Wenn Du die hier gegebenen Antworten mal genauer unter die Lupe nimmst, dann beantworten sie die Frage überhaupt nicht, oder gehen von einer völlig falschen Sachlage aus.
Islam
- Hatte von Beginn an eine politische Komponente, nämlich das Kalifat, dieses wurde nach dem Scheitern des Panarabismus unter Abdel Nasser von den Islamisten aufgegriffen, übrigens auch der Ursprung dieses Begriffes...
- War der Koran von Beginn an als 'Gesetzbuch' ausgelegt
Christentum
- Beruht auf dem Grunsatz "hier Staat dort Gott" und stellte z.B. die Vormachtstellung Roms nie in Frage, der politische Anspruch fehlt dem Christentum
- Ist die Bibel keineswegs ein Gesetzbuch, war sie auch nie, auch wenn man das immer wieder gerne behauptet. Sicher waren die fränkischen Könige und der spätere Kaiser Christen, viele der Grundsätze aus der Bibel fanden sich später irgendwie in den Gesetzestexten, aber orientierte sich die Reichsgesetzesordnung an der weltlichen Tradition und die ist in weiten Teilen Europas eben von den Römern und Griechen vererbt worden.
Also wie stellst Du Dir das vor, eine Theokratie gibt es nur im Islam und - als Besonderheit - im Buddhismus, nur Tibet und Nepal haben oder hatten diesen Charakter...
Also bleiben uns bei der Abwägung der Vor- und Nachteile eigentlich nur die islamischen Staaten als Beobachtungsfeld, dort sind die Nachteile aber nicht durch das islamische Gesetz oder die entsprechenden Rechtsgelehrten so offensichtlich, sondern es handelt sich durchweg um Diktaturen, die - egal welchen Gott oder Götter sie verehren - per se einen Nachteil für seine Bewohner darstellen. Im einem Staat mit islamischen Recht kann es keine unabhängige Justiz geben, damit ist das Rechtsstaatsprinzip nicht erfüllt, es kann auch keine Meinungs- und Pressefreiheit geben, denn die ist ja per Gesetz zumindest im religiösen Kontext begrenzt.
Entscheidend ist die Bedeutung der Säkularisation für das Staatswesen, Ernst-Wolfgang Böckenförde als einer der führenden Juristen in der Geschichte dieses Landes hat das so formuliert:
Ablösung der politischen Ordnung als solcher von ihrer geistlich-religiösen Bestimmung und Durchformung
Ob diese Säkularisation nun ein Vorteil für den Staat ist hängt von dem Anspruch ab, demographisch ist sie nämlich fatal, tatsächlich sinken die Geburtenzahlen überall da, wo der Einfluß von Religion ein geringer ist, bei den Theokratien oder islamistischen Ländern wächst die Bevölkerung dagegen überproportional.
Die Frage stellt sich aber nicht, denn die Trennung von Kirche und Staat ist ein bewährtes Konzept, seit nunmehr rund 200 Jahren. Es ist aber auch nicht vorstellbar, daß im 21. Jh. Religionsfreiheit oder diese Trennung in Frage gestellt werden würden, das tun auch die Kirchen nicht...