Ich habe ein zweistündiges Gespräch mit einer jungen Dame geführt, die von Panikattacken betroffen war. Sie gab zunächst an, sich das selbst nicht erklären zu können. Im weiteren Gesprächsverlauf kam heraus, dass sie mal zu etwas gezwungen worden war. Die Täter habe sie angezeigt. Wegen eines Schutzprogramms musste sie ihre Bundesland verlassen. Nun lebte sie in ständiger Angst von denen gefunden werden zu können. Wenn sie allein draußen war, schaute sie immer um sich, um zu prüfen, ob sie von ihnen beobachtet wird. Weil schon ein paar Jahre ins Land gegangen sind, haben sich diese Menschen verändert. Nun viel es ihr schwer, sie noch in den Massen erkennen zu können. Wenn in der Innenstadt Menschenmassen auf sie zu kamen, verlor sie den Überblick und brach in Panik aus. Sie wusste schon, dass sie glaubte verfolgt zu werden, aber sie hatte das irgendwie nicht auf dem Schirm. Als wir genau das, was ich bis hierhin geschrieben habe, herausgefunden haben, konnten wir zum eigentlichen Akt der Angstauflösung übergehen. Mit ein paar speziellen Fragen haben wir das geschafft. Eine Frage lautete beispielsweise, ob Ihre Angst dazu führen kann, nicht gefunden werden zu können. Diese wahrlich komische Frage, hatte sie total aus der Bahn geworfen. Sie erwiderte sie mit einem klaren Nein. Okay sagte ich, dann kläre mich über den Nutzen auf, Angst davor zu haben, gefunden werden zu können, wenn diese Angst nicht dazu beitragen kann, nicht gefunden werden zu können. Sie war einen Moment verwirrt. Aber sie beantwortete meine Frage damit, dass ihre Ängste keinen Nutzen für sie bereithielten. Meine dritte Frage war, welchen Nachteil sie davon hätte, diese Gedanken, gefunden werden zu können, aufzugeben, wenn sie - wie sie ja selbst festgestellt hat - damit gar keinen Einfluss darauf ausüben kann, wenn man sie tatsächlich finden will. Diese Frage musste ich ihr noch zweimal erklären. Dann sagte plötzlich, ich hätte ihr die Augen geöffnet. Sie wisse nun, dass der Löwe überall lauern kann, aber ihre Angst würde nicht dazu führen können, nicht gebissen oder gar gefressen werden zu können. Am nächsten Tag ist sie allein vor die Tür gegangen, um zu schauen, ob sich ihre Ängste aufgelöst haben. Das ist jetzt etwas länger als ein Jahr her. Letzten Monat hat sie mir geschrieben, dass sich ihr Leben nach diesem einen Gespräch verbessert habe.