Antwort von -The Challenges- Teil 2
Ein anderer Aspekt ist, dass Du Dir darüber im klaren sein musst, dass Du neben der Schule einen strammen Tagesablauf haben wirst, der nicht viel Zeit für andere Aktivitäten lässt, wenn Du wirklich verantwortungsbewusst 2 Pferde halten willst. Für: Morgens und abends Füttern, mind. 1 x tgl. Misten, (evtl. Weide, Paddock abäppeln), Pferd putzen, die Hufe nachschauen, zur Weide hin und wieder zurückbringen, Hof, Stall, fegen, etc. was halt alles so täglich an „Kleinkram“ ohne besondere Extras noch anfällt, da sind für 2 Pferde locker 3 Std. weg, wenn Du alles ordentlich und sauber halten willst. Und dann kommt ja noch der eigentliche Zweck der Pferdehaltung, Du willst ja auch noch reiten....wie viel Zeit Du dafür mit Vor- und Nachsorge des Pferdes brauchst, weißt Du selbst. D. h. wenn Du nach der Schule, den Hausaufgaben und Stallarbeit dann noch Lust, Kraft und ausreichend Licht dazu hast… Besonders im Winter, wenn es so richtig kalt, oder alles nass und matschig ist, es sehr früh dunkel wird, ist eigene Pferdehaltung echt manchmal richtig ätzend, da wünscht man sich einen schönen Unterstellplatz auf einem Reiterhof, wo alles erledigt wird und man eine gut beleuchtete Halle hat…. An dem alten Spruch: Wenn Du Dir das Reiten abgewöhnen willst, schaffe Dir einen eigenen Stall an! ist schon viel Wahres dran.
Ein Pferd schafft man ja nicht für ein, zwei Jahre an. Was willst Du später mal machen? Willst Du eine Lehre beginnen, oder willst Du studieren? Wenn Du nach der 9 oder 10 bereits von der Schule abgehst, solltest Du Dir in der Planung auch Gedanken über eine Unterstützung/Vertretung für die Zeit der Lehre und spätere Berufsausübung machen, ebenso für die Zeit des Studiums. Die Frage wird von Deinem Vater bestimmt kommen, denn allein schaffst Du das nicht mehr, wenn Du 8 Std. zur Arbeit gehst oder studierst, das ist illusorisch.
So, aber nun genug Belehrungen, deshalb hast Du ja nicht gefragt. Hier jetzt die Tipps:
Schritt 1 : Wie holst Du Deinen Vater exakt bei seinen Bedenken ab?
Schritt 2. Wie zerstreust Du diese, bzw. machst ihm real glaubhaft, dass es Dir wirklich ernst ist und Du in Zukunft nicht zu der „Zickenfraktion“ mutieren wirst?
Schritt 1:
Bringe in Erfahrung, was ihm exakt und konkret so an Bedenken im Kopf herumgeht. Nimm ihn in seinen Bedenken ernst, sage, dass Du nachvollziehen kannst, dass er Bedenken hat und zeige ihm Deine Bereitschaft dazu, indem Du ihn genau fragst, wie er es sich
vorstellt, dass Du verantwortungsbewusst Pferde hältst. Er soll sich vorstellen, er hätte bereits ja gesagt, welche Kriterien sind für ihn dann ganz wichtig? Lasse Dir Beispiele geben, was/wie er sich das vorstellt und wünscht, was er von Dir verlangt, was für ihn erfüllt sein muss, damit er in Punkto Pferdehaltung beruhigt wäre. Eine fiktive Schilderung eines Tagesablaufs wäre hier hilfreich. Frage dann was es von seiner Seite aus noch alles braucht, woran er erkennen würde, dass Du es ernst meinst und „bei der Stange“ bleiben wirst.
Frage dann, woran er andererseits erkennen würde, dass Du nicht (mehr) verantwortungsbewusst bist und nur noch Jungs/Partys im Kopf hast. Welches Verhalten Deinerseits würde das für ihn kennzeichnen? Frage ihn nach seinen ganz persönlichen „Horrorszenarien“ die ihm im Kopf herumgehen.
Bleibe dabei ruhig, frag genau nach, wenn Du etwas nicht verstanden hast und notiere Dir seine Antworten und falle ihm besonders im 2. Teil nicht mit Gegenargumenten ins Wort, das ist ganz wichtig, auch wenn´s schwer fällt. Erstens nützt es sowieso nichts, und schließlich ist ja Dein Ziel ebenfalls ernst genommen zu werden und Du willst ja erwachsen wirken. Wenn Du nun einerseits in Erfahrung gebracht hast, was Deinem Vater bei einer Pferdehaltung in Punkto Deine Arbeitsleistung und Verantwortung besonders wichtig ist und andererseits, woran er zukünftig erkennen würde, dass es in die Hose geht und Du Dich zur "Partylöwin" entwickelst, dann setze Dich hin und schreibe daraus einen Vertrag, wo das alles drin ist, so richtig mit Datum, Unterschrift etc. der folgendes enthält:
Sollte mein Vater mich in der Haltung eigener Pferde unterstützen, verpflichte ich mich hiermit: ....
1.
2.
3.
....
und dann noch die Bedenken Deines Vaters auflisten:
Wenn ich jedoch .....
1.
2.
3.
....
Schlusssatz sollte sein:
Sollten diese oben genannten Vorkommnisse ...... mehr als x mal auftreten, ich meine Pflicht als verantwortungsbewusste Pferdehalterin oder Schülerin also auf Dauer nicht erfüllen, hat mein Vater das Recht, die Pferde ohne weitere Rücksprache mit mir sofort zu verkaufen.
