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Die blaue Pille für den Mann

Hier in der Urologischen Klinik, in der ich tätig bin, wurde ein Flyer erstellt, um den Mythos über Potenzmittel mal etwas aufzudecken.
Falls es jemanden interessiert, durfte ich den Text (leider keine Bilder) dazu weitergeben.

Wie wirken Potenzmittel? Was passiert in meinem Körper?

Kurz gesagt: Diese Potenzmittel regen in erster Linie die Durchblutung an, indem sie die Gefäße erweitern. Und sie verhindern, dass sie sich zu schnell wieder zusammenziehen. In der Muskulatur der Blutgefäßwände kommt ein spezielles Enzym vor: Phosphodiesterase-5 (PDE-5). Dieses Enzym sorgt dafür, dass das Blut aus Schwellkörpern wieder zurückfließt. Medikamente wie Viagra wirken, indem sie dieses Enzym blockieren.

Werden die Blutgefäße am Penis erweitert, strömt bis zu 30-mal mehr Blut in den Schwellkörper. Die Folge: Der Penis versteift, allerdings hält das nicht ewig an. Doch nimmt man Viagra oder andere PDE-5-Hemmer, bleibt das Blut im Penis. Die Erektion hält länger an und ist meist auch stärker. Tatsächlich sind die Hemmstoffe der Phosphodiesterase-5 die ersten Potenzmittel, bei denen die Wirkung durch Studien eindeutig belegt wurde.

Bekomme ich durch Viagra automatisch eine Erektion?

Nein. Ein Potenzmittel verstärkt zwar die Wirkung, es löst aber selbst keine Erektion aus, erklärt der Androloge Dr. Christian Leiber-Caspers: "Nur, wenn wir in eine sexuell erregte Situation kommen, wenn bestimmte Signale da unten ankommen, dann werden diese Gefäße plötzlich weitgestellt."

Daher können die PED-5-Hemmer bei einer kompletten Impotenz, wenn etwa bei einer Prostata-Operation wirklich alle Nerven durchtrennt wurden, die zum Schwellgewebe des Penis führen, auch nicht zu einer Erektion verhelfen. Doch bei den meisten Prostata-Operierten ist nur ein Teil der Nerven geschädigt, für sie sind Viagra und Co. eine große Erleichterung.

Ab wann und wie lange wirkt Viagra?

Das ist je nach Dosis unterschiedlich. Es vergeht etwa eine Stunde, bis die Wirkung einsetzt. Der Wirkstoff muss ja erst einmal im Penis ankommen. Je nach Wirkstoff und Dosis kann die potenzunterstützende Wirkung dann 40 Minuten oder sogar einige Stunden anhalten.

Gibt es auch Viagra für Frauen?

Leider nein. PED-5-Hemmer wie Viagra wirken bei Frauen anscheinend nicht. Doch seit 2015 ist immer wieder von "Pink Viagra" die Rede, einem in den USA zugelassenen Medikament, genannt "Viagra für die Frau". Eine irreführende Bezeichnung, denn es handelt sich um ein völlig anderes Medikament mit dem Wirkstoff Flibanserin, der aber nicht auf die weiblichen Schwellkörper der Geschlechtsorgane einwirkt, sondern Neurotransmitter im Gehirn beeinflusst und angeblich eine antidepressive Wirkung hat. Doch auch das konnte nicht durch Studien belegt werden. In Deutschland ist Flibanserin nicht zugelassen.

Welche Nebenwirkungen und Risiken haben die Potenzmittel?

Die Steigerung der Durchblutung durch PED-5-Hemmer wie Viagra hat auch unangenehme Seiten. Weil sie die Blutgefäße nicht nur im Schwellkörper erweitern, kann ein Mann nach der Einnahme rote Ohren oder einen roten Kopf bekommen. Der Blutdruck sinkt, dadurch kann es einem schwindlig werden. Mitunter kommt es dadurch auch zu Sehstörungen.

Es kann aber auch richtig gefährlich werden, wenn der Blutdruck plötzlich stark sinkt. "Wenn der Blutdruck sinkt, schlägt das Herz typischerweise etwas schneller. Das ist für die meisten Männer gar kein Problem. Bei bestimmten Herzrhythmusstörungen, bei bestimmten Herzerkrankungen muss man vorsichtig sein. Deswegen ist es nach wie vor aus gutem Grund so: Das Medikament ist verschreibungspflichtig. Es muss also immer vorher von einem Arzt geprüft werden, ob der entsprechende Mann das Präparat nehmen darf".