all die heiligen Bücher sind ja nicht gleichsam wie Meteorgestein vom Himmel runtergefallen, fix und fertig, gedruckt, gebunden und mit hübschem Einband aus Schweins- oder Ziegenleder versehen. Dann könnten einfältige Pinsel glauben, dass das vom Uhrmacher stammt, der nicht nur alles gemacht hat, sondern sogar auch Bücher schreibt.
Aber all die heilig gesprochenen Bücher haben ja eine inzwischen bestens erforschte Entstehungsgeschichte, und die Textkritik ist linguistisch hervorragend ausgerüstet, Schicht um Schicht uralter, in Jahrhunderten enstandener Schriften zu sezieren und zu rekonstruieren. Ähnlich wie auch Kriminalisten Zeugenaussagen untersuchen auf Plausibilität, innere Widersprüche, sachlich falsche Behauptungen und nachgeschobene nachrationalisierte Falscherinnungen.
Dann muss man die Autorschaft eines göttlichen Wesen natürlich verwerfen. Und ebenso lässt sich dann auch die Hypothese nicht verifizieren, die zahlreichen, oft anonymen Autoren, Kompilatoren, Korrektoren seien besonders heilige, oder besonders inspirierte Menschen gewesen, die also Gott besonders gut verstanden hätten - dank besonders guten Gehörs oder anderer Sinnesorgane.
Alle diese heiliggesprochenen Bücher sind bloßes Reden über Gott. Und welches Niveau, welchen Verstand, welches Ethikverständnis und welche Weisheit diese Reden haben, das erschließt sich einem relativ schnell und deutlich beim Lesen.
Wenn ich etwa Passagen in der Torah oder Suren im Koran lese, und ich vergleiche das damit, was ich in beliebigen Dialogen des Sokrates oder des Konfuzius oder des Buddha lese, dann weiß ich zwar nach wie vor immer noch nichts über Gott, aber dafür sehr viel über das Gottesbild und die Gemütsverfassung der Autoren. Und dann erscheint es mir so, dass es sich weder um besonders heilige, ethisch hochstehende oder hochgebildete Menschen gehandelt haben kann. Und ich schließe dann all diese heiliggesprochenen Schriften, als dubioses, unbrauchbares Gerede, und bleibe bei Sokrates, Konfuzius und Buddha. Aus der gleichen historischen Ära.