Nach abgeschlossenem Studium der Sozialen Arbeit Zweifel bekommen

Hallo liebe Leser/innen,

ich habe eine sehr wichtige Frage auf dem Herzen, die mich schon seit einigen Wochen stark beschäftigt.

Ich habe Soziale Arbeit studiert und bin zum März 2013 damit fertig geworden.Die Studieninhalte fand ich weitgehend interessant und die Prüfungsanforderungen nicht allzu anspruchsvoll. So habe ich meinen Bachelor ohne viel Aufwand mit der Note 1,6 absolviert. Nun bin ich auf der Suche nach einer Praxisstelle für das daran anschließende Anerkennungsjahr. Erst durch die Absolvierung dieses Jahres erhalte ich die staatliche Anerkennung. Bislang hatte ich 5 Vorstellungesgräche (klinischer Bereich und Behindertenhilfe), darunter auch 2 Hospitationen. Im Zuge der Hospitationen bekam ich recht intensive Einblicke in die Sozialarbeit. Diese Einblicke waren jedoch alles andere als positiv.

Gerade heute habe ich eine Hospitation in einer teilstationären Bildungseinrichtung für behinderte Kinder und Jugendliche durchgeführt. Die Arbeit mit behinderten Menschen liegt mir eigentlich sehr. Zudem bin ich schon einige Jahre bei der Lebenshilfle tätig. Doch was ich heute erlebt habe, hat mich nahezu schockiert. Zum einen haben die dort arbeitenden Sozialpädagogen überwiegend erzieherische und pflegerische Arbeit geleistet, es gab also keine wirkliche Abgrenzung zwischen den beiden Berufsgruppen und zum anderen hatten sie den Kindern gegenüber einen fast kühlen, autoritären und wenig empathischen Umgangston. Da ich eine recht sensible Person bin, hat mich das schon sehr abgeschreckt. Natürlich war mir von Anfang an bewusst, dass die Praxis nicht sehr rosig sein würde, doch gerade von sozial eingestellten Menschen habe ich derartiges nicht erwartet!

Vor diesem Hintergrund stelle ich mir die Frage, ob ich für dieses Berufsfeld überhaupt geschaffen bin. Meine ehrenamtliche Arbeit bei der Lebenshilfe hat mir zwar überwiegend gefallen, allerdings hatte ich dabei viel Gestaltungsspielraum und Autonomie, da es sich überwiegend um Einzelbetreuungen handelte. Doch das ist wohl kein wirklicher Vergleich zur "richtigen Berufswelt".

Ich bin im Moment sehr am zweifeln und überlege, wie meine berufliche Laufbahn weitergehen soll.Dazu muss ich sagen, dass ich früher einmal, also lange bevor ich mich für das Studium im sozialen Bereich entschied, in der Verwaltung tätig sein wollte; mich aber nach dem Besuch einer Höheren Handelsschule, weil mir die kaufmännischen Lehrinhalte damals nicht gefielen, umorientierte.

Mittlerweile bin ich jedoch schon so weit, dass ich es in Erwägung ziehe, eine Ausbildung im Büro-Bereich zu machen, vllt. als Steuerfachangestellte. Im Vergleich zur Sozialen Arbeit erscheint das zwar arg nüchtern, aber nach diesem "Praxisschock" denke ich ernsthaft darüber nach.

Daher komme ich nun zu meinem wirklichen Anliegen: wie denkt ihr darüber, wenn man sich nach einem abgeschlossenen Studium noch einmal umorientiert und ggf. eine Ausbildung beginnt? Irgendwelche Ideen/Vorschläge?Vielen Dank im Voraus!!

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Natürlich war mir von Anfang an bewusst, dass die Praxis nicht sehr rosig sein würde, doch gerade von sozial eingestellten Menschen habe ich derartiges nicht erwartet!

Darüber bin ich jetzt aber mal gestolpert. Als ich mit meinem Studium fertig war, war mir das jedenfalls nicht bewusst und so erlebe ich die Realität auch nicht. ;-) Natürlich gibt es auch weniger "sympathische" Einrichtungen und Mitarbeitende, aber die Praxis in der Sozialen Arbeit pauschal als "nicht rosig" einzustufen, das kann ich definitiv nicht (bis auf den finanziellen Teil, aber um den geht es ja hier nicht).

Ich glaube auch, dass Du da nun einfach Pech gehabt hast - woran auch immer es gelegen hat. Und da die Soziale Arbeit zudem so vielfältige Einrichtungen u. Richtungen hat, fänd ich es nun doch sehr verfrüht (wenn überhaupt möglich), sich eine abschließende Meinung zum gesamten Berufsfeld zu machen und auf dieser Basis dann auch noch die mögliche Entscheidung zu treffen, komplett den Beruf zu wechseln. :)

Ich kenne zudem genug Beispiele aus anderen Berufen (unter anderem z.B. aus dem von Dir erwähnen Büro-Bereich), wo z.B. Mobbing und Stress an der Tagesordnung stehen. Da ist eine Person mit hoher Sensibilität dann genauso wenig gut aufgehoben. Aber natürlich gibt es auch da wiederum viele positive Beispiele.

