Ich gehe mit meinem Rat voll und ganz mit AdmiralAckbar konform.
Hundeschule ist nicht gleich Hundeschule. In Deutschland darf sich tatsächlich jeder Hundetrainer, Therapeut, Psychologe, Verhaltenstherapeut nennen und all die anderen Fachbezeichnungen verwenden. Die Berufsbezeichnung ist weder geschützt noch ist es in Deutschland möglich eine staatlich anerkannte Ausbildung zu machen. Dies betrifft die Kurse der IHK ebenso wie andere Kurse und Studiengänge. Seit 2014 wird lediglich für die gewerbliche Nutzung eine Prüfung vorausgesetzt. Die Prüfungsfragen sind aber von Bundesland zu Bundesland völlig unterschiedlich und super allgemein gehalten. Das Thema Erziehung des Hundes ist mit den ganzen Lobbys eben ein sensibles Thema dem sich auch der Gesetzgeber bewusst ist. Vereine und Ehrenamtliche benötigen einen solchen Nachweis nicht.
Ich bin seit einigen Jahren selbst Hundetrainer und arbeite ehrenamtlich in unserer Gemeinde mit knapp 10.000 Einwohnern. Bin sehr oft der Rettungsanker vor dem Leinenzwang und der Maulkorbpflicht. Zu mir werden Halter vom Ordnungsamt geschickt. Daher kann ich auch sehr gut beurteilen wie wichtig die richtige Hundeerziehung und eben auch die richtige Schule und der Ausbilder ist.
In diesem Zusammenhang muss ich dann auch die pos. Verstärkung erwähnen. Ich persönlich halte von dieser Erziehungsmethode nichts. Meine Praxiserfahrungen bestätigen mich hier. Denn Problemhunde die zu mir kommen sind ausschließlich Hunde ohne Schule und Coach oder aber eben aus Schulen mit der pos. Verstärkung. Besonders an dieser Erziehungsmethode sieht man wie dieses Thema in Deutschland für Unstimmigkeit sorgt. In Foren wird man quasi überrannt, wenn man etwas gegen die Methode schreibt. Eine sanfte Erziehung des Hundes. Hört sich natürlich toll an. Ich sehe in der Praxis dann aber auch die Folgen. Ein Hund der seine Natürlichkeit verliert, nicht mehr fähig ist artgerecht zu kommunizieren und so eben auf Dauer zu einem Problemhund wird. Ich halte ebenfalls von Frau Reinhard absolut nichts. Sehr viel lieber sind mir z.B. Martin Rütter, Maya Rütter und Cesar Milan. Auch wenn ich mit ein paar Dingen nicht so wirklich einverstanden bin. Jede Methode hat seine guten und schlechten Seiten. Die pos. Verstärkung beruht aber auf keine anerkannte wissenschaftliche Erkenntnis.
Das Ziehen an der Leine ist bereits ein Fehlverhalten. Jedes Fehlverhalten muss eine klare Konsequenz haben. Das hier beschriebene „Stehenbleiben“ ist nicht empfehlenswert. Einfach weil es in der Praxis nicht anwendbar ist. Das erste Problem besteht nämlich im Straßenverkehr. Wie soll ich denn Konsequent darin bleiben, wenn Autos, Fußgänger und Fahrradfahrer kommen. Die einzige Lösung für mich wäre hier auch, dass ich der Hund hinter mir gehen muss und ihn nicht an mir vorbeilasse. An der Brust, wie beschrieben, nach hinten schieben wäre zum Beispiel eine Möglichkeit. Du kannst ihm aber auch den Weg versperren mit einem Walking-Stock. Der Vorteil dabei ist, dass du dem Hund in eurer Kennenlernphase signalisierst, dass du der Entscheidungsträger bist und er sich daran zu gewöhnen hat. Es besteht aber kein Grund den Hund in der Situation anzubrüllen. Konsequenz ist weder Strafe noch hat es etwas mit körperlicher oder psychischer Gewalt zu tun. Man kann aber nicht ein Fehlverhalten alleine bearbeiten. Ein Fehlverhalten baut auf dem anderen auf. Aus einem kleinen Fehlverhalten werden auf Dauer eben einiges an Große. Leckerchen lass in der Hose stecken. Übermäßige Belohnungen in jeglicher Form verfehlen auf Dauer das Ziel. Der Hund sucht in dem Fall nämlich nicht die Bindung zum Halter, sondern eben eine Möglichkeit wie er die nächste Belohnung erreicht. Der Hund entscheidet selbst was falsch und richtig ist. Ein Kreislauf der einfach nicht funktionieren kann. Der Hund wartet auf eine Entscheidung bzgl. seines Verhaltens und der Halter ist auf der Suche nach dem richtigen Moment für die Belohnung. Lieber einfach mal so zwischendurch auf dem Spaziergang mit dem Hund rumtollen und schmusen und ihm ohne Zusammenhang mal ein Leckerchen geben.
Erziehung und Training müssen eben klar unterschieden werden. Ich trainiere z.B. „Sitz“. Auf Dauer müssen Leckerchen und Belohnung im allg. aber auf 0 reduziert werden. Der Hund weiß was du von ihm willst und tut es in Zukunft, weil du die Entscheidung triffst und nicht um eine Belohnung zu erhaschen.
Erziehungsfragen beim Hund sind immer ein sehr komplexes und heiß diskutiertes Thema. Kann dir daher nur empfehlen dich nicht nur mit einer Quelle zu beschäftige sondern zu hinterfragen zu hinterfragen und noch mal zu hinterfragen. Gestalte dir deine eigene Meinung.