tja! ich hab mir die diskussion und die meinungen hier einmal durchgelesen. nun muss ich auch meinen senf dazugeben:
ich selbst habe vor etwa zwei jahren mit dem motorradfahren aufgehört (aus gesundheitlichen gründen, die nichts mit dem bike zu tun hatten/haben). bis dahin habe ich etwa 650.000 (!) km mit dem motorrad zurückgelegt. dabei hatte ich, vor etwa fünf jahren, meinen einzigen unfall (ein dosentreiber hat mich bei 70 km/h abgeschossen). mir ist nichts passiert, das bike (honda afrikatwin) war mehr oder weniger schrott. ich habe mich gleich auf eine bmw geschwungen, kein gedanke ans aufhören.
ich bin das ganze jahr gefahren. sommer, winter, regen, sonne, schnee, hagel, nasse fahrbahn, schneefahrbahn, glatteis, ... dazu noch der starke wind den wir in wien und umgebung haben.
sieben freunde/bekannte, die durch autounfälle ums leben kamen habe ich in dieser zeit beerdigt. mein schwiegersohn hatte allein in den letzten drei jahren vier selbstverschuldete unfälle mit dem auto.
was ich damit sagen will:
klar, motorradfahren ist potentiell gefährlicher als autofahren. aber es ist nicht automatisch so, dass jeder motorradfahrer verunfallt und stirbt, und jeder autofahrer unfallfrei durchs leben kommt.
da gehört sehr viel mehr dazu! ich verstehe deine sorgen und ängste. aber das sind, objektiv betrachtet deine sorgen und ängste. das hat mit deinem sohn eigentlich nichts zu tun.
ich habe mittlerweile schon eine 3 jahre alte enkeltochter. da bekomme ich schon ein komisches gefühl im bauch, wenn sie vollen karacho die zugangsrampe zum haus hinunterläuft. da sehe ich sie vor meinem geistigen auge stürzen, sich die knie, den kopf, die lippen oder sonst was aufschlagen, sehe, wie sie ins geländer stürzt und sich die zähne ausschlägt uswusf.
trotzdem lasse ich sie laufen und behalte meine sorgen für mich. meiner erfahrung nach passiert dann deutlich weniger. am ehesten passiert etwas, wenn dauernd einer hinter einem steht, der sagt man solle aufpassen.
das ist, wie mit dem vollen kaffeehäferl: je mehr man sich darauf konzentriert dass man ja nichts verschüttet, desto sicherer kannst du sein, dass du etwas verschütten wirst.
was glaubst du, wie es dir geht, wenn du es schaffst ihn dazu zu überreden doch lieber ein auto zu kaufen und er damit einen unfall (ev. mit tödlichen folgen?) hat?? würde es dir dann besser gehen, als wenn er mit dem bike verunglückt wäre?
man neigt als groß-/elternteil dazu, immer das schlimmste anzunehemen und zu erwarten. und meist passiert dann eh nichts. überleg einmal ehrlich, was du in seinem alter alles aufgeführt hast (ehrlich!). wenn ich da so zurückdenke:
wir sind mit alten waffenrädern hohe rutschbahnen hinunter gefahren, haben uns in einkaufswagen steile wege hinuntergelassen, mit rollschuhen die steilsten treppen befahren (avor- und rückwärts), sind überall hinaufgeklettert, haben im wald versucht von einem baum auf den nächsten zu springen (in gut 8 m höhe), und ... und ... und. natürlich alles ohne jegliche schutzkleidung.
war das weniger gefährlich, nur weil es die eltern nicht gewusst haben? ich glaube, du verstehst was ich meine.
teile ihm deine sorgen und bedenken mit (einmal! nicht ständig). dann lass ihn sein leben leben. wie schon andere gesagt haben: wenn du es ihm jetzt verbietest, macht er es, wenn er volljährig ist (alleine schon, um dir zu zeigen, dass er es kann).
wie verantwortlich er damit dann umgeht (egal übrigens ob mit einem auto oder bike), hängt viel von d(ein)er erziehung ab. daran lässt sich jetzt sowieso nichts mehr ändern.
vertrau ihm, trau ihm etwas zu und unterstütze ihn (auch wenn es dir den magen zusammenkrampft).
es ist vergleichbar mit dem gefühl, dass ich hatte, als meine enkelin alleine auf das hohe klettergerüst gestiegen ist. mir war das nicht so recht (sie ist doch noch so klein, wenn sie da runterfällt, kann sie nicht noch ein paar jahre warten, ...). sie hat sich bis ganz nach oben gekämpft. ich hatte einen stein im bauch, einen kloß im hals und habe ihr trotzdem dazu gratuliert, habe geklatscht und sie gelobt.
man muss die kinder manchmal einfach etwas tun lassen, auch wenn es gegen den eigenen willen ist. bist du nicht auch einmal mit dem railticket durch europa gezogen? nur einen rucksack mit ein paar sachen und auf ins ungewisse? sicher, dass es das große abenteuer deines lebens wird? und hast du dich dabei nicht unverwundbar gefühlt?
frag mal, wie es deinen eltern dabei gegangen ist!