Dieses ewige Gejammere, dass die deutsche Sprache deshalb stirbt, weil Rechtschreibregeln nicht eingehalten werden, halte ich durchaus aus. Aber nur aufgrund folgender Texte. Einen las ich in einer grazer (das ist ein Adjektiv!) Universitätszeitung: „Vor einem Wirtshaus, an dem ich oft vorbeiging, stand für gewöhnlich eine Tafel, auf der das Mittagsmenü angeschrieben war, etwa ‚Eia Nokl’ oder ‚Wina Šnicl’. Nach dem Lesen ging ich heiter weiter, wissend, dass im Wirtshaus Gäste sitzen, die Eiernockerln oder Wiener Schnitzel essen. Mittlerweile ist das Lokal geschlossen. Um mich aufzuheitern, muss ich nun selber Wörter erfinden, zB Šinkn Flekl.“
Auch der folgende Text ist lesbar: „Luat eneir Stiude der Uvinräeitst Nitthgonam blibet ein Text acuh dnan vrsteädlinch, wnen die Batchuebsn vautschert snid, slonage nur der esrte und lzette Bastcubhe der Wröetr an der rtchiegin Seltle stheen!“ Ein komplizierterer Text bliebe unverständlich.
Aber soll ich jetzt die Rechtschreibfehler auf dieser Seite der website zählen? Nein, tue ich nicht. Auch nicht die grammatischen Fehler, die mehr zu einer eventuellen Verblödung beitragen als Rechtschreibfehler. Rechtschreibung ist sprachliche Oberfläche. Grammatik geht in die Tiefe.
Und die deutsche Sprache stirbt seit mehr als 300 Jahren. Aber wir sprechen und schreiben sie noch immer …