Die Definition ist wahrscheinlich eine Frage der eigenen Werte und Vorstellungen. Was dem einen als Charakterschwäche gilt, sieht der andere als Stärke an.
Beispiele für "Schwächen": Sturheit, Geiz, blinder Gehorsam, Mittelmäßigkeit - Und nun dieselben Charaktereigenschaften aus positiver Sicht: Hartnäckigkeit, Sparsamkeit, (Arbeits)Eifer, Bescheidenheit.
Man denkt, normalerweise würde man doch sicher zwischen Geiz und Sparsamkeit unterscheiden können, nicht? Je mehr Menschen man aber dazu befragen würde, umso mehr Bandbreite bei der Definition würde man erhalten. Wann hört die Sparsamkeit auf und wann beginnt der Geiz? Da scheiden sich erst die Geister....So ist es mit den meisten Charakterschwächen und -stärken.
Noch ein letztes Beispiel: ein Regionalpolitiker hier in der Gegend war nach langen Jahren in einem leitenden Amt arrogant, unbelehrbar und rücksichtslos starrsinnig geworden (sagten seine Gegner). Eine Wahl stand an. Die Kritik war so groß und der liberalere, kompromissbereitere Gegenkandidat so aussichtsreich, dass sich die Partei des Amtsinhabers schon etwas Besonderes ausdenken musste. Man wartete gespannt auf das erste Wahlplakat. Darauf stand dann sinngemäß: "Wählen Sie den Kandidaten mit Profil, mit Ecken und Kanten, die er sich auch nach vielen Erfahrungen und Kämpfen in der Politik erhalten konnte." Jede Seite hat eben zwei Medaillien:).