Zerstreutes Hinausschaun und der Kaufmann - wie würdet ihr diese Parabeln von Kafka deuten, was ist eurer Meinung nach die Aussage?

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https://ultrakurz.wordpress.com/2008/08/11/zerstreutes-hinausschauen/

>Was werden wir in diesen Frühlingstagen tun, die jetzt rasch kommen? Heute früh war der Himmel grau, geht man aber jetzt zum Fenster, so ist man überrascht und lehnt die Wange an die Klinke des Fensters.
Unten sieht man das Licht der freilich schon sinkenden Sonne auf dem Gesicht des kindlichen Mädchens, das so geht und sich umschaut, und zugleich sieht man den Schatten des Mannes darauf, der hinter ihm rascher kommt.
Dann ist der Mann schon vorübergegangen und das Gesicht des Kindes ist ganz hell.

Als erstes muss man festhalten, dass Kafka hier einen klaren Hinweis gegeben hat, dass seine Gedanken sich nicht auf das reale Leben auf der Erde beziehen. Begründung: Wenn das Licht der Sonne ins Gesicht des Mädchens scheint und das Mädchen vorwärts geht, dann sieht es in die Sonne und der Mann hinter ihr, kann auf ihr Gesicht keinen Schatten werfen.

Es geht Kafka wie in fast allen seinen Kurzgeschichten um die Rätselhaftigkeit des Lebenssinns und die Suche des Menschen danach.

Der Beginn Kafkas Lebens ist mit dem Winter vergleichbar. Durch das "kindliche Mädchen" kommt Liebe ins Leben und Aussicht auf Besserung, die Frühlingstage. Er lehnt seine Wange an die Klinke des Fensters um die Wärme des Fenstergriffs zu spüren, den die Sonne überraschend erwärmen konnte.

Aber die Sonne geht schon bald unter, d.h. Kafkas Lebensende ist in Sichtweite. Der Schatten-werfende Mann ist eine Allegorie auf Gott oder den Tod. Seine Nähe ist bedrohlich, aber dann ist er auch schon vorbei und das Mädchen kann die ganze Wärme der untergehenden Sonne spüren, d.h. letztlich ist das Leben doch nicht so schlimm.

Ich habe das jetzt mal etwas mit den profanen Worten eines Naturwissenschaftlers und Atheisten analysiert. Du musst versuchen es etwas lyrischer auszudrücken ;-)