Genau so gut könnte man fragen, warum es immer noch Todesstrafen gibt und Millionen von Menschen verhungern. Es gibt so viele Dinge, von denen Menschen glauben, sie müssten sich durchsetzen. Von allein tun die Dinge das nicht. Die gutwilligen Menschen, die Dinge durchsetzen möchten, die der Menschheit gut täten, sind nicht so erfolgreich wie die Menschen, die Machtausübung und Unterdrückung meinen anwenden zu müssen. Und immer zu den Unterlegenen zu zählen lässt zuweilen resignieren.
Was Esperanto betrifft: Wer an die Idee der Völkerverständigung glaubt und trotz aller Widerstände seine Minderheitenposition nicht aufgibt, dem haftet leicht der Verdacht der Spinnerei oder des Sektierertums an, nur weil es ihm nicht gelingt, zu einer Mehrheitsgruppe aufzusteigen. Dem entsprechend werden Esperantosprecher*innen gern ignoriert und bestenfalls belächelt.
Außerdem gibt es Wichtigeres als sich mit Ausländern verständigen zu können, siehe oben. Die meisten geben sich mit den Status quo zufrieden, manche vielleicht mit der geballten Faust in der Hosentasche. Zu meinem großen Leidwesen geben sich viele Esperantosprecher*innen damit zufrieden die Sprache zu lernen und verzichten darauf sie anzuwenden. Wenn man nicht mit gutem Beispiel voran geht, kann man nicht erwarten, dass auch andere Menschen sich mit der Idee des Esperanto befassen.
Such doch mal nach Esperantosprecher*innen und frag sie, warum sie nicht mehr daran glauben, dass Esperanto Zweitsprache für jeden Menschen wird. Du wirst die unterschiedlichsten Antworten bekommen. Allerdings könnte Dir passieren, dass Du auf die Idee kommst, Esperanto zu lernen und die gute Idee bekannt zu machen, die dahinter steckt.