Ich habe einfach den Eindruck, dass es wirklich eher um die konkrete Einrichtung selbst geht, weniger um den Beruf. Vielleicht noch um den Bereich... Daher würde ich Dir auch empfehlen, erstmal noch weiter zu suchen und einfach erste und längere Erfahrungen zu machen. Danach kannst Du Dir wirklich eine Meinung bilden. Bezüglich des Anerkennungsjahres würde ich Dir auch empfehlen, auf eine kompetente u. nette Anleitung zu schauen, das ist oftmals schon die halbe Miete. :)

Viel Glück und Alles Gute!

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Erkundige Dich doch einfach mal bei einer Schule und sprich die Schulsozialarbeiter_innen direkt an.

Vielleicht kannst Du ein kleines Projekt mit Schüler_innen vorbereiten und durchführen. Oder mit dem ein oder anderen Lehrer oder Schulsozialarbeiter gemeinsam ein paar Sozialkompetenztraining-Stunden in einer oder sogar mehreren Klassen machen.

Die Schulsozialarbeit ist ein sehr vielseitiger Arbeitsbereich in der Sozialen Arbeit. Da sollte sich schon was finden lassen. Ist halt letztlich abhängig von einer Absprache mit den dort tätigen Personen. Natürlich wirst Du sicherlich auch mal "nur" zuhören dürfen, aber auch das kann ja durchaus spannend und lehrreich sein (z.B. bei einem Beratungs- oder Konfliktgespräch).

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  • Bei einem Praktikum brauchen sie Dir nichts zu zahlen.

  • Beim Bundesfreiwilligendienst hast Du ein Recht auf eine Aufwandsentschädigung und 25 Bildungsseminartage (hier lernst Du andere BFD-ler kennen und arbeitest unter anderem zu Themen der Sozialen Arbeit / Persönlichen Entwicklung / Reflexion etc.). Die Aufwandsentschädigung beträgt i.d.R. rund 150 Euro. Hinzu kommen oftmals weitere Kostenerstattungen für's Wohnen und Verpflegung. Daher erhalten viele Freiwillige im BFD insgesamt rund 350 Euro / Monat. Hängt allerdings von der Einrichtungsstelle ab und sollte man vor Antritt unbedingt klären.

Wenn es um den gleichen Zeitraum geht, würde ich Dir den BFD eher empfehlen, da Du hier die Chance hast, noch mehr zu lernen (neben dem Geld-Faktor).

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Das hängt 1. vom Träger, 2. von den Seminarleiter/innen und 3. meist auch von der Gruppe ab, wenn die Teilnehmer/innen die Seminare mitgestalten können und sollen. Es ist grundsätzlich erwünscht, dass die Seminare mit den Teilnehmenden gemeinsam geplant und durchgeführt werden. Die meisten Träger machen das, aber nicht alle.

Die Seminare gehen zeitlich meist eine Woche, finden sehr häufig in Tagungs-/Seminarhäusern statt und oft besteht auch Übernachtungspflicht für die Teilnehmenden. Aber auch das ist von Träger zu Träger unterschiedlich.

Auf dem Einführungsseminar geht es meist erstmal darum, die anderen Freiwilligen und die Seminarleiter/innen kennenzulernen. Desweiteren wird ein erster Erfahrungsaustausch stattfinden, bei dem Du z.B. erfährst, wo andere arbeiten und was deren Aufgaben sind etc.. Hier findest Du vielleicht schon Gleichgesinnte, mit denen Du Dich intensiver mal austauschen kannst. Als weiterer wichtiger Aspekt kommen die "Rechte + Pflichten" im FSJ hinzu. Darüber wirst Du also informert und kannst Fragen stellen. Und zu guter letzt gibt es dann (wie gesagt: je nach Träger) eine gemeinsame Planung des nächsten Seminars, wo Du eigene Wünsche/Ideen einbringen kannst. Es ist bei manchen Trägern auch möglich und gewünscht, dass Teilnehmende selbst auf dem nächsten Seminar kürzere oder längere Einheiten zu einem bestimmten Thema (freiwillig) anbieten.

Typische Themen auf FSJ-Seminaren können z.B. sein:

  • Kommunikation, Teamfähigkeit, Konflikttraining etc.
  • Tod + Trauer, Sterbebegleitung etc.
  • Umgang mit Behinderung, unterschiedliche Behinderungen
  • Hebetechniken
  • Gebärdensprache
  • Spielpädagogik, Erlebnispädagogik etc.
  • Psychiatrie, psychiatrische Störungen/Krankheiten....
  • Jugendkulturen
  • Mobbing
  • Gewalt (-prävention)
  • Zivilcourage
  • Kreativtechniken (Malen, Basteln, Werken, Fotografieren... )

und vieles mehr...

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Ganz allgemein werden Sozialpädagogen/Sozialarbeiter_innen auch in Zukunft immer und ggf. sogar verstärkt gebraucht. Wieviele Stellen es in Zukunft aber gibt oder nicht gibt, hängt unter anderem auch entscheidend von (sozial-)politischen Entscheidungen ab und ob für den sozialen Bereich Gelder ausgegeben werden oder nicht. Das kann sich immer ändern.