Ich weiß, das ist hart, aber Du weißt dann genau woran Du bist und woran Du Dich halten musst, hast selbst die Sicherheit, dass alles paletti ist, solange Du Deine Sache gut machst und Dein Vater hat eine Richtschnur, an der er Dein Verhalten messen kann, ein Entgegenkommen für seine finanzielle Unterstützung und behält die letztliche Entscheidung darüber, wie lange er das Ganze mittragen will. Auch merkt er, wie wichtig Dir das ist und dass Du wirklich entschlossen bist Leistung zu zeigen, wenn Du Dir hier so freiwillig selbst „die Kandare anlegst“. Ebenso sorgt es dafür, dass es Deinem(n) Pferd(en) immer gut bei Dir geht ;)
Ein weiterer Pluspunkt wäre zu Schritt 1:
Du druckst Dir oben beschriebenes PDF vom Ministerium aus, gehst mit einem Maßband in Euren Stall und schaust, was geht und was geändert werden müsste. (Hole Dir Unterstützung von jemandem, wenn Du was nicht verstehst.) Mache eine Zeichnung, darüber, was wie aussehen sollte und geändert werden müsste. Ebenso machst Du Dir Gedanken über die Fragen/Kosten nach Heu, Weide, Miste etc. Auch ein Zeitplan für Dich, der auch die Schule bzw. Hausaufgaben stundenmäßig gut berücksichtig wäre zur Vaterberuhigung sehr hilfreich. Wie auch eine Liste seiner Bedenken und den dazugehörigen logisch schlüssigen Gegenargumenten Deinerseits. All das würde ich schriftlich machen, mit PC oder per Hand, egal. Vielleicht kann Dir ja auch Deine Mutter etwas helfen? Sie kennt Deinen Vater ja genau und weiß, wie er „tickt“. Ordne diese Mappe nach Sachgebieten logisch:
Einzelne Rubriken für: Kosten für 1 Pferd pro Jahr, Stallumbau, Lieferanten von Heu- Stroh, etc., eigener Zeitplan, Liste der Argumente und Bedenken, zum Schluss der Vertrag…
Mit dieser Mappe würde ich dann zu Deinem Vater gehen. Gib sie ihm, erkläre, was Du da, warum gemacht hast. Sage ihm, dass Du kein „blauäugiger Teenie bist, der jenseits von Gut und Böse den üblichen Mädchentraum von einer heilen Welt mit eigenem Pferd träumt“ sondern dass Du Dich in der Realität genau informiert hast, was auf Dich zukommt. Sage ihm, dass Du bereit dazu bist, obwohl es nicht leicht sein wird und dass es eine gute Schule für´s Leben wäre, schon jetzt zu lernen, Dinge durchzuhalten, auch wenn es nicht nur Zuckerschlecken ist. Dass gerade Pferde für Dich der Ansporn sind, um eben solche Dinge wie Verantwortungsbewusstsein, Pflichtbewusstsein, Organisations- Zeit- und Selbstmanagement ganz freiwillig, sozusagen als positiven Nebeneffekt zu lernen, weil Pferde Dir ganz außerordentlich wichtig sind. Biete ihm an, nach der Lektüre der Mappe auch mit Deiner Reitlehrerin zu reden, Du sagst ja, sie ist von Dir überzeugt. Zeige ihm durch Deine Bemühungen mit der Mappe und dem Vertrag, dass Du seine Bedenken sehr ernst genommen hast, die er Dir erzählt hat und dass Du aber andererseits auch schon mit 13 in der Lage bist, gute Argumente dagegen zu liefern, sie zu entkräften und dass er nach der ganzen Arbeit, die Du Dir damit gemacht hast, sich doch auch bitte auch die Zeit nehmen solle, diese Mappe und den Vertrag genau anzuschauen. Dann lass ihm Zeit zum Durchlesen, (vielleicht will er sich ja, durch Deine Infos inspiriert, auch woanders noch informieren bevor er wieder zu Dir kommt) frag ihn also, wann er in den nächsten Tagen Zeit hat, sich mit Dir darüber zu unterhalten und mache einen festen Termin aus, damit er dann Zeit und Ruhe dafür da ist, über noch etwa bestehende Bedenken zu reden. So sieht er, dass Du wirklich Verantwortung übernehmen willst und nicht einfach so „Barbie auf dem Reiterhof mässig-nur von 12 bis Mittag denkst.“ Gestehe ein, dass Du Hilfe brauchen wirst, ohne geht es mit 13 einfach nicht! Erkläre ihm, wo Du Dir diese Hilfe holen wirst (vielleicht übernimmt er ja, z. B. beim Umbau auch einen Teil, außerhalb der finanziellen Seite?)
Wenn er dann, nach diesen ganzen Bemühungen und dem positiven Feedback der Reitlehrerin noch nicht will, weiß ich auch nicht mehr weiter. Dann bleibt nur die "Steter Tropfen höhlt den Vater" Nummer, bis er es einfach nicht mehr hören kann und den Hausfrieden wieder herstellen will und nachgibt. Aber das ist eine ganz unschöne und für alle Seiten nervige Methode, auf die manche Menschen auch gerade andersherum mit: Jetzt erst Recht nicht - reagieren. Dann geht der Schuss nach hinten los. Also nicht unbedingt bedenkenlos zu empfehlen.
So, phuu, ist ganz schön lang geworden, ich glaube ich habe die zulässige Zeichenzahl überschritten, daher werde ich die Antwort in zwei oder drei Antworten aufteilen.
Hoffe, ich konnte Dir helfen, viel Erfolg, würde mich interessieren, wie es weitergeht.
Gruß
The Challenges
Hier noch, falls es Dich interessiert, der oben angekündigte Link auf die Seite, die den Teil unserer Arbeit beschreibt, wo wir die Pferde einsetzen:
http://www.horse-guided-experience.de/