Grundsätzlich ist es definitiv sinnvoll, als Fahranfänger nicht gleich ein Motorrad mit 100PS oder mehr zu fahren. Bei modernen Motorrädern werden die Gefahren durch technische Helfer wie ABS, Kurven-ABS und die Traktionskontrolle immer weiter minimiert. Entsprechend war das vor nur wenigen Jahren aber auch noch ein ganzes Stück gefährlicher. Bei Motorrädern muss man auch zusätzlich erwähnen, dass der Unterschied der PS-Zahlen viel schneller einen Unterschied macht als beim Auto.
Nicht zu vergessen ist ebenfalls, dass man Motorrad hauptsächlich zum Spaß fährt. Beim Auto mehr PS zu haben ist zwar schön, die nutzen viele aber keineswegs jede Fahrt aus. Das sieht beim Motorrad schon ganz anders aus: Bei mir vergeht keine Fahrt, wo ich nicht mehrfach Vollgas gebe, und wenn es nur für eine Sekunde ist. Es entstehen ganz schnell Situationen, wo ich nochmal vor der Ampel Gas gebe, dann stärker bremse und mein Hinterrad schon beginnt kurz zu blockieren. Das geht einfach super schnell. Und je mehr PS man hat, desto schneller und öfter kommt man in genau solche Situationen.
Ein wichtiger Faktor ist auch: Andere rechnen nicht mit deiner Beschleunigung. Ganz besonders PKW-Fahrer können sich oft gar nicht vorstellen, wie schnell man beschleunigen kann. Sie denken, man wäre eben genau so schnell wie ein PKW. Dabei ist man selbst mit 95PS auf dem Motorrad viel schneller auf Geschwindigkeit als z.B. ein Kombi mit 170PS. Entsprechend nehmen einem auch immer wieder andere die Vorfahrt, einfach, weil sie in den Spiegel schauen, dann ihren Schulterblick machen, dabei schon langsam rüber ziehen und dann erst beginnen zu blinken. Erst dann merken sie manchmal, dass du schon längst direkt hinter ihnen ankommst und voll in die Eisen gehen musst. Viele merken es aber bis zum Schluss nicht. Je stärker also die eigene Beschleunigung, desto öfter landet man auch in solchen Situationen - und sie können natürlich auch gefährlicher werden. Mit einer 125er und 15PS fährt man eben nicht über Richtgeschwindigkeit. Damit ist man deutlich sicherer unterwegs.
Was ich hingegen sinnlos finde ist die Regelung, dass man z.B. mit dem A2-Führerschein nur noch Motorräder fahren darf, die ab Werk maximal 70kW/95PS haben, egal wie stark sie gedrosselt sind. Ob die Maschine ab Werk nun 120 oder 95PS hat, macht wenig Unterschied, wenn ich sie auf 48PS drosseln muss. Gewicht hin oder her: Eine Kawasaki Z900 mit 95PS wiegt mehr als viele Supersportler mit 120PS. Diese Regelung halte ich für groben Unfug.
Klar ist am Ende aber natürlich auch: Es kommt am Ende immer drauf an, wer am Steuer sitzt. Dennoch sorgen weniger PS in der Masse für weniger Unfälle, wenn wir von Fahranfängern sprechen. Das ändert sich auch nicht, wenn es natürlich auch sehr defensive und bewusste Fahrer gibt, bei denen das keinen Unterschied machen würde.