in diesem Zusammenhang: Die Zeugen oder die Gemeinde sollen natürlich nicht aus dem Bauch heraus urteilen und strafen. Sie sollen die Sache im Gebet vor Gott bringen und z.B. darum bitten, dass die Wahrheit erkannt wird. Wenn sie das tun, werden sie die Wahrheit in dieser Sache erkennen. Und Jetzt kommt die Begründung: Denn wo zwei oder drei zusammen sind und um diese Sache bitten, ist Jesus in ihrer Mitte!
Wohl gemerkt: Hier reicht einer nicht, denn es muss mindestens ein Zeuge dabei sein. Einer allein darf nicht entscheiden, jemanden aus der Gemeinde auszuschließen!