So wie du dir das, a la "Milchmädchen", vorstellst, so läuft das nicht!
Es gibt in Molekülen - erstens - überhaupt keine "positiven Ladungen" im engeren Sinn, solche haben nur Protonen als tief im Atomkern sitzende, durch die Elektronenhülle abgeschirmte Kernbausteine.
Chemie - und damit auch Biologie - läuft ausschliesslich in der Elektronenhülle der einzelnen Atome ab.
Insgesamt gesehen (wegen der ausgleichenden positiven Kernladungen) sind alle Moleküle immer neutral, insgesamt geladene Teilchen heissen "Ionen"
Selbstverständlich ist daher auch das Wassermolekül insgesamt neutral!. - Oder hast du schon jemals geladenes, "knisterndes" Wasser gesehen, das etwa Haare zu Berge stehen liesse?
Durch den von dir angesprochenen Begriff der "Elektronegativität" kommt es allerdings innerhalb jedes Wassermoleküls zu einer Ladungsverschiebung, wobei der Sauerstoff beide Bindungselektronen symmetrisch stärker zu sich zieht. Es entstehen daher an den H-Atomen "positive" Partialladungen - im Sinne eines Mangels an Elektronendichte - während es am Sauerstoffatom im Gegenzug zu einer doppelt so grossen, erhöhten Elektronendichte und somit zu einer (doppelten) negativen Partialladung kommt.
Diese darf man sich jedoch nicht, wie bei einem Ionenkristall, so vorstellen, dass der Sauerstoff die Bindungselektronen zur Gänze "eingemeindet" hätte.
Für das Wassermolekül ergibt sich dadurch der gewinkelte Aufbau mit dem berühmten Dipol-Winkel von 104,45° und der quasi-tetraedrische Aufbau mit den beiden freien "Fast-Elektronenpaaren" am Sauerstoffatom, über die dann die weiteren "Wasserstoffbrückenbindungen" zu den (relativ) positivierten Wasserstoff-Enden der benachbarten Wassermoleküle laufen.
Insgesamt resultiert daraus der Cluster-artige Aufbau des Wassers aus etlichen Einzelmolekülen, was wiederum verantwortlich für den abnormen Schmelz- und Siedepunkt des Wassers (gemessen an seiner Molekülgrösse) zeichnet und dessen bekannte "Anomalie" begründet.