Da geht es um gesellschaftliche Normen, aber eben auch um das Argument der (biologischen) Benachteiligung von Frauen. Letzteres kann man heute wohl als nicht mehr gegeben bzw als widerlegt ansehen.
Es gibt einfach bestimmte Stereotypen, die teilweise auch einen biologischen Hintergrund haben. In Spezialeinheiten findet man wenige Frauen, weil Frauen hier körperlich benachteiligt sind. Ein modernes Kampfflugzeug kann eine Frau aber ebenso gut fliegen, für einen Sidestick braucht es keine Bärenkräfte.
Das B-VG ist ja noch älter als das deutsche Grundgesetz, damals waren Frauen beim Militär nur ausnahmsweise vorstellbar, etwa im Sanitätsbereich und in untergeordneten Hilfstätigkeiten. Etwas anderes war mit dem Rollenbild der Frau nicht vereinbar.
Andererseits war es gerade im Zweiten Weltkrieg dann eben so, dass in diesem totalen Krieg keine Seite ohne Frauen auskam. Marlene Dietrich diente in den US Streitkräften als Militärmusikerin in Range eine Majors. Beate Uhse, später Sex Shop Betreiberin, war Luftwaffenoffizier der Wehrmacht, die verstorbene britische Königin diente als Kraftfahrerin in einer (para)militärischen Einheit und Vera Lynn sang songs auch als Militärmusikerin die bis heute bekannt sind und aus Gründen in den letzten Jahren wieder mehr gespielt werden. Pilotinnen übernahmen Überführungs und Transportflüge bei den Streitkräften, es gibt hier einiges an Anekdoten etwa wenn eine Teenagerin einen viermotorigen Bomber abholen sollte und man zögerte ihr diesen auszuhändigen :)
Nach dem Krieg setzte eine m.E. ziemlich fürchterliche Restauration ein, Verkehrspolitinnen waren noch in den 90er Jahren selten und tauchten praktisch erst wieder ab den 70er Jahren auf - heute ist das eine normale Erscheinung. Schau Dir mal die Werbung aus dieser Zeit an, am besten auch noch den "Frauengold " Werbespot. Militärpilotinnen gab es bei den Amerikanern erst wieder ab den 80ern Jahren. In Deutschland und Österreich spielen Austrofaschismus und Nationalsozialismus natürlich auch noch eine Rolle, aber generell waren Frauenrechte in den 50er und 60er Jahren ein völliges Fremdwort. Was heute als Kinderehen bezeichnet wird - Jugendehen wäre richtiger - gab es damals natürlich auch und aus der Sicht der Zeit hatte das sogar seine Berechtigung, weil ein lediges Kind eine Katastrophe war und daher es sinnvoll war, wenn 15jährige Mädchen heirateten.
Auch in den Polizeidienst durften Frauen nicht so ohne weiteres und es waren eben erstmal Verwaltungs- und Hilfsaufgaben.
In Deutschland gab es dann eine Diskussion ob Frauen auch zum Bundesgrenzschutz dürfen, dieser hatte den Auftrag die Grenze gegen alle Angriffe - auch militärisch - zu verteidigen und nach langer Diskussion durften dann auch Frauen zum BGS und bekamen dort eine militärische Ausbildung. Die Bundeswehr war ursprünglich Frauen verwehrt, aber auch hier gab es zunächst eine Öffnung für den Sanitäts- und Militärmusikdienst. Schließlich entschied der europäische Gerichtshof, dass Deutschland generell Frauen zum Militärdienst zulassen muss.
Es ist also eine langsame gesellschaftliche Entwicklung.
Verfassungen schreiben hier Vorstellungen fest, die zu einem oftmals Jahrzehnte zurückliegenden Zeitpunkt bestanden - beim B-VG nach dem WKI, beim Grundgesetz in den 50er Jahren - ursprünglich enthielt das Provisorium Grundgesetz keine Wehr und auch keine Notstandsverfassung. Und das Wort der Verfassung gilt nunmal bis sich eine entsprechende Entscheidung mit verfassungsändernder Mehrheit ergibt.