Neue Kollegin ist Berufanfänger mit Bachelor, ist aber unselbstständig, passiv und ahnungslos wie 16. Wie damit fertig werden?

Meine neue Kollegin (24) soll mich (ü40) eigentlich bei meiner Beratungstätigkeit unterstützen. Es handelt sich im Wesentlichen um Rechtsberatung mit gewissen Anteilen an Erledigung bürokratischer Vorgänge.

Sie hat gerade erst den Bachelor gemacht. Wie es scheint, kann sie kein bisschen Büroarbeit machen: Sie kann schon kein simples Formular ausfüllen. Ich musste ihr Schritt für Schritt sagen: "Schreib den Namen dahin", "dort die Adresse", "kreuze an, was da anzukreuzen ist, also immer nein, weil nichts zutrifft", "unten musst du Ort und Datum hinschreiben" etc. Das Formular ist selbsterklärend, aber sie starrt es an und tut nichts, außer ich diktiere jeden einzelnen Schritt.

Auch den Tacker mit neuen Klämmerchen befüllen gelang nicht auf Anhieb. Mit einem kleinen Holzstempel kennt sie sich auch nicht aus, ich musste ihr exakt sagen, wie sie ihn drehen muss, damit der Text nicht auf dem Kopf steht.

In die Schränke in ihrem Büro hat sie nach Wochen erst hineingeschaut, als ich sie dazu schlussendlich gedrängt habe. Es sind unter anderem Broschüren drin. Statt diese anzuschauen und sich damit bekannt zu machen, fragt sie mich, um was es sich da handelt. Sie hat wochenlang an ein paar Mappen gelesen, die ich zwecks rascher Einarbeitung - also eine Arbeit für 3 bis maximal 5 Tage angefertigt hatte, damit sie rasch Überblick hat. Aber sie wurde mit Lesen einfach nicht mehr fertig....

Ich habe den Eindruck, sie ist völlig unbrauchbar für Büroarbeit und Beratung und wie das gehen soll, dass wir da überhaupt noch im Ansatz mit der Arbeit weiterkommen, ich weiß es wirklich nicht.

Wie gesagt, sie soll mich ja entlasten. Aber wenn das die nächsten Wochen oder gar Monate so weitergeht, dann schaffe ich nur noch ca. 25 % meiner gewöhnlichen Leistung, weil ich wirklich neben ihr sitzen muss und ihr jeden Handschlag erklären muss - ohne Quatsch jeden noch so banalen Handschlag - und sie schafft höchstens 4% der Leistung ihrer Vorgängerin.

Ich bin am verzweifeln, denn bei uns muss man 150% leisten auf hochprofessionellem Niveau, um die Arbeitslast zu schaffen. Es ist häufig Akkordarbeit erforderlich. Man muss vollkommen eigeninitiativ in Eigenregie und mit Schöpfungsgeist arbeiten. Auch muss man noch einiges an Management machen und einfach perfekt organisiert sein.

Ihr Schreibtisch grenzt schon jetzt an eine Halde. Sie lässt alles herumliegen und eine nicht ausgetrunkene Tasse lässt sie tagelang herumstehen. Wenn die jetzt noch umkippt - prost Mahlzeit! Vom Wegräumen von Akten und Büromaterial in Schränke hält sie wohl auch nichts. Alles liegt wie Kraut und Rüben auf ihrem Schreibtisch. Eine Beratung kann sie am Schreibtisch, der mit einem Teil ja Beratungstisch ist, gar nicht machen wegen Haldenkultur! Was für einen Eindruck soll das auf unsere Klienten machen?

Ich bin schon gesundheitlich angeschlagen, vor Überbelastung. Mit dieser Kollegin sehe ich mich demnächst in der Reha-Klinik. Was soll ich bloß machen? Wie geht man in solch einem Fall vor?

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