Davon abgesehen kann man das für alle Sozialarbeiter/Sozialpädagoge-innen aber auch gar nicht pauschal beantworten. Es ist nämlich nicht so, dass Du als Sozialarbeiter/Sozialpädagoge-in für alle Stellen gleich gut geeignet sein wirst. Du wirst im Studium und in der Praxis Schwerpunkte setzen müssen und diese Schwerpunkte sind das Entscheidende. Deutliches Beispiel: Als Sozialpädagogin im kulturpädagogischen Bereich wirst Du eher mit Kürzungen und Stellenwegfall rechnen müssen als beispielsweise in (familien-, lebens-, sucht- etc.) beratenden Bereichen (Beratungsstellen etc.).

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Tja, gerade beim Studium der Sozialen Arbeit ist es sehr schwer, eine pauschale Antwort geben zu können. Ein Tipp wäre allerdings, Dir mal die Vorlesungsverzeichnisse der einzelnen Hochschulen anzusehen und ein wenig durch die einzelnen Module und die zugehörigen Vorlesungen/Seminare zu stöbern. Dadurch bekommst Du einen groben, aber umfassenderen Einblick in die (möglichen) Inhalte des Studiums.

In jedem Fall ist ein Studium der Sozialen Arbeit vielseitig, so wie die anschließenden Berufsbereiche schließlich auch. Du kannst Schwerpunkte setzen und solltest das nach Möglichkeit auch tun.

Und last but not least kommt es auch stark auf die Hochschule selbst an, was diese Dir bietet und wie die Dozenten sind. Je nach Schwerpunkt-Interesse, Ausstattung etc. kommt vielleicht eher die eine oder die andere eher in Frage.

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FSJ - Völliger Reinfall

Hallo,

ich habe dieses Jahr mit meinem FSJ im krankenhaus begonnen und muss sagen, dass es mir überhaupt gar nicht zusagt. Eine nähere Beschreibung folgt, erst einmal die eigentliche Frage: Habt ihr Erfahrung mit einem "Stellenwechsel"? Ich möchte mein FSJ gerne zu Ende machen, aber nicht mehr dort, wo ich jetzt bin. Lief es bei euch einfach, und v.a. schnell ab?

hier nähere Infos: Ich habe mein FSJ gerade eben (1.9.) begonnen, und muss sagen, dass der Probetag schon richtig schön für mich war. Aber schon am ersten Tag wurde mir von Praktikanten gesagt, dass FSJler in dem Krankenhaus sehr doll ausgenutzt werden, dass man in den ersten Tagen noch sehr nett ist, und danach nur noch ausgenutzt wird. Meine Chefin ist überhaupt gar nicht belastbar was den Stress angeht und lässt es an den Praktikanten + mir aus. Desweiteren werde ich dort von dem weiblichen personal schickaniert, ich könnte nicht fleißig genug arbeiten, obwohl ich von der halben Stunde Pause täglich gerade mal die Hälfte nutze, in der Hoffnung mehr Verantwortung zu bekommen. Als ich letztens ein EKG durchgeführt habe (wohlbemerkt habe ich den Patienten nur "verstöpselt" und den "AN"-Knopf gedrückt) und das EKG-Gerät nicht funktionierte, habe ich es angeblich kaputt gemacht.

Das andere Problem ist, dass ich a) mit dem Schlaf nicht zurecht komme, da ich 4 Uhr morgens aufstehen muss und erst ggn. 5 Uhr nachmittags zuhause bin, d.h. auch noch etwas vom tag haben möchte, und nicht schon 9 Uhr ins Bett gehe und b) dass ich so viel Mitleid mit den Patienten habe (wir haben viele die zur Dialyse kommen), dass diese mir auch am Feierabend nicht mehr aus dem Kopf gehen

Ich freue mich sehr über Antworten, denn ich möchte mein FSJ wirklich nicht abbrechen, nur halte ich es dort wirklich keinen Tag länger aus!

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Nun ja, Du hast gerade erst angefangen. Natürlich ist es blöd, wenn der Anfang schon miserabel ist. Vor allem weil einem wahrscheinlich vor Ort auch die nötigen Vertrauenspersonen (mal abgesehen von anderen FSJlern/Praktikanten) fehlen.

Andererseits sollte mensch nicht jedes Mal gleich die "Flinte ins Korn werfen" , wenn Konflikte auftreten, schlecht geredet wird etc. - Probleme sind da, um sie zu lösen. Und vielleicht wird sich Deine Ansprechpartnerin vom FSJ-Träger mal gemeinsam mit Dir und Deiner Einsatzstelle zusammensetzen. Dazu sind sie schließlich da. Das ist vielleicht erstmal unbequem, aber aus solchen Situationen lernt man fürs Leben doch eine ganze Menge, umso besser, wenn es tatsächlich mit einer Lösung und Besserung für Dich endet.

Und die Stelle wechseln kannst Du ja evtl. immer noch. Umso wichtiger, dass nun schnell Deinem FSJ-Träger mitzuteilen.

Viel Glück und noch ein bißchen Stärke und Durchhaltevermögen!

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