Ja, als Jäger bricht man sein Wild in der Regel selbst auf. Ausnahme: Große Gesellschaftsjagden, wo das manchmal andere machen. Aber allein auf der Ansitzjagd ist das deine Aufgabe als Jäger und Erleger.
Zur Jagd gehört die bestmöglichste Verwertung des Tieres, das ist ein Zeichen des Respekts gegenüber dem Tier und gehört auch zur berühmten Waidgerechtigkeit, der man verpflichtet ist.
Um das Tier verwerten zu können, muss man es eben schnellstmöglich aufbrechen. Ansonsten droht die Kontamination des Wildbrets und damit die Unbrauchbarkeit für den Verzehr. Wild, das lange liegt oder besonders im Sommer nicht schnell aufgebrochen ist, wird ungenießbar und das soll nie die Regel sein. Dafür ist auch das Fleisch viel zu gut und wertvoll als Lebensmittel. Die Organe gehören normalerweise übrigens immer dem Erleger. Und Herz, Leber, Nieren und Lunge kann man - je nach Schussbild - oft problemlos essen.
Wie du ein Reh mal eben schnell vergräbst, will ich zudem erst mal sehen. Da musst du nämlich ordentlich graben, so klein sind die Tierchen nun auch nicht. Was du ohne Probleme vergraben kannst, ist der Aufbruch - und den musst du nicht mal vergraben. Den kann man liegen lassen, das ist innerhalb kürzester Zeit weg.
Im Kühlhaus gibt man kein Wild ab. Wenn du etwas erlegt hast, dann bringst du es zu der Gelegenheit, die das Revier bietet, um das Wild zu versorgen - also in der Regel eine Wildkammer mit Kühlschrank oder Kühlkammer. Und entweder, du hast bereits im Wald aufgebrochen oder du brichst dort auf. Von dort aus ist es eine Frage der Handhabung im Revier - Wildhändler nehmen das Tier in der Regel aufgebrochen, aber in der Decke. Das liegt unter anderem daran, dass eben der Aufbruch schnellstmöglich erfolgen muss, der Wildhändler das Tier aber zum Teil erst Tage später holen kommt. Falls es eine solche Verbindung zum Händler überhaupt gibt, ansonsten verwertet der Jäger oder Revierverantwortliche das Tier selbst. Aber egal wie - das Aufbrechen bleibt Aufgabe des Jägers.
Als Jäger bist du auch verantwortlich für die Beschau des Tieres. Und dazu gehört neben dem Verhalten des Tieres zu Lebzeiten und dem äußerlichen Zustand auch der Zustand der inneren Organe, die eventuell auf Infektionen, Parasiten, Vorschäden etc. hinweisen können. Das ist essentiell für die Verwertbarkeit des Tieres und als Jäger ist man persönlich dafür verantwortlich, nur unbedenkliches Fleisch in den Verkehr zu bringen. Ohne Organbeschau ist das nicht möglich. Auch das gehört zum Wissen eines Jägers.
Und damit kann man den Bogen zur Hegepflicht spannen, die fest an die Jagdausübung gebunden ist. Ich muss wissen, welche Krankheiten das Wild in meinem Revier hat, um angepasste Jagdstrategien zu haben. Es gibt deutliche Anzeichen für zu dichte Populationen oder falsche Fütterungen/Ernährung. Das werde ich aber kaum sehen, wenn ich zum Beispiel die Haut- und Rachendasseln an meinem Reh nie gesehen habe oder nie mal in den Pansen der erlegten Tiere schaue.
Die Jagd ist nicht nur der Abschuss, das muss dir klar sein, wenn du den Jagdschein haben willst. Nicht umsonst sind das Aufbrechen und auch das Zerwirken verpflichtende Bestandteile der Jagdausbildung. Jagd ist eine große Mischung aus Hege, Abschuss, Monitoring, Waffenkenntnis, Gesellschaftswissenschaft und Dienstleistung für verschiedenste Interessensgruppen. Wer nur ansitzen will, Tiere schießen und sie dann vergraben will, der erfüllt die meisten dieser Punkte nicht. Und das kann nicht Sinn der Sache sein.
Vor dem Aufbrechen hatte ich auch immer Angst, als ich noch vor dem Jagdschein oder in der Jagdausbildung war. Ich habe immer gesagt, das werde ich nie machen. Heute bin ich Jäger und das Ganze ist überhaupt kein Problem mehr. Übung macht den Meister, die Gewohnheit den Rest. Der Geruch ist das größte Problem, aber auch das ist aushaltbar. Und besonders im Winter ist es eine Aufgabe, bei der man wenigstens warme Hände bekommt 😉Wenn der Geruch das Problem ist, dann setz eine Maske auf. FFP2 haben wir ja alle zuhause und auch das dämpft schon viel weg. Wenn es der Ekel vorm Anfassen ist: Es wird ohnehin empfohlen, dabei Handschuhe zu tragen. Ich selbst trage i.d.R. keine, aber das muss jeder selbst wissen. Auf jeden Fall ist das Aufbrechen keine große Sache mehr, wenn man es von guten Leuten gelernt hat.