Es kann schon sein, dass er dich eher als Respektsperson denn als Freund sieht, aber den Kontakt würde ich deswegen nicht gleich herunterfahren, sondern erst mal nach der Ursache suchen.
Ist es möglich, dass du ihm generell zu oft sagst, dass er etwas machen soll/muss? Dann ist es besser das als Wunsch oder Bitte zu formulieren, damit er das Gefühl hat, dass es trotz allem ihm überlassen bleibt, ob er dem nachkommt.
Ist Deine Stimme vielleicht zu forsch oder trittst du sehr bestimmt auf? Gerade frühkindliche Autisten sind sehr ängstlich oder eingeschüchtert und können ein solches (auch unbeabsichtigtes) Verhalten leicht überbewerten. Durch die veränderte Wahrnehmung kann das durchaus auch als bedrohlich empfunden werden.
Sind die Gesprächsthemen vielleicht zu anspruchsvoll für ihn? Wenn er außerdem noch eine geistige Behinderung hat, ist es sehr gut möglich, dass er nicht alles versteht und er dich generell als überlegene Autorität ansieht, mit der er nicht mithalten kann.
Oder es ist auch möglich, dass er Angst hat, dass Du nicht mehr kommst, wenn er "Befehle" verweigert, weil ihm Deine Besuche sehr viel bedeuten. Ich würde ihm oft sagen, das du ihn magst und ihn gerne besuchst. Es kann sein, dass ihm das nicht richtig bewusst ist. Aber gerade das muss für ihn klar erkennbar sein, wenn er dich als Freund wahrnehmen soll.
Lachanfällt gibt es bei Autisten sehr oft. Das hat aber selten etwas mit dem Gesprächsthema zu tun. Viele sind einfach nicht in der Lage, ihr Verhalten der aktuellen Situation anzupassen. Wahrscheinlich ist er eher auf Deinen Humor fokussiert als auf den Sachverhalt. an sich. Es muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass er den Ernst der Sache nicht versteht. Leider gibt es da sehr oft Missverständnisse, auch, weil diese "Anfälle" sehr lange anhalten können. Ich würde dem jetzt keine allzu große Bedeutung beimessen. Wahrscheinlich findet er es einfach witzig, wie du erzählst, unabhängig vom Thema.
Auf was ich defintiv verzichten würde, sind nächtliche Telefonanrufe. Ich kenne keinen Autisten, der Spaß daran hat, sich am Telefon zu unterhalten. Kann sein, dass es Ausnahmen gibt, aber viele (einschl. ich) empfinden das als stressig und können die Situation des anderen schlecht einschätzen. Ich selber kann mich dabei sehr schlecht konzentrieren und muss mir dabei ständig Notizen machen, deswegen nutze ich das Telefon nur, um etwas mitzuteilen oder etwas zu fragen. Wenn es sich gar nicht vermeiden lässt, dann lasse ich auch lieber den Gesprächspartner reden, egal, wer es ist. Ansonsten bevorzugen viele Autisten eher E-Mails oder WhatsApp. Ich denke, dass der Junge damit einfach überfordert ist, nachts sowieso. Ich brauche auch meinen Rhythmus und die Nacht ist für mich nicht zum reden da. Schon klar, dass es bei Nicht-Autisten auch anders sein kann, aber in dem Fall ist es nicht ratsam.
Falls Du es noch nicht gemacht hast, ist es gut, wenn es feste Besuchszeiten gibt oder Besuche rechtzeitig vorher ankündigst. Autisten mögen es gerne vorhersehbar.
Ich denke schon, dass er davon profitiert, wenn Du den Kontakt aufrecht erhältst. Nicht-Autisten haben ja auch eine Vorbild-Funktion, an dessen Verhalten er sich orientieren kann, und von denen er lernt.
Er darf allerdingst nicht das Gefühl haben, dass Du irgendwelche Erwartungen an ihn hast, die er unbedingt erfüllen muss, weil ihm sonst Konsequenzen (wie z. B. Kontaktabbruch) drohen. Wahrscheinlich hat er wenig Kontakte und deswegen kann es ihm enorm wichtig sein, dass du regelmäßig kommst und gerne Zeit mit ihm verbringst, auch wenn er es nicht immer zeigen kann. Ich würde die Besuche auf jeden Fall beibehalten. LG