Melancholie ist eines der vier Temperamente (melancholisch, sanguinisch, cholerisch und phlegmatisch). Es beschreibt einfach den Lebensstil. Jeder Mensch hat von allem ein bisschen, aber manches ist deutlicher ausgeprägt. Es gibt kalte und warme Temperamente, kalt ist melancholisch und cholerisch, warm ist phlegematisch und sanguinisch. Es beschreibt auch, ob das Temperament eher nach innen oder außen geneigt ist. Melancholie bedeutet, dass man doch eher nach innen geneigt ist und eher traurig und bewegungsarm.
Eine Depression ist eine Krankheit, die früher als Melancholie bezeichnet wurde. Allerdings sind die Merkmale Traurigkeit, Antriebslosigkeit und auch die Autoaggression kein ursprüngliches Charaktermerkmal. Also können auch die totalen Choleriker depressiv werden und die gleichen Merkmale zeigen, wie ein Melancholiker. Bei ihnen ist die Verhaltensänderung wahrscheinlich sehr deutlich zu erkennen. Einem Phlegmatiker, der sowieso alles eher ruhig und gediegen angehen lässt, merkt man es nicht so schnell an, wenn er antriebslos wird.
Traurigkeit ist etwas, was jeder Mensch von Kind auf kennt. Es ist ein Gefühl, das meistens im Zusammenhang mit einem Verlust oder einer unerfüllten Sehnsucht steht. Ein gesunder Mensch lernt, die Traurigkeit zu bewältigen. Depressive lernen, die Traurigkeit zu unterdrücken und zu verdrängen, aber verfügen nicht über Bewältigungsstategien. Der Hormonstoffwechsel hat auch eine Menge damit zu tun. Dann kann man es mit Medikamenten ganz gut behandeln. Aber die meisten Therapien sind darauf ausgerichtet, sich den Ursachen der Traurigkeit zu stellen und Trauerarbeit zu leisten. Man kann die Bewältigung von Trauer lernen, aber auch wieder verlernen. Viele Suchtkranke lösen ihre Probleme durch Betäubung und merken erst im Entzug, dass die Probleme nie gelöst worden sind. Sie können sich auch nicht mehr dran erinnern, wie sie das gemacht haben, bevor sie süchtig wurden.
Viele Menschen werden auch depressiv, wenn sie durch ein einschneidendes Erlebnis seelisch überfordert werden. Ich denke da z. B. an die Wochenbett-Depression nach der Geburt eines Kindes. Klingt für viele unlogisch, aber die Geburt ist gefühlsmäßig auch ein Verlust auf mehreren Ebenen. Leider denken viele immer noch, dass es rein hormonell bedingt ist, aber dann würde sie jede Mutter bekommen.
Viele Leute verwechseln die Begriffe "deprimiert sein" und "depressiv sein". So wie ich das verstanden habe, bedeutet, deprimiert sein sowas wie "niedergeschlagen sein", meistens durch ein akutes Ereignis. "Depressiv sein" bedeutet dagegen, dass man einen akuten Schub der Krankheit Depression hat und behandelt oder betreut werden muss. Da liegen Welten dazwischen.
Ich hoffe, ich konnte deine Frage damit beantworten.