Die Schrauben rosten deswegen, weil das Werkzeug (Innensechskantschlüssel oder TORX-Schlüssel) die Beschichtung der Schlüsselaufnahme verletzt, oft eine dünne galvanische Verchromung.
Die Abhilfe ist aber super simpel:
Ein bißchen Fett oder besser Hohlraumversiegelungswachs auf den Schraubenkopf und schon rostet gar nichts mehr, weil Fechtigkeit keinen Zutritt mehr hat und damit auch kein Rost mehr entsteht..
Am Besten eignet sich KFZ-Hohlraum-Versiegelungswachs aus der Sprühdose, was blubbend in alle Ritzen kriecht und nach ein paar Tagen eine relativ feste korrosionsverhütende Sperrschicht über den Metalteilen bildet, die keinen Dreck anzieht wie das bei Fett der Fall ist. Bekommt man in jedem Baumarkt, im Autozubehör oder in regelmäßigen Abständen beim Discounter Norma:
https://www.norma24.de/carfit-hohlraum-versiegelung-spray
https://www.autozubehoer-online.at/de/liquimoly-hohlraum-versiegelung-wachs-spray.html
Sprühwachse aus dem Fahrradladen taugen übrigens meiner Erfahrung nach nichts. Sie enthalten sehr wenig Lösemittel, was sicherlich gut gemein ist, aber beim Aufsprühen sind sie paktisch gleich fest, erzeugen aber dadurch keine wirklich dichte Oberfläche. Teils rostet es dann einfach irgendwann trotzdem.
Aber warum werden überhaupt rostende Schrauben an Fahrradteilen verbaut, wenn es doch nichtrostende Schrauben gibt?
Der Hintergrund ist, dass viele Schrauben, z.B. im Lenkervorbau, aus Gewichtsgründen sehr klein dimensioniert sind, oft nur M5, und gleichzeitig dynamisch hoch belastet werden, also durch an- und abschwellende Belastungen wie z.B. beim wechselseitigen Ziehen am Lenker an einer Steigung.
Und genau für diese Form hoher dynamischer Belastung werden nichtrostende Edelstahlschrauben ausdrücklich nicht empfohlen.
Zumindest theoretisch kann bei hoher Vorspannung und gleichzeitiger Einwirkung von Natrium- und Chlor-Ionen (Streusal, Körperschweiß) kann es zudem bei Edelstahlschrauben zu Spannungsrißkorrosion kommen, wodurch sie die plötzlich ohne Vorwarnung brechen könnten. Nicht sehr wahrscheinlich und in der Fahrrad-Praxis meines Wissens nicht bekannt geworden, aber eben auch nicht völlig ausgeschlossen.
Ob ein Fahrrad-Komponentenhersteller nun nichtrostende Edelstahlschrauben chrauben verwendet oder nicht, hat daher damit zu tun wie mutig er ist.
Viele Vorbauhersteller verwenden grundsätzlich keine nichtrostenden Schrauben, sondern verchromte hochfeste Schrauben ab Festigkeitsklasse 8.8, deren Dauerfestigkeits- und Korrosionsverhalten gutmütiger ist als Edelstahlschrauben.
Der deutsche Importeur/Hersteler Ergotec stattet seine Vorbauten jedoch größtenteils mit nichtrostenden Edelstahlschrauben aus. Da bei der Lenkerklemmung heutiger Vorbaten 4 Schrauben die Regel sind und bei der Klemmung auf dem Gabelschaft 2 Schrauben, bliebe der Bruch einer einzigen Schraube erst einmal ohne Verletzungsfolgen (Redundanz):
https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=Redundanz
Was ist Redundanz in der Technik?
Im technischen Sinne wird mit Redundanz ausgedrückt, dass alle sicherheitsrelevanten Bauteile doppelt vorhanden sind und bei Ausfall eines Bauteils die Sicherheitsfunktion aufrecht erhalten werden kann.
Zumindest erspart es sich Ergotec dadurch endlose Diskussionen und warum die Schrauben rosten^^
Zu versuchen die rostenden Schrauben am Vorbau gegen Edelstahlschrauben aus zu tauschen ist aber keine gute Idee (wenn es sich nicht gerade um die Flaschenhalterschrauben handelt):
- handelsübliche DIN/ISO Edelstahlschrauben haben größere Schraubenköpfe als die Originalschrauben und fressen daher meist in den Vorbau-Vertiefungen, was nebenbei das Anzugs-Drehmoment völlig verfälscht
- Original-Vorbauschrauben haben eine nicht demontierbare Unterlegscheibe mit sehr kleinem Durchmesser, die im normalen Schraubenhandel nicht zu finden ist
- Für sicherheitsrelevante Bauteile Schrauben aus Aluminium in einer Dimensionierung zu verwenden die für Stahlschrauben vorgesehen war, ist grob fahrlässig. Die Dringer können im Betrieb spröde wegbrechen.
- Die teuren Titanschrauben sind etwas haltbarer, aber auch da habe ich einige gebrochene Exemplare gesehen (Original vom Hersteller verbaute Titan-Vorbauschrauben wohlgemerkt)
Interessantes Detail am Rande: Komponentenriese Shimano verwendet ausgerechnet zur Befestigung der hoch dynamisch belasteten linken Hollowtech-2-Kurbeln zwei nichtrostende M6 Edelstahlschrauben. Warum tun die das, wenn der überwiegende Rest der Branche sich nicht traut im Vorbau Edelstahlschauben zu verbauen?
Die Antwort ist ganz einfach: weil sie es können. Die Schrauben sind schon von der glatten Oberfläche der Gewinde her ein ganz anderes Kaliber als die bei näherem Hinsehen schuppig-rauen Gewinde der Baumarkt-Massenschrauben. Vor allem: die Schrauben halten.